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Die kleinste Werkstatt der Metall-Innung

Von Claus Blumstengel 15.03.2007, 18:09

Roßlau/MZ. - Inhaber bzw. Vertreter von 15 Handwerksbetrieben der Metall-Innung aus dem Landkreis Anhalt-Zerbst nutzten die Gelegenheit, sich vor der turnusmäßigen Innungsversammlung über die Arbeit ihres Berufskollegen zu informieren, unter ihnen Roland Rudley (Schlosserei, Schmiede) aus Coswig, Dieter Bartholomäus als Vertreter der von seinem Sohn geführten Metallbaufirma in Schweinitz, Jürgen Graßhoff (Schilder und Werbung) aus Zerbst, Manfred Erxleben von der Firma ER+TE Stahl-und Metallbau GmbH Zerbst, Lothar Geue, Landtechnik Loburg, Gerald Bauer, Betriebsleiter des Fahrzeug- und Metallbaus Zerbst sowie als Gastmitglied Axel Schreck, Inhaber des Metall-Fachgroßhandels Zerbst.

Innungs-Obermeister Klaus Partheil jun. begrüßte seine Berufskollegen "in der kleinsten Werkstatt der Innung". Bisher habe man ausschließlich Betriebe des "klassischen Metallbaus" besucht, doch diesmal, so kündigte Partheil an, erwarte die Handwerksmeister etwas Besonderes. "Denkmalpflege im Metallhandwerk" lautete das Thema. Das Metier des Gastgebers Sven Ballandat, Vorstandsmitglied der Metall-Innung, sind nämlich überwiegend nicht herkömmliche Schweiß- und Schlosserarbeiten. In der 1934 von seinem Großvater Paul Becker gegründeten Werkstatt erledigt er zum großen Teil Aufträge des Denkmalschutzes, restauriert unter anderem historische Dachrinnen, Türen und Kirchturmkugeln. Auftraggeber sind Kommunen, Kirchengemeinden und Privatpersonen. Jüngste Arbeit Ballandats war die Kirchturmspitze mit vergoldetem Kreuz an St. Marien in Roßlau. Auch Teilen des Rathauses in Bremen hat er vor einiger Zeit zum alten Glanz verholfen.

Und noch eine Besonderheit zeigte der Roßlauer Handwerksmeister seinen Gästen: Viele Werkzeuge und Maschinen in seiner Werkstatt, wie Rundstahl- und Flachstahlschere, Abkantbank und Amboss stammen noch aus der Zeit des Großvaters. Das älteste Werkzeug - ein Balancier (Spindelpresse) - sogar aus dem Jahr 1920. Zwar sei die Reparatur eines solchen Geräts oftmals aufwändiger und teurer als eine Neuanschaffung, "aber Kirchturmspitzen und Wetterfahnen behalten den Geist ihrer Zeit, wenn sie mit diesen alten, längst verloren gegangenen Handwerkstechniken und den historischen gusseisernen Maschinen mit ihren faszinierenden Formen" aufgearbeitet würden, ist Sven Ballandat überzeugt. Er informierte seine Kollegen auch über die Geschichte der Werkstatt, in der sein Großvater bis zu seinem 84. Lebensjahr 1990 gearbeitet hat.

Wie Ballandat weiß auch Obermeister Klaus Partheil jun., dass Auftraggeber es am liebsten nur mit einer einzigen Firma zu tun haben möchten. Dem trage der Gastgeber mit seiner umfassenden Ausbildung Rechnung. So hat der Roßlauer neben den Abschlüssen als Klempnermeister und Metallbaumeister das Zertifikat "Geprüfter Restaurator" erworben, in einem Restauratoren-Studium in Venedig den "Master"-Abschluss mit der Note "sehr gut" errungen und Betriebswirtschaft studiert.

Anschließend ging es auf der Innungsversammlung im Roßlauer "Bräustüb'l" um die Zukunft der Metall-Innung nach der Gebietsreform. Werden die 22 Handwerksmeister, die sich über die vergangenen Jahre zu einer festen Gemeinschaft gefunden haben, ab Juli 2007 organisatorisch in alle Himmelsrichtungen zerstreut, wie es dem Landkreis Anhalt-Zerbst geschieht? Die Kreishandwerkerschaften Anhalt-Zerbst und Bitterfeld werden sich voraussichtlich zusammenschließen, informierte Obermeister Klaus Partheil jun. Für die Innungen selbst bestehe jedoch keine Pflicht zu fusionieren. Man sei sich einig, als Metall-Innung Anhalt-Zerbst bestehen zu bleiben, stellte der Obermeister fest. Für die Mitglieder habe der territoriale Bezug eine größere Bedeutung als Verwaltungsgrenzen. Selbstverständlich könnten Innungsmitglieder, zum Beispiel aus dem Loburger Bereich, auch in die Innung des Jerichower Landes wechseln. "Es kommt darauf an, wo sich die Handwerksmeister besser betreut und aufgehoben fühlen", sagte Partheil gegenüber der MZ.