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Prostatakrebs Diakonissenkrankenhaus Dessau: Gezieltere Behandlung von Prostatakrebs durch neues Hightech-Verfahren

11.12.2016, 13:00
Das Hightech-Verfahren zur Prostatabiopsie erlaubt dem urologischen Behandlungsteam im Diakonissenkrankenhaus Dessau ab sofort eine noch zielgenauere Erkennung von bösartigen Tumoren an der Prostata.
Das Hightech-Verfahren zur Prostatabiopsie erlaubt dem urologischen Behandlungsteam im Diakonissenkrankenhaus Dessau ab sofort eine noch zielgenauere Erkennung von bösartigen Tumoren an der Prostata. BK Ultrasound

Dessau - Bei der Behandlung von Prostatakrebs beschreitet das Anhaltische Diakonissenkrankenhaus neue Wege. Seit wenigen Wochen wird im Krankenhaus in der Gropiusallee in der regulären Patientenversorgung die sogenannte Fusionsbiopsie angewendet.

Voraussetzung war die Anschaffung neuer Technik. 90.000 Euro investierte das Dessauer Krankenhaus. Über die neue Behandlungsform soll am Dienstag, 13. Dezember, öffentlich informiert werden.

Krankenhaus kooperiert mit Radiologischen Gemeinschaftspraxis Schlötzer

Die Einführung der Fusionsbiopsie wird durch die enge Zusammenarbeit des Diakonissenkrankenhauses und der Radiologischen Gemeinschaftspraxis Schlötzer ermöglicht, erklärte Prof. Udo Rebmann, Chefarzt der Klinik für Urologie, Kinderurologie und urologische Onkologie sowie Leiter des Prostatakarzinomzentrums am Dessauer Diakonissenkrankenhaus.

„Erfahrungsgemäß bilden sich an der Prostata häufig mehrere, eher kleinere und heterogen verteilte Tumoren. Die neue Methode weist uns nun viel genauer den Weg zu den Stellen, die von Krebs befallen sind. Auf diese Weise lassen sich vor allem die hochgradig lebensgefährlichen Karzinome besser aufspüren und gezielt ausschalten.“

Die neue Methode werde seit zwei Jahren wissenschaftlich diskutiert und seit rund einem halben Jahr in Deutschland angewendet. „Sie verspricht mehr Sicherheit in der Diagnostik bei der Behandlung von Prostata-Krebs“, versichert Rebmann.

Die genaue Position des Tumors wird mit einem Fadenkreuz markiert

Unter Leitung von Udo Rebmann wurde das neue Behandlungsverfahren im Prostatakarzinomzentrum der Diakonissenanstalt zunächst eingehend fachlich geprüft und für gut befunden. Bei der neuen Behandlungsmethode wird im ersten Schritt die Prostata mittels einer Magnetresonanztomografie (MRT) in der Radiologischen Gemeinschaftspraxis Dessau durch den Nuklearmediziner Dr. Peter Heintz untersucht und ein genauer Befund zum Tumorbefall erstellt.

Bei der sich anschließenden Prostatabiopsie im Diakonissenkrankenhaus können diese Aufnahmen dank einer speziellen Softwarelösung direkt auf dem Ultraschallgerät angezeigt werden, das Behandlungsteam als bildgebendes Verfahren durch den Eingriff leitet.

Die genaue Position des bösartigen Tumors ist im übertragenen MRT-Befund mit einem Fadenkreuz markiert, ein zweites Fadenkreuz zeigt dem Urologen die genaue Position der von ihm geführten Ultraschallsonde an.

Mit Geschick navigiert er diese so lange, bis sich beide Markierungen übereinander befinden und somit deckungsgleich sind. Anschließend kann er den Tumor an dieser Stelle mit einer im Schallkopf befindlichen Nadel punktieren.

Jährilich 63.700 Neuerkrankungen an Prostatakrebs in Deutschland

Prostatakrebs belegt im Ranking der männlichen Tumorerkrankungen einen traurigen Spitzenplatz. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts werden jedes Jahr in Deutschland rund 63.700 Neuerkrankungen diagnostiziert. Mit der Fusionsbiopsie hat das Diakonissenkrankenhaus Dessau ein neues Hightech-Verfahren in sein urologisches Leistungsspektrum aufgenommen, das eine viel zielgenauere Erkennung und Lokalisierung von bösartigen Tumoren an der Prostata ermöglicht.

Von der neuen Behandlungsmethode profitieren viele Patienten in Sachsen-Anhalt. Im Prostatakarzinomzentrum werden Patienten aus Dessau-Roßlau sowie den umliegenden Landkreisen behandelt. Auch aus dem Harz oder der Altmark kommen Patienten, die im Diakonissenkrankenhaus Hilfe suchen.

Am Dienstag, 13. Dezember, wird das neue Verfahren im Rahmen einer Informationsveranstaltung erstmals öffentlich vorgestellt. Die Veranstaltung findet um 16 Uhr in der Laurentiushalle des Diakonissenkrankenhauses, Gropiusallee 3, statt. Sie dauert etwa drei Stunden. Der Eintritt ist frei.

Bessere Behandlungsansätze

Auf der Veranstaltung wird auch über neuartige Behandlungsansätze in der Prostatakrebstherapie gesprochen, die immer besser auf den einzelnen Patienten zugeschnitten sind. Dazu zählen moderne Medikamente, die spezielle Rezeptoren an bzw. in den Krebszellen blockieren und damit das weitere Wachstum und Ausbreiten eines Tumors verhindern können.

Zur neuen Behandlungsphilosophie bei Prostatakrebs gehört auch, im Einzelfall deutlich früher mit einer Chemotherapie zu beginnen und auch dann noch zu operieren, wenn sich bereits Metastasen in anderen Körperregionen gebildet haben. „Die moderne Prostatakrebsbehandlung wird immer individualisierter und dabei effektiver“, erklärt Rebmann. „Sie wird aber auch immer komplexer und komplizierter.“ (mz/age)