Dessauer Kimono-Hemd Dessauer Kimono-Hemd: Designer aus Regensburg hat Kleidungsstück im Bauhausstil entworfen

Dessau/Regensburg - Ein „Dessauer Kimono-Hemd im Bauhausstil“ taucht auf am Modehimmel. Pünktlich zum Auftakt des Jubiläumsjahres „100 Jahre Bauhaus“ Mitte dieser Woche. Aber nicht in Weimar, Dessau oder Berlin, sondern im tiefsten Bayern. Genauer gesagt: im Atelier der Maßschneiderei Paul Leu in Regensburg.
Das Hemd ist von schlichtem Design in typisch östlicher Wickeloptik mit klassisch schwarzem Aufputz am Kragen. Geschaffen hat das Kimono-Hemd der Modeschöpfer und Schneidermeister Paul Georg Syrnicki, der unter dem Label Paul Leu und einem Löwenkopf-Logo seit 2012 ein eigenes Atelier führt. Eine Verbindung zum Bauhausstil erschloss sich dem 39-jährigen Regensburger fast zwangsläufig. „Wer mit Design zu tun hat, kommt am Bauhaus einfach nicht vorbei.“
„Das Kimonohemd ist ein Kleidungsstück, das mitwächst und sich den Bedürfnissen des Körpers anpasst“
Das Wort Mode nimmt Syrnicki dabei gar nicht so gern in den Mund und spricht lieber von Kleidung. „Alltagskleidung wird heute selten neu kreiert. Weil es schon so Vieles gibt.“ Und die Konsumgesellschaft verführe dazu, jedes Jahr den Kleiderschrank neu zu bestücken, macht sich der Schneider mehr Gedanken darum, Kleidung nachhaltig zu gestalten.
„Das Kimonohemd ist ein Kleidungsstück, das mitwächst und sich den Bedürfnissen des Körpers anpasst“, hat der Schneider in seiner jüngsten Kreation eine neue Form für Schulter, Armkugel und Achsel entwickelt. Die ergonomisch geschnittenen Ärmel gewähren großzügige Armfreiheit.
Kleidung ist für Syrnicki vor allen Ausdrucksmittel der Persönlichkeit ihres Trägers. „Und dafür sollte sie der vorhandenen Architektur des Körpers folgen.“ Groß, klein, dick oder dünn - das Grundgerüst ist da. „Der Körper hat seinen Raum und bei Schulterbreite oder Armlänge ändert sich ein Erwachsener nicht mehr gravierend. Stil und Charakter aber kann der Mensch mit seiner Kleidung selbstbewusst unterstreichen.“
Paul Georg Syrnicki war noch nie selbst in Dessau
Bei der Verhüllung des Körpers folgt Syrnicki strikt dem Motto „Design folgt dem Zweck“. Das ist sein Bauhausstil. Das Dessauer Kimono-Hemd gibt es momentan als ersten Studio-Entwurf. An den wird der Meister wohl noch mehrmals Hand anlegen, so denkt er beispielsweise bereits über einen geänderten Verschluss nach. Dann könnte das Hemd statt der Wicklung vielleicht über Lederschließen verschlossen werden. „Oder mit Spangen aus anderem Material, das sich waschen lässt“, denkt Syrnicki wieder pragmatisch: Zweck vor Design.
Persönlich hat der Regensburger die Geburtsstätte seines Lebensstils noch nicht kennengelernt. „Das Bauhaus kenn ich aus der Literatur und den Medien. An Dessau bin ich 2018 wenigstens einmal vorbeigefahren“, gesteht der Designer und im Paul-Leu-Atelier schwer beschäftigte Schneider. In diesem Jahr plant er eine Reise nach Schwedt bei Frankfurt/Oder. Da bietet sich möglicherweise Gelegenheit für den Abstecher zum Bauhausgebäude. Auf jeden Fall aber bräuchte er sich dann keine Sorgen und Kopfzerbrechen um die „Kleiderordnung“ machen. (mz)