1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Dessauer Mieterbund: Dessauer Mieterbund: Ruhe nach dem Sturm

Dessauer Mieterbund Dessauer Mieterbund: Ruhe nach dem Sturm

Von Danny Gitter 06.11.2015, 08:28

Dessau-Rosslau - Es war im Mai 2014, als Gabi Perl mit großer Mehrheit auf der damaligen Jahreshauptversammlung des Dessauer Mietervereins als Vorsitzende für vier weitere Jahre im Amt bestätigt wurde. Mit Gabriele Mettendorf als Stellvertreterin und Hannelore Pasch sowie Thomas Krüger als Beisitzer sollte das Führungsquartett 100 Prozent für die Interessen der Mieter in der Stadt geben. Doch es folgte beinahe eine Bruchlandung.

„Wir sind im letzten Jahr etwas dolle durchgeschüttelt worden. Es war ein turbulentes Jahr“, zieht Perl Bilanz. Aus Altersgründen hatte sich Hannelore Pasch, die langjährige Rechtsberaterin des Dessauer Mieterbundes, in den Ruhestand verabschiedet. Ihr Nachfolger war langzeitkrank. Mieteranliegen blieben lange liegen. Andrea Rehse vom Köthener Mieterverein unterstützte die Dessauer nach Kräften, um die Rechtsberatung nicht vollständig erlahmen zu lassen.

Doch eine Dauerlösung konnte das nicht sein. Seit September dieses Jahres kümmert sich nun an bis zu zwei Tagen in der Woche der Leipziger Rechtsanwalt Stefan Richter in der Dessauer Geschäftsstelle des Deutschen Mieterbundes in der Rabestraße 4 um die juristischen Anliegen der Mieter. Sehr oft geht es dabei um Unstimmigkeiten bei der Betriebs- und Heizkostenabrechnung.

Hier läuft wieder alles in geordneten Bahnen. Und auch an anderer Front ist wieder etwas ruhiger geworden. Auch im Vorstand selbst war es nach den Worten der Vorsitzenden gelinde drunter und drüber gegangen. Perl war nach ihrer Wiederwahl selbst lange krankgeschrieben gewesen. In der Abwesenheit gab es Streit im Vorstand. Perl spricht von „selbst ernannten Glücksrittern, die persönliche Interessen über die des Vereins stellen wollten“. Die ganze Sache endete im juristischen Streit und mit dem Ausschluss eines Beisitzers aus dem Vorstand. Mehr möchte Perl dazu nicht mehr sagen. Auf der in diesem Jahr deshalb verspätet einberufenen Jahreshauptversammlung im Oktober wurden die Landesvorsitzende des Deutschen Mieterbundes, Ellen Schulz, und ihr Stellvertreter Jens Peinelt als neue Beisitzer in den Vorstand gewählt, nachdem auch Hannelore Pasch als Vorstandsmitglied zurückgetreten war.

Wohnen als soziales Gut

Mit neuer Rechtsberatung, neuen Kräften im Vorstand und mit Sabine Nindelt, einer mittlerweile etablierten Mitarbeiterin in der Büroorganisation, soll sich der Mieterbund nun wieder auf seine eigentlichen Arbeiten konzentrieren. Wohnen sei ein soziales Gut, erinnerte Perl. „Wohnung weg, Schulden weg: Das kann doch nicht der Tenor zum Stadtumbau-Prozess sein“, appelliert Perl an die Wohnungsunternehmen und die Politik der Stadt. Es gebe eine gewisse Notwendigkeit, bei sinkender Bevölkerungszahl Wohnungen vom Markt zu nehmen. Perl sieht aber Abrisskündigungen in diesem Zusammenhang skeptisch, bei denen die Kosten für einen notwendigen Umzug von den Wohnungsunternehmen nur anteilig getragen werden und die gekündigten Mieter plötzlich sehr viel höhere Mieten als in ihren Altverträgen tragen müssen.

Obwohl es ihr als SPD-Stadträtin fern liegt, sozial Schwache gegen Flüchtlinge auszuspielen, verweist Perl auch darauf, dass durch die dezentrale Unterbringung von Asylsuchenden Wohnraum mit niedrigen Mieten in der Stadt knapper wird. „Daran müssen wir um des sozialen Frieden willens arbeiten“, mahnt Perl die Politik und Wohnungswirtschaft. (mz)