Dietrichshain Dietrichshain: Scheitert Projekt an Schlingnatter und Zauneidechse?

Dessau/MZ - „Wir wollen mit Sonne Strom erzeugen“, sagt Susanne Dinter. 1 500 Haushalte könnten vom Areal zwischen Dietrichhain und Hohe Straße versorgt werden. Doch das Projekt von Investor Hubert Loick kommt nicht recht voran. Aufgeschreckt, sagt Dinter, die die Investoren vertritt, habe die Ankündigung des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Spenden sammeln zu wollen für die „Rettung von Schlingnatter und Zauneidechse in Dessau“, weil deren Aus befürchtet wird. Dinter nennt das eine Aufwiegelung der Bevölkerung.
Lob von Kleingärtnern
Dinter und Sven Zeisberg, Planer der Anlage, schütteln den Kopf und befürchten eine weitere Verzögerung des Projektes. Der BUND wirft Investor und Stadtverwaltung in einem öffentlichen Aufruf vor, „an zum Teil rechtswidrigen Planungen“ festzuhalten. Sie entgegnen: „Seit Beginn des Planungsprozesses vor etwa 1,5 Jahren haben wir uns ordnungsgemäß an Recht und Gesetze gehalten, um überhaupt eine Baugenehmigung für die Photovoltaik-Anlage zu erhalten.“
Das Bauleitplanverfahren sei ordnungsgemäß durchgeführt worden, sagt Dinter. „Anregungen und Bedenken aus der Bevölkerung wurde in vielerlei Hinsicht bereits bei der Entwurfserstellung Rechnung getragen.“ Sie verweist darauf, dass nach Protesten von Anwohnern am Dietrichshain ein Kompromiss geschlossen wurde. Nunmehr sollen 7,5 Hektar Fläche bebaut werden. „Vier Hektar werden nicht bebaut“, sagt Zeisberg und verweist auf das Areal westlich der Wohnbebauung im Dietrichshain.
Geplant war im Bereich Hohe Straße, DB-Instandsetzungswerk und Dietrichshain eine Photovoltaikanlage auf 11,5 Hektar zu errichten. Rund 26 500 Module sollten verbaut werden. Nach Protesten von Anwohnern ist die zu bebauende Fläche auf 7,5 Hektar reduziert worden. Gegenüber der Wohnbebauung im Dietrichshain wird auf Solarmodule verzichtet.
Gegenwind erhält das Projekt vom Bund für Umwelt und Naturschutz, der um Schlingnatter und Zauneidechse besorgt ist. Laut Investor aber habe der BUND die Tiere nur im Bereich des stillgelegten Bahndammes nachgewiesen - außerhalb des Planungsgebiets.
Auf der zu bebauenden Fläche wiederum sollen die Photovoltaikanlagen bodennah errichtet werden, um Auswirkungen auf das Orts- und Landschaftsbild zu minimieren. „Die Höhe der Solarmodule wird einen Meter nicht überschreiten, so dass die Anlage kaum sichtbar sein wird“, erklärt er. Mit Vertretern der Bürgerinitiative ist eine Zaunbepflanzung geplant. „Die Kosten wird Herr Loick übernehmen.“
„Wir sind oft vor Ort gewesen und auch mit der Kleingartenanlage im Gespräch. So haben wir darauf Rücksicht genommen, dass die Kleingartenbesitzer weiterhin eine Parkmöglichkeit für ihre Autos haben“, erklärt Susanne Dinter. Hannelore Jäckel, Vorsitzende der Kleingartensparte Reichsbahn Dessau-Süd, bestätigt das. Sie selber sei auf Investor Loick zugegangen, sagt die Dessauerin, und habe die Wünsche der Kleingärtner geäußert. Sowohl ein Fußweg entlang der Mauer zum DB-Werk wurde daraufhin zugesichert, als auch Platz, um die Autos abzustellen. „Wir sind immer in die Planungen einbezogen worden“, sagt Jäckel und kann nicht klagen. Die Aufregung um die Schlingnatter hingegen versteht sie nicht. „Wir haben hier noch nie eine gesehen.“
Auch mit der Dessauer Kreisgruppe des BUND haben Planer und Investoren versucht, Gespräche zu führen. Die Kreisgruppe hatte den Investoren vorgeworfen, dass Stadt und Investor ohne Untersuchungen behauptet hätten, dass keine geschützten Tiere auf der Fläche vorkommen. Dabei würden dort, so der BUND, Schlingnatter und Zauneidechsen leben.
60 000 Euro bereits investiert
Das Angebot der konstruktiven Zusammenarbeit aber hätten die Umweltschützer nicht angenommen, beklagen Dinter und Zeisberg regelrechte Feindlichkeit, die dem Projekt von dieser einen Seite entgegenschlägt. „Es sind bereits 60 000 Euro für das Anlegen von Habitaten für diese Tiere investiert worden und zwar ohne Garantie auf den Erhalt einer Baugenehmigung“, erklärt Zeisberg und widerspricht dem BUND, dass hier seltene Tierpopulationen vor dem Aus stehen. In einem weiteren in Auftrag gegebenem Gutachten, erläutert Dinter, wurde das Planungsgebiet nochmals untersucht, um herauszufinden, wie viele dieser Tiere hier wirklich vorkommen. Es seien zwei Handvoll. „Diese Tiere leben direkt am Bahndamm, weil dort die Lebensbedingungen optimal sind. Dieses Grundstück gehört jedoch nicht Herrn Loick und ist demnach nicht Bestandteil des Plangebietes“, erklärt sie, enttäuscht darüber, dass der BUND nicht an einer gemeinsamen Lösung interessiert sei. Stattdessen „wurde die unerfüllbare Forderungen gestellt“.
Sollte die Photovoltaik-Anlage stehen, dann entwickele sich das Gebiet zum Biotop, sind die Investoren überzeugt. Denn die Anlage werde mit einem Zaun umgeben, der bis zum Boden reicht. „Sollten die Tiere dann ihren Lebensraum vom Bahndamm hin auf das Gebiet ausweiten, ist sogar mit einer Erhöhung der Population zu rechnen. Die Anlage selbst wird nach Abschluss der Montagearbeiten nur noch zu Wartungszwecken und für die Pflege betreten“, sagt Dinter.