Studentin umgebracht Dessau: Sind das die Mörder der Studentin Yangjie Li?
Dessau-Rosslau - Es ist der ersehnte Fahndungserfolg: Ein junges Pärchen soll die chinesische Studentin Yangjie Li ermordet haben. Das gab die Staatsanwaltschaft Dessau am Dienstag bekannt.
Oberstaatsanwalt Folker Bittmann sagte, dass die Tatverdächtigen ein 20-jähriger Mann und eine gleichaltrige Frau seien. Das Pärchen wohnt in Dessau-Roßlau. Gegen sie wurde Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Mordes erlassen.
Laut Bittmann soll es sich um ein Sexualdelikt handeln. Ein Geständnis gab es bis Dienstagabend nicht. Allerdings liegen gegen beide schwerwiegende Indizien vor.
DNA-Spuren führten indirekt zu den Festnahmen
Die Architekturstudentin Yangjie Li wurde am Freitag, dem 13. Mai, tot aufgefunden. Am Mittwoch zuvor war sie von einer Jogging-Runde nicht zurückgekehrt. Bei der Obduktion wurden an der Leiche DNA-Spuren sichergestellt. Diese führten nun indirekt zu den Festnahmen: „Am Montag begab sich der Tatverdächtige zur Polizei und sagte dort aus, dass die DNA-Spur von ihm stammen könnte“, sagte Oberstaatsanwalt Bittmann.
Zuvor habe sich der 20-Jährige mit dieser Aussage bei seiner Mutter gemeldet. Die hätte laut Polizei daraufhin massiven Druck auf ihren Sohn ausgeübt. Brisant: Nach MZ-Informationen handelt es sich bei der Mutter um eine Beamtin der Polizei. Ihr Ehemann, der nicht der leibliche Vater des mutmaßlichen Täters ist, soll ein hochrangiger Polizist sein.
Der Sprecher der Polizeidirektion Ost, Sebastian Opitz, bestätigte nur, dass es sich bei der Mutter des Tatverdächtigen um „eine Bedienstete der Landespolizei“ handele. Zu deren Mann machte Opitz keine Angaben.
Bei seiner Aussage auf dem Polizeirevier gab der Tatverdächtige laut Staatsanwaltschaft an, dass er und seine Partnerin sich am Dienstagabend vor der Tat mit einer Asiatin getroffen und sie Sex gehabt hätten. Die Tat selbst räumte er nicht ein. „Er sagte, dass die Frau anschließend die Wohnung wieder verlassen hatte“, erklärte Oberstaatsanwalt Bittmann.
Verhöre bei der Polizei
Nachdem der 20-Jährige sich bei der Polizei gemeldet hatte, wurden er und seine Partnerin von Beamten verhört. „Dabei deckten sich ihre Angaben im großen Rahmen, im Detail allerdings nicht“, so Bittmann.
Anschließend wurde die Wohnung des Pärchens, in der sie zur Tatzeit noch lebten, sowie eine weitere, leerstehende Wohnung im selben Haus durchsucht. „In einer davon wurden Blut und andere Anhaftungen gefunden“, so Bittmann. Es könne davon ausgegangen werden, dass es sich um den Tatort handelt.
Zudem sei zu vermuten, dass die Festgenommenen die Studentin nach der Tat aus dem Fenster warfen. Der Fundort der Leiche war direkt darunter.
Die Version des Verdächtigen, wonach er und seine Partnerin sich mit Yangjie Li getroffen hätten, sie die Wohnung aber verlassen habe, hält die Staatsanwaltschaft für wenig glaubhaft. „Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie sich tatsächlich verabredet hatten“, so Bittmann. Dagegen sprächen auch Zeugenaussagen.
Die mutmaßlichen Täter sind „ethnische Deutsche“, wie Bittmann formulierte, also ohne Migrationshintergrund. Aber der Mann soll wegen anderer Delikte der Polizei schon bekannt gewesen sein.
Unterdessen sind die Eltern der getöteten Yangjie Li, die sich derzeit in Dessau aufhalten, empört darüber, dass die Staatsanwaltschaft die Version der mutmaßlichen Täter vom freiwilligen Sex verbreitet hat. Das erklärte deren Betreuer von der Hochschule Anhalt, Rudolf Lückmann.
Nachdem der 20-Jährige mutmaßlich ihre Tochter grausam ermordet habe, werde nun auch noch das Ansehen des Mädchens beschmutzt. „Man gibt dieser völlig unglaubwürdigen Version einen Raum in der Öffentlichkeit. Das darf nicht wahr sein“, sagte Lückmann. (mz)