Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Wenn Bauhistoriker in Wohnungen stöbern
DESSAU/MZ. - Geschrieben hat dieses Buch der Bauhistoriker Dr. Andreas Schwarting, der zu diesem Thema seine Doktorarbeit verfasste. Und diese wiederum basiert auf einem Forschungsprojekt des Landes in den Jahren 1998 bis 2002, mit dem die Sanierungsmaßnahmen an Bauhausgebäuden begleitet wurden. Dabei habe sich gezeigt, dass Törten neben dem eigentlichen Bauhausgebäude und den Meisterhäusern immer ein bisschen im Rande lag, erinnert sich Schwarting, der einen dringenden Handlungsbedarf ausmachte.
Nach seinen Recherchen hatte wohl nur Gropius selbst seine Pläne beschrieben. Auf diese Aussagen und Pläne hätten sich Abhandlungen verlassen. Doch Schwarting hat festgestellt, dass diese Pläne gar nicht komplett realisiert worden waren. Es gebe zusätzliche Räume und Änderungen beim Waschplatz oder bei den Wandschränken.
Während des Forschungsprojekts wurden konkrete Untersuchungen vorgenommen, so ließen Bewohner die Bauhäusler bereitwillig in ihr Heim oder meldeten, wenn sie etwas sanieren wollten. Aufmaße wurden dabei ebenso erstellt wie Farbuntersuchungen. "Es stand mir dann sehr viel Material zur Verfügung", freut sich Schwarting, der an der Technischen Universität Dresden seine Dissertation schrieb. Diese belegt, dass für Gropius das künstlerische Konzept ein sehr hoher Anspruch war. Ohne Glasbausteine im Treppenhaus und Stahlfenster zum Beispiel hätte billiger gebaut werden können.
Über seine Arbeit hier in Törten will Schwarting am Sonntag berichten, will erzählen, wie es dazu kam und wie viele Leute mitgewirkt haben. Und er möchte aufmerksam machen darauf, dass auch weiterhin Handlungsbedarf besteht. Dabei weist er auf das Bauforschungsarchiv des Bauhauses in der Alten Brauerei hin. Die in vielen Fällen unscheinbar anmutenden Bauelemente dort seien etwas sehr Kostbares, betont er. "Das sind oft die letzten Belegstücke, die nachvollziehen lassen, wie es in den Häusern und in der Siedlung insgesamt mal ausgesehen hat."
Noch immer sucht das Bauhaus nach alten Fotos, Bauteilen oder anderen Dokumenten, die einen Blick in die Vergangenheit und Entwicklung der Siedlung erlauben. Denn viele Fragen zur Siedlung sind bis heute noch wenig erforscht. Wie waren die Häuser im Inneren ausgestattet? Wie sah der Laden des Konsumvereins für Dessau und Umgegend, der bis vor kurzem durch Schlecker genutzt wurde, aus? Auf alte Fotos, Zeichnungen oder andere Dokumente freut sich Monika Markgraf, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Bauhaus Dessau.
Kontakt zu Monika Markgraf ist möglich über Telefon 0340 / 6 50 82 11 oder per E-Mail [email protected]