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Dicke Frauen treffen auf dicke Farbe

Von Thomas Altmann 17.01.2005, 16:16

Dessau/MZ. - Randexistenzen

Aber halt! Es ist nur ein Bild, gemalt, gerahmt und ausgestellt von Thomas Fochmann. Vor gut zwei Jahren hat der 1963 in Dessau geborene Maler, ein Autodidakt, der recht unbefangen die Handschriften der Großen zitiert, schon einmal das Galeriecafé mit einem beinah brutal beschaulichen Konvent von Randexistenzen bevölkert.

Geboten wurde damals ein polterndes Sammelsurium ungeschminkter Seelenporträts, die ohne intellektuelle Kosmetik offenbar direkt aus dem Bauch auf den Malgrund geschleudert wurden. Waren der erfrischenden Dynamik dabei auch viele malerische Details geopfert worden, so war die Begegnung mit dem Tod aus der Froschperspektive, dem blasswangigen Mädchen, das gleichermaßen reif ist für Pubertät und Altersheim, dem Strichjungen, der mit dem Körper seine Seele verkauft, der verbitterten Alten oder dem grünen Lurchgesicht der Galeristin dennoch ein Erlebnis, direkt und atemlos.

Jetzt sind die malerischen Lücken kleiner. Ein Teil der Lebendigkeit ist geblieben, aber sie erscheint, wenigstens in dieser Auswahl, nicht mehr so dreist, so einfach und so zwingend. Die Ausstellung pendelt zwischen zwei Polen. Da sind das die Form wahrende, auf Typen zielende Porträt und die jede Form sprengende spontane malerische Aktion. Fochmann versucht zuweilen offenbar seine unbändige Malwut direkt aufs Papier zu spritzen, um den Malvorgang selbst zu thematisieren. Hier mag er feinnerviger, raffinierter geworden sein. Vergleichsweise aber bleiben diese Bilder doch zahme Ornamente des Innenlebens.

Gezeigt werden zudem Gewebe aus Farbe, die Suche nach Kontrasten und Strukturen. Auf dem Bild "Heißer Sommertag" treffen sich dann auf dem nackten Körper einer ermatteten Frau die schnellen Gesten und die beredte Form. Amor ist eine Fratze, und irgendwo glüht eine Dame so rot, dass es peinlich ist.

Ruhmlose Helden

Die kleine Auswahl aus seinem endlosen Heer der ruhmlosen Helden, die auf unverblümt drastische, aber auch empfindsam menschliche Art die menschliche Gesellschaft befragen, konzentriert sich diesmal auf einige beleibte Damen. Dabei sind gerade diese Porträts vom Rand, die Typen neben der Reihe Fochmanns verletzbare Stärke. Neben der dicken Hure thront ein weites Weibsbild, deren fleischliche Fülle das mächtige Querformat feist besetzt. Ihre Geräumigkeit sprengt sogar den Rahmen. Fochmann könnte das auf seine Art wohl auch, wenn er nur nicht auf Kosten der Ursprünglichkeit zu taktieren beginnt.