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Dessauer entwickeln würziges Gebäck Dessauer entwickeln würziges Gebäck: Speckkuchen im Blätterteigmantel

Von Steffen Brachert 24.05.2002, 17:00

Dessau/MZ. - Werner Schöneich macht kein Geheimnis draus. "Ich", gesteht der 50-jährige Ingenieur, "bin ein leidenschaftlicher Speckkuchenbäcker." Von seiner Großmutter hat Schöneich das Familienrezept. Wenn Hunger und Zeit da sind, steht Schöneich in der Küche. Hackt. Schnipselt. Rührt. Backt. Für sich. Für die Familie. Für Gäste. Das Lob war und ist einhellig. "Der Kuchen schmeckt und kommt an." Nur eines hat den Hobbykoch aus Dessau schon immer geärgert. "Dass der Kuchen fettete und krümelte." Das hat den Genuss arg geschmälert.

Werner Schöneich begann am heimischen Herd zu experimentieren. "Ich wollte den Speckkuchen in einen Teig hineinbringen, um ihn ansehnlicher und schmackhafter zu machen." Schöneich ging den einfachsten Weg: Hefeteig wurde gekauft, eingerührt, ziehen gelassen, gefüllt, aufgebacken. Die ersten Versuche aber endeten kläglich. Der Kuchen schmeckte wie immer, keine Frage, doch das Aussehen war wenig verkaufsfördernd und der Ärger, der war nicht weniger geworden. Sein Ehrgeiz aber war längst geweckt. Ein halbes Jahr lang probierte Schöneich, ehe der Dessauer professionelle Hilfe suchte und fand: in Oliver Schieke, dem Konditormeister bei der Ziebigker Bäckerei Schieke.

"Die Idee war da", sagt Schieke. "Ich habe versucht, was draus zu machen." Zeit und Nerven kostete es, den Kuchen zu entwickeln. Am Nachmittag, wenn fast Feierabend war, warf der 25-Jährige oft genug den Ofen noch mal an. Fünfzig, sechzig Versuche waren notwendig - mehrere hundert Speckkuchen wurden probehalber gebacken. Getestet wurde alles: der Teig, die Füllung, der Speckanteil, der Zwiebelanteil, das Aussehen. Halbrund. Eckig. Rund. Immer wieder bekamen Freunde und Gäste den Speckkuchen der besonderen Art vorgesetzt: Mit kleinen Zetteln, um Noten zu vergeben, um Kreuze zu machen. Je nach Geschmack und Aussehen. Erst im September 2001 kehrte langsam Zufriedenheit ein, war der Kuchen serienreif, haltbar und anzubieten.

Die Arbeit war damit aber nicht beendet: Schieke und Schöneich gingen auf Namensuche für den selbst entwickelten Kuchen im gewürzten Blätterteigmantel - im Englischen wurde man fündig. In Anlehnung an einen Zwiebelkuchen, dem Onioncake, wurde aus dem Dessauer Stück Teig ein Onca''s. Der nächste Weg führte nach München, wo sich das Duo das "Halbfertige Backerzeugnis mit einer Füllung aus Zwiebel und Speck" patentieren ließ - nicht ohne Stolz und mit gehörigem Appetit. "Ich mag Speckkuchen noch immer", versichert Schöneich. "Wirklich."

Seit einigen Monate nun sind die Onca''s auf dem Markt: Für einen Euro gibt es die halbrunden Kuchen in der Bäckerei Schieke in der Kornhausstraße und im Schnell-Kauf-Center Dahm in der Askanischen Straße. "Lieben Sie den herzhaften Geschmack von Zwiebel- und Speckkuchen? Dann haben wir für Sie einen völlig neuen Gaumenschmaus", verspricht das Werbeplakat für die Onca''s. Durchaus mit Erfolg: "Es hat sich rumgesprochen, dass wir etwas Neues im Angebot haben", sagt Konditormeister Schieke. "Wir haben schon einige Bestellungen vorliegen." Einige, aber nicht genug.

"Jetzt kommt es natürlich darauf an, die Onca''s richtig zu vermarkten", weiß Schöneich, der diese Aufgabe in die eigenen Hände genommen hat. "Das Problem ist natürlich, dass wir den neuen Kuchen erst einmal bekannt machen müssen. Bei einem Rhabarberkuchen weiß jeder, wie er schmeckt. Bei uns müssen die Leute erst kosten."

Das Interesse aber ist da. "Onca''s sind was Schnelles und Unkompliziertes für Zwischendurch, die können warm und kalt gegessen werden", wirbt Schöneich für die neue Erfindung, die erst in Dessau, später aber auch in anderen Städten verkauft werden soll. Im Herbst wollen Schieke und Schöneich sich auf Verbrauchermessen in Halle und Magdeburg präsentieren - dann vielleicht schon mit einer zweiten Idee? Da aber heben beide die Hände. "Wir lassen es erst einmal bei einer", lacht Schöneich. "Dieses eine, neue Produkt macht erst einmal genug Arbeit." Und was ist, wenn die Onca''s ein Erfolg werden? "Dann überlegen wir neu."