Droh-Anruf am Morgen Droh-Anruf am Morgen: Bombendrohung gegen Schulen am Schillerpark in Dessau

Dessau-Roßlau - Der Platz vor der Grundschule in Nord war leer und still. Zu leer und zu still für die Zeit kurz vor 9 Uhr. „Das“, sagte Anhalts Kirchenpräsident Joachim Liebig vom Schulträger, „geht hier weit über einen Scherz hinaus.“
Kurz nach 5 Uhr hatte es am Donnerstag eine Bombendrohung gegen eine Schule am Schillerpark gegeben. „Der Notruf mit männlicher Stimme ging im Polizeirevier ein“, sagte Polizeisprecherin Doreen Wendland. „Der Hausmeister in der Sekundarschule an der Ringstraße hat den Anruf angenommen“, sagte Evelyn Neumann vom Landesschulamt in Halle. Der Widerspruch war nicht aufzuklären. „Wir“, sagte Wendland, „werden dem nachgehen.“
Die Bestrafung der „Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“ oder das Vortäuschen ist im Paragraf 126 des Strafgesetzbuches geregelt. Eine solche Tat wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft.
Die Drohung sorgte bei Dessau-Roßlaus Polizei für hektische Betriebsamkeit. Weil es mit der Evangelischen Grundschule und der Sekundarschule in der Ringstraße zwei Schulen am Schillerpark gibt, wurden beide Schulen alarmiert. Christine Werner, Direktorin der Evangelischen Grundschule, erhielt kurz nach 6 Uhr den Anruf. „Wir haben dann schnell entschieden, den kompletten Schultag ausfallen zu lassen“, sagte Werner. „Durch die Evakuierung der Schule hatten wir ja keine Räume, um die Schüler zu beaufsichtigen.“ Die Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen wollten, mussten eigene Lösungen finden. „Das ist auch größtenteils gelungen.“
In der Sekundarschule am Schillerpark entschied sich Direktor Ulf Stopperka für einen anderen Weg. „Da die meisten Kinder aus Nord sind“, erklärte Evelyn Neumann vom Schulamt, „wurden die Kinder noch einmal nach Hause geschickt.“ Als neuer Schulbeginn wurde 10 Uhr fest gelegt. „Das hat funktioniert.“
Die Polizei hatte am frühen Morgen in der Sekundarschule mit der Suche begonnen und dabei auch Sprengstoffsuchhunde im Einsatz. Gefunden wurde nichts. In der Evangelischen Grundschule konnte gegen 9.30 Uhr Entwarnung gegeben werden.
„Wir werden natürlich Anzeige erstatten“, sagte Kirchenpräsident Joachim Liebig vom Schulträger. „Wir hoffen, dass der Anrufer ausfindig gemacht werden kann.“ Denn nicht nur die Eltern hatten durch die Bombendrohung Ärger. „Heute war eigentlich Schwimm-Unterricht. Wir mussten den Bus abbestellen“, sagte Direktorin Christine Werner. „Und natürlich wurde auch das Mittagessen für unsere 164 Schüler nicht gebraucht.“
„Wir ermitteln wegen der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“, erklärte Polizei-Sprecherin Wendland den rechtlichen Rahmen. Der Grund bleibt ein Rätsel. „Prüfungszeit“, sagte Evelyn Neumann vom Schulamt, „ist jedenfalls noch nicht.“ (mz)

