Kirchenfeindlichkeit Dessauer Jakobuskirche wurde 1977 von der SED gesprengt
Dessau - Die Evangelische Landeskirche Anhalt erinnert an die Zerstörung der Jakobuskirche in der südlichen Dessauer Innenstadt, die sich zum 40. Mal jährt: Am 17. Mai 1977 wurden die Kirche, der Gemeindesaal und das dazugehörige Pfarrhaus an der Ecke Schützenstraße und Törtener Straße auf Anweisung der SED gesprengt.
Das Gotteshaus war 1906 bis 1908 von Gustav Teichmüller im Stil der Neoromanik gebaut worden. Das funktionale Ensemble war nicht allein ein Gottesdienstraum, sondern auch Gemeindezentrum.
Wiederaufbau nach Zerstörung durch Bomben
1945 war die Jakobuskirche durch Brandbomben zerstört, der Gemeindesaal danach aber wieder aufgebaut und am 9. August 1964 wieder in Dienst genommen worden.
Laut offizieller Begründung wurde die Kirche 1977 gesprengt, um Platz für Neubaublocks zu schaffen - die jedoch nie in dem angekündigten Umfang entstanden und heute zum Großteil abgerissen sind.
Kirchenfeindliche Politik zu DDR-Zeiten
„Die Sprengung der Jakobuskirche war Ausdruck der kirchenfeindlichen Politik der SED, für die jede gesprengte Kirche einen Schritt auf dem Weg zum Sieg des Sozialismus bedeutete“, so Kreisoberpfarrerin Annegret Friedrich-Berenbruch. „Ein Gedenken an dieses erschütternde Ereignis wird es im Herbst geben.“
Ein kleiner Ersatzbau für die Gemeinde, das Jakobus-Gemeindehaus wurde 1980 vollendet. Altar, Taufbecken, Stühle und Bleiglasfenster stammen aus dem großen Gemeindesaal.
Das rußgeschwärzte Kruzifix aus dem zerbombten Kirchenschiff hängt im Gemeindehaus über dem Altar. (mz)