Die Wandlung des Michèl Korpas Die Wandlung des Michèl Korpas: Vom "Couch Potato" zum "Dessau-Ninja"

Dessau - Etwas überraschend kommt schon, was einen erwartet, wenn Michél Korpás die Tür zu einem seiner „Trainingsräume“ öffnet. Sechs Monate hat der Dessauer gebaut, geschraubt und montiert, sein klares Ziel fest im Blick.
Auf über 200 Quadratmetern haben sich Dachboden und Erdgeschoss seines Mehrfamilienhauses in einen „Ninja“-Trainingsparcours verwandelt. Stahlringe, Holzteller, Autoreifen und vieles mehr hängen von der Decke. Utensilien, die das ungeübte Auge nicht unmittelbar mit Kraftsport assoziieren würde.
Im September 2017 hat die sportliche Totalkehrtwende begonnen
Ungefähr im September 2017 beginnt die sportliche Totalkehrtwende von Korpás Fahrt aufzunehmen. „Vom Couch-Potato zum Dessau-Ninja“, hat der 47-Jährige, schmale Figur, freundliches Lachen, an einem Sonnabend auf seinem neongelben Shirt stehen. Ein Satz, der mehr ist als nur ein Motto. Er bringt die Geschichte auf den Punkt. „Die Geschichte, auf die auch RTL sehr viel Wert legt beim Casting“, ist sich Korpás bewusst.
Mit 46 sah er „Ninja Warrior“ das erste Mal. Eine Casting-Show des Kölner Privatsenders, bei dem die meist sehr sportlichen Kandidaten einen anspruchsvollen Parcours aus Hindernissen in kurzer Zeit überwinden müssen. Muskelkraft ist gefragt, aber auch Ausdauer und Schnelligkeit. „Nicht zu vergessen die Psyche“, sagt Frank Mehle, Fitnessprofi und Trainer von Korpás. „Wenn man da oben steht, musst du den Hauptschalter umlegen und den Fokus auf dich und den Parcours legen. Das ist Kopfsache.“
Michèl Korpas unterlag am Anfang einer "fatalen Fehleinschätzung"
Schnell war für Korpás damals ein Entschluss gefasst. „So schwer kann das nicht sein“, dachte er und gibt heute seine „fatale Fehleinschätzung“ zu. Abgesehen von einigen Jahren in der Billard-Liga war regelmäßiger Sport bis dahin kein fester Bestandteil seines Alltags, erinnert sich der Familienvater.
Doch der Ehrgeiz hatte ihn gepackt. Sein großes Ziel: in die Show zu kommen. Die Bewerbung wenige Tage vor Ablauf der Frist verschickt. Im Januar 2018 flatterte die frohe Kunde ins Haus- die Einladung zum Casting nach Hamburg.
Wenige Tage vor dem Termin dann die Ernüchterung. Ein grippaler Infekt machte seinen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Zum Casting fuhr er trotzdem, ohne seine eigentliche Leistung wirklich abrufen zu können. Es kam, wie es kommen musste. Das frühe Aus. Ein herber Rückschlag, der dem Ehrgeiz des Dessauers jedoch keinen Abbruch tat.
Auf dem Dachboden ist ein kleines "Ninja-Paradies" entstanden
„Ich wollte einfach weitermachen“ - von nun an für die kommende Staffel der Show im neuen Jahr. Krankheitsbedingt musste das Training weitere Monate pausieren, er nutzte die Zeit zum Umbau. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein wahres Kletter- und Kraftsportparadies ist nahe des Dessauer Zentrums entstanden. Ein „Ninja Paradise“, so lassen es die Logos an den Wänden verlauten, das nach außen eine gewisse Anziehungskraft besitzt.
Regelmäßig erhält der „Dessau-Ninja“ Anfragen über soziale Netzwerke von Gleichgesinnten – zum Teil aus halb Europa. Im vergangenen Herbst lernte er so Frank Mehle kennen. Seitdem trainieren die beiden zwei- bis dreimal die Woche gemeinsam im selbstgebauten „Ninja Park“. „Michél wollte damals einfach zu viel“, sagt Mehle rückblickend über Korpás erstes Casting.
„Manchmal ist weniger mehr“, spricht der erfahrene Kraftsportler von Regenerationspausen und Trainingsplänen, welche ebenso die Lebensweise und Ernährung berücksichtigten. Am Ende käme es auf ein Ganzkörpertraining an, da sind sich die Ninja-Warrior-Begeisterten einig. Ihre Bewerbungen für die Castings im nächsten Monat haben sie bereits eingereicht. Beide wollen sie es in die Show schaffen, möglichst einige Runden weiterkommen.
Der Weg in die Show ist kein leichter
Der Weg dorthin ist kein leichter. Während in der Show ein bis dato unbekannter Parcours wartet, kommt es zu den Auswahlterminen auf allgemeine körperliche Fitness an. Das weiß Klaus Gärtner nur zu gut. Der 61-Jährige, der mit bei Korpás zu Gast ist, nahm bereits zweimal an der Sendung teil, brachte das Casting erfolgreich hinter sich. „Adrenalin pur“, beschreibt der Berliner das Gefühl, plötzlich unter den Augen von Millionen an Fernsehzuschauern im Rampenlicht zu stehen. Von den Kletter- und Haltefertigkeiten des Dessauers als „Senkrechtstarter in der Szene“ zeigt er sich „schwer beeindruckt“. Nur kräftemäßig, was die Arme angeht, müsse er noch dranbleiben, gibt Korpás selbst zu. „Ein bisschen Zeit bleibt ja aber noch.“
Frank Mehle, der ursprünglich als Ringer begann, hat Pläne, um Abhilfe zu schaffen. „Ein bisschen wird das wohl wie im Boot Camp“, verspricht der 58-Jährige lachend. „Eine besondere Macke muss man schon haben, um das zu machen.“
Korpas Familie hat sich mit der "Macke" abgefunden
Korpás’ Familie hat sich damit abgefunden. „Nur am Anfang musste meine Frau sich daran gewöhnen“, sagt Korpás, der beruflich ab Januar den Schritt in die Selbstständigkeit wagt. Unabhängig vom Abschneiden bei „Ninja Warrior“ möchte er an seinem Sport festhalten, da ist er sich sicher. Eine Trainingspause über die Feiertage gab es deshalb nicht. (mz)