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Druckhaus Köthen Druckhaus Köthen: Namhafte Verlage sind hier Kunden

Von Ute Hartling 30.01.2001, 18:46

Köthen/MZ. - Ein ehemaliger Beschäftigter, Gerhard Voigtländer aus Köthen, der 33 Jahre lang im Druckhaus tätig war, schloss sich den Stadträten bei ihrer öffentlichen Sitzung an. "Bis vor zehn Jahren habe ich hier noch gearbeitet", erzählt er. "Ich wollte einfach sehen, was sich verändert hat, und das ist unheimlich viel", begründet er sein Interesse.

Das technisch veraltete Druckhaus, eine Hinterlassenschaft aus VEB-Zeiten, fiel mit der Wende zunächst an die Treuhand. "Als es dann stillgelegt werden sollte", blickt Rembert von Kerssenbrock zurück, "erfuhren wir von dem Betrieb."

Die Unternehmer aus dem Ruhrgebiet zeigten Interesse. Mit 28 Mitarbeitern begann man den Neuanfang. "Heute sind wir etwa 50", sagt der Junior-Chef. Hinzu kommen noch zwischen 10 und 20 Aushilfskräfte je nach Auftragslage.

Das Druckhaus Köthen habe sich in der deutschen Verlagswelt in den letzten Jahren wieder einen Namen gemacht, erläuterte Rembert von Kerssenbrock den Stadträten und zählte einige der Verlagshäuser auf, mit denen sein Unternehmen zusammenarbeit. Darunter der Fischer Verlag in Jena, der Hanser Verlag in München, der Thieme Verlag Stuttgart und der Eulenspiegel Verlag in Berlin. "Wir liefern unsere Druckerzeugnisse, Bücher und Zeitschriften in das gesamte Bundesgebiet und bereiten die Inhalte auf Wunsch für das Internet auf", sagt Rembert von Kerssenbrock.

Die Mitglieder des Ausschusses konnten sich beim Rundgang in allen drei Produktionsabschnitten umsehen, in der so genannten Medienvorstufe, im Druckbereich und zuletzt auch in der Buchbinderei, wo die gedruckten Buchseiten gefalzt und zu klebegebundenen Büchern verarbeitet werden. "Für die Festeinbände arbeiten wir mit Buchbindereien in Leipzig, Berlin und Stuttgart zusammen", erklärt Achatz von Kerssenbrock.

Ganz Neugierige durften anschließend auch einen Blick in das Allerheiligste, die kleine Bibliothek des Hauses werfen. In den Regalen befinden sich Exemplare vieler hier gedruckter Titel - vom Fachbuch für Physik bis hin zum Reiseführer und zum Kunstbuch. Darunter auch ein so außergewöhnliches Exemplar wie "Luthers Werken", an dem der Verlagskunde bereits seit drei Jahren arbeiten lässt. Das Buch ist teilweise in Hebräisch geschrieben. Fast 1000 Buchtitel sind im vergangenen Jahr im Druckhaus Köthen entstanden. Die Auflagenhöhe schwankt zwischen 500 und rund 25000 Stück. Letztere wurde zum Beispiel bei einem Buch über Bach erreicht.

Allein in den Maschinenpark des Unternehmens haben die Kerssenbrocks seit 1993 rund 10 Millionen Mark investiert. Viel Wert legt das Familienunternehmen auch auf die Ausbildung des eigenen Facharbeiternachwuchses. So sind derzeit wieder acht Lehrlinge im Druckhaus beschäftigt. "Leider haben wir aber das Problem, dass Lehrlinge nach der Ausbildung oft in die alten Bundesländer abwandern", bedauern die Geschäftsführer. Doch manchmal tritt auch der umgedrehte Fall ein. "Demnächst will ein Lehrling aus Bonn bei uns anfangen, weil wir einen so guten Ruf in der Fachwelt haben", sagt der Junior-Chef.

Da sich die Auftragslage des Köthener Unternehmens gut entwickelt hat, denkt man im Hause Kerssenbrock darüber nach, den Betrieb zu erweitern. "Doch das ist dann nicht mehr meine Entscheidung", sagt Achatz von Kerssenbrock, der seinen Geschäftsführerstuhl in absehbarer Zeit an seinen zweiten Sohn Falko abtreten will. Der plant derzeit den Umzug samt Familie vom Main an die Fuhne. "Ganz gleich, ob Sie sich entschließen, am jetzigen Standort zu erweitern oder auf der grünen Wiese zu bauen, wir werden ihre Anträge prüfen und tun, was wir können", erklärte Dezernent Kurt-Jürgen Zander bei einem Gespräch mit den Geschäftsführern. Diesen Standpunkt habe man übrigens schon bei einem Treffen im Dezember vertreten, bei dem auch Oberbürgermeister Rainer Elze das Druckhaus besichtigt hat.