Perderennsport Dessauer Jockey erobert mit einem Husarenritt Paris im Galopp und holt überraschenden Sieg
Beim 100. Prix de l’Arc de Triomphe holt ein krasser Außenseiter den Sieg. Im Sattel von Torquator Tasso saß mit René Piechulek ein einstiger Dessauer.
Paris/Dessau/MZ - Der deutsche Galopper-Hengst Torquator Tasso hat sensationell den 100. Prix de l'Arc de Triomphe gewonnen. Der als krasser Außenseiter gestartete Hengst setzte sich am Sonntag mit Jockey René Piechulek in dem mit fünf Millionen Euro dotierten Rennen durch, das als wichtigstes und prestigeträchtigstes Rennen der Welt gilt und inoffiziell auch als Weltmeisterschaft im Galopprennsport bezeichnet wird.
Siegeslorbeer und Pokale teilen sich das vierjährige Pferd mit dem fuchsfarbenen, braunrotem Fell aus dem Gestüt Auenquelle, Trainer Marcel Weiß aus Mülheim an der Ruhr - und der aus Dessau-Roßlau stammende Jockey René Piechulek.
Legendäres und hoch dotiertes Championat gilt als Weltmeisterschaft
Dreimal erst konnten sich Starter aus Deutschland überhaupt in die Siegerliste des seit 1920 auf der Pariser Rennbahn Longchamp im Bois de Boulogne ausgetragenen Galopper-Klassikers eintragen lassen. Vor Torquator Tasso und René Piechulek schafften das nur Andrasch Starke mit Danedraem 2011 und 1975 Greville Starkey mit Star Appeal. 2019 gewann zudem der auch im deutschen Besitz stehende Waldgeist vom französischen Trainer André Fabre.
Am Sonntag nun stürmten mit einem furiosen Endspurt Torquator Tasso und Piechulek nach rasendem Galopp über 2.400 Meter als Erste über die Ziellinie. Den Vorsprung von einer dreiviertel Länge vor der fünfjährigen Stute Tarnawa im Besitz von Karim Aga Khan IV erreichte das deutsche Team buchstäblich auf den letzten Metern. Der im schwarz-rot-goldenen Jersey reitenden René Piechulek richtete sich bereits im Zieleinlauf in den Steigbügeln auf, riss einen Arm jubelnd nach oben und posierte anschließend stolz für die Fotografen. Trainer Marcel Weiß schüttelte indes immer wieder ungläubig den Kopf. „Verrückt, es ist unglaublich“, sagte der sichtlich bewegte Weiß nach dem Sturmlauf des vierjährigen Hengstes. Der war nicht weniger als eine Sensation. Torquator Tasso siegte laut Sprache der Wettbüros als 725:10-Außenseiter.
Schweres Geläuf nach anderthalb Regentagen hat bestens gepasst
Marcel Weiß trainiert den Fuchshengst in Mülheim/Ruhr für das Gestüt Auenquelle der Familien Ellerbracke und Endres. Torquator Tasso ist ein Sohn von Adlerflug, dem in diesem Jahr unerwartet verstorbenen Star-Deckhengst der deutschen Vollblutzucht und erst als Dreijähriger überhaupt auf die Rennbahn gekommen. 2020 schon wählte das Publikum den Hengst zum „Galopper des Jahres“. In der Saison 2021 holte sich Torquator Tasso bereits beim Großen Preis von Baden und Großen Hansa-Preis die Siegerschleifen und wurde Zweiter in Hoppegarten beim Großen Preis von Berlin. Dass der Fuchs blendend in Form ist, war den Fachleuten also bekannt.
Auf der Nobelrennbahn im Bois de Boulogne kam dem Sieger zudem auch der schwere Boden entgegen. „Das spielt uns in die Schuhe“, hatte Trainer Weiß schon vor dem Start nach dem Regen in der französischen Hauptstadt zuversichtlich erklärt. „Ich hatte auf ein weiches Geläuf gehofft“, ergänzte Piechulek nach dem Rennen. „Ich bin zum ersten Mal im Arc geritten. Ich werde wahrscheinlich erst später verstehen, dass ich hier gewonnen habe“, sagte Piechulek nach dem Erfolg gegenüber Medien.
Ein Jockey mit Gespür und Händchen für die ganz spektakulären Siege
Der in Dessau-Roßlau aufgewachsene und jetzt in Bergheim bei München beheimatete 34-jährige Berufsjockey reitet seit 2007 Galopprennen in Deutschland. Seinen ersten Sieg holte er gleich 2007 in Mülheim, der erste Gruppe-I-Sieg gelang 2015. Seit einigen Jahren hat sich René Pichulek in der deutschen Jockeyspitze etabliert und inzwischen mehr als 450 Siege geholt. Einer seiner bisher spektakulärsten war 2016 der Sieg beim „White Turf“ auf dem Eis des zugefrorenen Sees von St. Moritz in den Schweizer Alpen.
Die Eltern des Weitgereisten wohnen heute in Rodleben, einem Ortsteil von Dessau-Roßlau. Vater Jens hat das Rennen per Livestream miterlebt und von Beginn an ein gutes Gefühl gehabt. „Das Geläuf war nach anderthalb Tagen Regen gerade passend. Torquator Tasso - der bei uns immer kurz ‚TT‘ heißt - kam mit guter Position frei auf die letzte lange Gerade. Da konnten Pferd und Jockey ihren Wahnsinns-Endspeed voll ausspielen und sind auf den letzten Metern an allen vorbeigeflogen“, ist Vater Jens stolz auf den Filius.