Dessauer Gastronomie Dessauer Gastronomie: Brasserie L' Appart hat den Kampf verloren
dessau/MZ. - Am 3. Januar fasste Inhaberin Anka Jahn diesen folgenschweren Entschluss. "Ich hatte keine andere Wahl, die wirtschaftliche Lage des Betriebes lässt keine andere Alternative zu", erklärt sie den auch für sie persönlich folgenschweren Schritt.
Sieben Jahre lang führte die junge Dessauerin das französische Restaurant ideenreich mit viel Liebe und Engagement. "Ich war mit Leib und Seele dabei", sagt Anka Jahn und macht keinen Hehl daraus, dass ihr die Schließung alles andere als leicht fällt. "Es tut weh."
Letztlich sei es ein Potpourri nicht beeinflussbarer Umstände und verschiedener Probleme gewesen, die das kleine Restaurant in die wirtschaftliche Schieflage gebracht haben. Auch hausgemachte Probleme seien dabei gewesen, so Anka Jahn. Mit der Einstellung des neuen Chefkochs aber sei das Küchenproblem behoben gewesen. "Wir haben viele Stammgäste zurückgewinnen können." Entscheidend sei aber, betont Anka Jahn, dass der Umsatz seit rund zwei Jahren rückläufig ist. Nach einem kräftigen Umsatzplus im Jahr 2009 sei es in den Folgejahren wieder drastisch zurückgegangen. So sehr, dass die laufenden Kosten nur mit Mühe zu deckeln waren, ganz zu schweigen von zu bedienenden Krediten.
In den vergangenen Monaten hat Anka Jahn alles versucht, ihr Unternehmen zu retten. Ein Runder Tisch mit Partnern von der IHK, der DWG als Vermieter und den Banken fand sich zusammen, um nach Lösungen zu suchen. "Alle waren sehr kooperativ", so Anka Jahn. Doch eine zukunftsfähige Lösung scheiterte am unzureichenden Umsatz. Auch ein Unternehmensberater versuchte zu optimieren. "Ich konnte nirgendwo mehr was einsparen, und es kann nicht alles zu Lasten der Löhne der Mitarbeiter gehen", so die Gastronomin, die das Lohngefüge in ihrer Branche ohnehin als nicht akzeptabel bezeichnet.
Es blieb ihr also nur, die Reißleine zu ziehen, sollen die Schulden nicht ins Unermessliche steigen. Seit Jahresbeginn liegen die Geschäfte der Brasserie L' Appart beim Insolvenzverwalter. Dort müssten auch die Kunden ihre Ansprüche anmelden, die noch Gutscheine erworben haben, die sie nun nicht mehr einlösen können. "Das tut mir besonders leid, aber es war ja alles nicht so geplant."
Die Nachricht von der Schließung des kleinen Restaurants wird in der Stadt mit großem Bedauern aufgenommen. "Es tut mir wirklich sehr leid, dass Sie schließen mussten", antwortete Sylvia Stein auf die Abschiedsmail der Brasserie an die Stammkunden. "Wir waren immer sehr gern bei Ihnen und es war jedesmal wirklich sehr angenehm, toller Service, tolle Küche und tolles Ambiente." "Die Stadt verliert eine ihrer wenigen stimmigen Gastronomien und das Reisewerk einen liebgewonnenen Kooperationspartner", bedauert auch Reisewerkchef Guido Fackiner den Schritt.
Anerkennung für das Geleistete kam auch aus der Stadtverwaltung. Angela Luft, Projektleiterin Stadtmarketing und mitverantwortlich für die Zerbster Straße, würdigte die Arbeit Anka Jahns und ihres Teams als "wertvolle Bereicherung für die Innenstadt".
"Es sind wirkliche viele Leute, die sich jetzt bei mir melden, ihr Bedauern ausdrücken und mir alles Gute für die Zukunft wünschen, das habe ich so nicht erwartet und es freut mich wirklich sehr", dankt Jahn allen, die ihr Mut machen.