Die hohe Schule am Himmel
Dessau/MZ. - Allerdings verfügt der Verein über kein kunstflugtaugliches Flugzeug, so dass die Drei ihr Kunstflug-Training auf eine Woche pro Jahr konzentrieren. In der vergangenen Woche war es wieder so weit: Täglich von 9 bis 17 Uhr starteten sie zu ihren Kunstflügen. Die Segelflieger des Vereins, so Pressewart Hans-Georg Landes, beendeten mit diesem Höhepunkt zugleich die diesjährige Saison.
Als kompetenter Partner - und mittlerweile guter Freund - steht den Dessauern seit drei Jahren Holger Schinkel zur Seite, ein hauptberuflicher Fluglehrer von der Segelflugschule Oerlinghausen (bei Bielefeld). "Wir haben uns vor fünf Jahren bei einem England-Rundflug kennen gelernt", erzählte Helmut Dreyer, der die Kunstflug-Woche gemeinsam mit Michael Theune und Rolf-Dieter Peters absolvierte. Ideal für die Dessauer ist dabei, dass Schinkel auch gleich noch das Flugzeug mitbringt: einen kunstflugtauglichen Doppelsitzer "ASK 21". "Ich komme gern nach Dessau", sagte Schinkel, der im Klubhaus der Flieger übernachtete, "es ist ein schöner Flugplatz, und auch die Stadt gefällt mir."
Wie er erläuterte, muss der Luftraum für einen Kunstflug bei der Deutschen Flugsicherung extra angemeldet werden. Dabei handelt es sich sozusagen um einen Würfel mit der Kantenlänge 1 000 Meter. In dieser "Box" in 1 200 Meter Höhe absolvieren die Kunstsegelflieger einzelne Elemente oder ein bestimmtes Programm. Um einen Looping (Überschlag), einen Turn (Kehre) oder eine Rolle (Drehung um die Längsachse) zu fliegen, komme es vor allem auf die richtige Eintritts- und Austrittsgeschwindigkeit an, so Schinkel. "Dabei kann ein Pilot auch durchaus mal an Grenzen stoßen. Aber dafür ist ja der Fluglehrer da, um rechtzeitig einzuschreiten." Von den höheren Anforderungen beim Kunstflug und dem Training der Reflexe profitierten die Piloten natürlich auch beim normalen Segelfliegen. "Sie haben mehr Sicherheit bei der Bewegung im Raum."
"Es ist anstrengender als ein normaler Flug", sagte Helmut Dreyer. "Aber es macht Spaß." Auch das Wetter in der vergangenen Woche spielte mit. "Es war sehr gut. Der Himmel muss nämlich möglichst wolkenfrei sein. Nur manchmal hatten wir ein paar Schwierigkeiten mit dem Wind." Die nächste Kunstflugwoche ist bereits fest eingeplant. "Ich komme gern wieder", sagte Fluglehrer Schinkel, der am Wochenende die Heimreise antrat.