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Dessauer Ehrenbürger Dieter Hallervorden zur Winnetou-Debatte: „Dann muss ja auch Goethes Faust verboten werden“

Derzeit tobt eine Debatte um kulturelle Aneignung und Rassismus. Sie entstand, nachdem der Verlag Ravensburger Mitte August angekündigt hatte zwei Kinderbücher rund um Winnetou aus dem Programm zu nehmen. Dieter Hallervorder sieht das als Bevormundung.

Aktualisiert: 30.08.2022, 14:16
Dieter Hallervorden kritisiert die Debatte zur kulturellen Aneignung rund um die Figur Winnetou.
Dieter Hallervorden kritisiert die Debatte zur kulturellen Aneignung rund um die Figur Winnetou. (Foto: IMAGO/Bernd Elmenthaler)

Berlin/Dessau/DPA/MZ - Der Schauspieler, Dessauer Ehrenbürger und Theaterbetreiber Dieter Hallervorden hat sich über die Kritik zum Umgang mit historischen Darstellungen anderer Kulturen am Beispiel Winnetou lustig gemacht. „Ich glaube, wir leben in einer Art von Empfindsamkeitskult, bei dem uns andere Leute vorschreiben wollen, mit welchem Slalom wir angebliche Fettnäpfchen in Zukunft zu umrunden haben“, sagte der 86-Jährige in Berlin.

„Ich nehme es als Bevormundung.“ Derzeit tobt eine Debatte um kulturelle Aneignung und Rassismus. Sie entstand, nachdem der Verlag Ravensburger Mitte August angekündigt hatte, die Auslieferung zweier Kinderbücher zum gleichnamigen Film „Der junge Häuptling Winnetou“ zu stoppen und aus dem Programm zu nehmen.

„Die Art, wie Faust sich an das Gretchen ranmacht, ist ja nicht nur nicht zeitgemäß, sondern geradezu frauenfeindlich“

In einem Instagram-Post schrieb Ravensburger, Nutzer-Feedback habe gezeigt, „dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben“. Etliche Nutzer der Social-Media-Plattform äußerten daraufhin ihr Unverständnis und bezichtigten die Firma etwa der Zensur oder des Einknickens vor Kritik. Es gab aber auch Unterstützung für die Entscheidung.

Würde man dem folgen, müsste eigentlich auch Goethes „Faust“ verboten werden, sagte Hallervorden. „Denn die Art, wie Faust sich an das Gretchen ranmacht, ist ja nicht nur nicht zeitgemäß, sondern geradezu frauenfeindlich.“ Und bei Walt Disney: „Sprechende Enten - tut man da einer bestimmten Tiergattung nicht bitter unrecht?“, frotzelte er. Er könne nur jedem empfehlen, das Thema nicht ernst zu nehmen und sich „köstlich darüber zu amüsieren“.