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Drogen, Betrug und Rohheitsdelikte Drogen, Betrug und Rohheitsdelikte: Dessau-Roßlaus Polizeichef zur Kriminalität 2018

25.03.2019, 09:10
Seit Januar im Amt: Polizeichef Marcus Benedix
Seit Januar im Amt: Polizeichef Marcus Benedix Thomas Ruttke

Dessau - Weniger Straftaten, höhere Aufklärungsquote. Sogar die höchste, die in den vergangenen fünf Jahren erreicht wurde. Dessau-Roßlaus Polizeirevier veröffentlichte die Kriminalstatistik für 2018. Mit Revierleiter Marcus Benedix sprach MZ-Redakteurin Annette Gens.

Herr Benedix, wie kriminell ist Dessau-Roßlau?
Marcus Benedix: Es ist 2018 gelungen, die Kriminalität weiter zurückzudrängen. In der Stadt ereigneten sich 2018 insgesamt 7637 Straftaten. Das sind 608 Verfahren weniger als 2017. Dieser Rückgang zeigt sich am deutlichsten im Bereich der Diebstahlsdelikte. Rund 60 Prozent der Straftaten konnten aufgeklärt werden. So gut war dieser Wert seit fünf Jahren nicht mehr.

Hohe Aufklärungsquote bei personellen Engpässen. Klären weniger Polizisten mehr Straftaten auf?
Marcus Benedix: Wie schon erwähnt, wurde ein Rückgang an Diebstahlsdelikten verzeichnet. Darunter fallen zum Beispiel Fahrraddiebstähle, Kelleraufbrüche und damit Taten, nach denen Täter sehr schwer zu ermitteln sind und die Aufklärungsquote nicht sehr hoch ist. Im Gegensatz zu Delikten wie Körperverletzungen. Da gibt es immer Zeugen. Die, die darin verwickelt sind, kennen sich häufig. Da als Ermittler anzusetzen, ist wesentlich erfolgversprechender.

Statistik für Dessau-Roßlau lässt nicht ausschließlich positive Trends erkennen

Wo steht Dessau-Roßlau im Vergleich zum Land Sachsen-Anhalt?
Marcus Benedix: Das ist momentan schwer zu beantworten, denn ich kenne die Ergebnisse aus Magdeburg und Halle momentan nicht. Fakt ist aber, dass die Statistik für Dessau-Roßlau nicht ausschließlich positive Trends erkennen lässt.

Welche sind das?
Marcus Benedix:  Im vergangenen Jahr stieg beispielsweise die Zahl der sogenannten Rohheitsdelikte um 71 Straftaten auf 1.151 an. Dazu zählt Raub, räuberische Erpressung oder Körperverletzung. Die Anzahl der Raubstraftaten ist gegenüber dem Vorjahr um 30,9 Prozent gestiegen. Es gab 62 Körperverletzungsdelikte mehr, als 2017 (702 Fälle - die Red).

Dessauer Stadtpark hat als Drogenumschlagplatz an Relevanz verloren

Wie hat sich die Drogenszene in der Stadt entwickelt?
Marcus Benedix: Auch hier gibt es Ergebnisse, die niemanden zufriedenstellen können. Die Gesamtzahl der Rauschgiftdelikte ist 2018 gegenüber dem Vorjahr um 50,3 Prozent gestiegen. Es wurden 565 Fälle registriert. 2017 gab es 376. Positiv ist dabei: Die Aufklärungsquote liegt bei fast 95 Prozent. Viele Fälle wurden bei Polizeikontrollen aufgedeckt.

Noch vor einem Jahr wurde im Polizeirevier eingeschätzt, dass Crystal Meth in der Stadt auf dem Vormarsch ist. Wie sieht es heute aus?
Marcus Benedix: Nicht besser. Es liegt auch nicht allein in der Macht der Polizei, Drogenkriminalität zu stoppen. Da müssen viele in der Gesellschaft helfen. Wir können Taten aufdecken und aufklären. Wir wissen, dass Drogenmissbrauch keine Sache allein von Jugendlichen ist. Alle Altersklassen und alle Schichten der Gesellschaft sind betroffen. Es macht keinen Unterschied, ob man arm oder reich ist, jung oder alt. Was Crystal Meth betrifft, so sind die Auswirkungen besonders schlimm. Das Fatale: Diese Droge kann schon beim allerersten Gebrauch abhängig machen. Sie zerstört den Menschen komplett - die Persönlichkeit, das Gedächtnis, den Körper. Es ist sehr schwierig, mit Betroffenen eine Unterhaltung zu führen.

Ist der Stadtpark noch ein Schwerpunkt, wo Drogen gekauft werden können?
Marcus Benedix: Der Park hat nicht mehr die Bedeutung wie früher. Viele Geschäfte werden offenbar in Wohnungen abgewickelt.

Herr Benedix, heutzutage wird oft mit Hilfe des Internets betrogen. Wie ist die Entwicklung in Dessau-Roßlau?
Marcus Benedix: Insgesamt 1.335 Vermögensdelikte , und damit 160 mehr als 2017, zählt die Kriminalstatistik auf. Bei weit über 1.000 Taten handelte es sich um Betrug. Sowohl beim Warenkreditbetrug (370; Plus 58 - die Red) als auch beim Erschleichen von Leistungen (386; plus 91 - die Red) gab es mehr Taten als noch ein Jahr zuvor. (mz)