Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Weniger Gründungen als im Vorjahr verzeichnet
dessau/MZ. - Um 92 Prozent sei die Zahl der Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus bundesweit geschrumpft, informierte jüngst die Bundesagentur für Arbeit.
Auch in Dessau-Roßlau sind es weniger Gründer als im Vorjahr, die Katrin Hochberger in den ersten sechs Monaten bis zur Geschäfts- oder Unternehmenseröffnung begleitet hat. Dabei war die Zahl bereits 2011 gegenüber dem Jahr 2010 von 60 auf 45 gesunken. In diesem Jahr nun waren es per 30. Juni 16 Gründungen, die von der Ego-Pilotin unterstützt wurden.
Den Hauptgrund für den massiven Rückgang sieht Katrin Hochberger in der zum 1. Januar geänderten Verfahrensweise für die Zahlung des Gründungszuschusses. Schwerwiegendste Hürde dabei: Aus der Pflicht- ist eine Kann-Leistung geworden. Das heißt, die Vermittler der Arbeitsagentur entscheiden, ob sie dem gründungsinteressierten Arbeitslosen den Zuschuss gewähren oder nicht. "in den ersten Monaten hat die Agentur alle abgelehnt, weil für sie die Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt Vorrang hat", weiß Hochberger. Oftmals seien die Anträge gar nicht erst ausgehändigt worden.
Inzwischen habe sich in Dessau-Roßlau aber die Handhabung normalisiert, seien Konzept und Überzeugungskraft des Antragstellers ausschlaggebend für die Entscheidung. "Das Gespräch muss also gut vorbereitet sein", so Hochberger. Insbesondere die persönliche und fachliche Eignung und die Nachhaltigkeit des zu gründenden Unternehmens müsse nachgewiesen werden. "Das heißt, dass eine intensive Beratung im Vorfeld jetzt noch wichtiger ist."
Denn neben der Hürde, den Gründungszuschuss überhaupt zu erhalten, wird dieser jetzt auch nur noch für ein halbes Jahr gezahlt (vorher neun Monate). Was wiederum für den Existenzgründer bedeutet, er muss sein Unternehmen schneller zum Laufen kriegen und auf wirtschaftlich gesunde Füße stellen, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Angesichts des bundesweiten Einbruchs der Gründungszahlen hält Katrin Hochberger die Änderung des Gründungszuschusses für wenig sinnhaft. Außerdem sei es auch nicht so, dass Arbeitslose den Zuschuss kassiert und ihre Selbstständigkeit nach neun Monaten aufgegeben hätten. Laut Industrie- und Handelskammer waren nämlich nach anderthalb Jahren noch 80 Prozent von ihnen am Markt. "Das ist doch eine sehr gute Quote", findet die Ego-Pilotin und kann die Kürzung des Gründungszuschusses auch deshalb nicht verstehen. "Es ging offensichtlich nur darum, Geld einzusparen."
Katrin Hochberger sieht ihre vorrangige Aufgabe jetzt darin, diejenigen, die ernsthaft gründen wollen, optimal auf die Selbstständigkeit vorzubereiten. Dazu gehört für sie Ehrlichkeit. "Wenn ich das Gefühl habe, die Sache ist noch nicht rund oder derjenige von der Persönlichkeit her nicht geeignet, sage ich es".
Für wichtig hält sie außerdem die Begleitung nach der Gründung, "wenn die ersten praktischen Fragen auftreten", die Arbeit der Ego-Pilotin aber beendet ist. "Ich lege den Gründern dann auch die verschiedenen Möglichkeiten nahe, beispielsweise den Qualifizierungslehrgang bei einem Bildungsträger, das Coaching aus der Arbeitslosigkeit nach der Gründung oder das Ego-Start-Programm der Investitionsbank, das bereits vor der Gründung einsteigt." Die Wahl müsse allerdings jeder für sich selbst treffen.