Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Trotz Regens ist es weiß wie Schnee
ROSSLAU/MZ. - "Weiß wie Schnee" war der diesjährige Adventsmarkt auf der Roßlauer Burg überschrieben. Angesichts der Schneemassen der vergangenen Tage hätte das Moto nicht besser gewählt sein können. Doch der einsetzende Regen am Sonnabend machte aus der weißen Pracht matschige Haufen. Die Pfützen auf dem Gelände unterhalb der Burg wurden immer größer, selbst der Schneemann im Burginnenhof verlor irgendwann den Kopf. Peter Hahne, der Vorsitzende des Burgvereins, behielt ihn oben, wenngleich er beim Blick in den Himmel resigniert feststellte. "Der da oben hat dieses Mal kein Einsehen gehabt".
Verhaltener Auftakt
So war es beim Anschnitt des vom Gewerbeverein zur Verfügung gestellten Riesenstollens deutlich ruhiger als in den Jahren zuvor. Mit Einbruch der Dunkelheit nahm der Besucherstrom jedoch deutlich zu. Gut ausgerüstet war, wer Schirm und wasserfeste Schuhe dabei hatte. Dass an den zwei Eingängen erstmals Eintritt verlangt wurde, verwunderte zwar einige Besucher, die meisten zeigten Verständnis dafür, zumal Kinder unter 16 Jahren freien Eintritt hatten. Doch Peter Hahne sah sich auch einer erbosten Frau gegenüber, die auf dem Absatz kehrt machte als sie hörte, sie solle zwei Euro Eintritt zahlen. "Wenn man sieht, wie liebevoll hier alles dekoriert ist, dann finde ich zwei Euro Eintritt nicht zu viel" meinte eine Dessauerin unter einem großen Regenschirm.
Bereits am Aufgang zum Burginnenhof, der nun endlich wieder genutzt werden konnte, hatten Gabi Jaquet und Sabine Kuras vom Burgverein für winter-weihnachtliche Gestecke gesorgt Die Treppen wurden von weiß ummantelten Teelichtern erhellt. Im sanierten, nun für Fußgänger und Kinderwagen freundlichen Burginnenhof hatten die kreativen Frauen eine ganzen Raum in Weiß ausgestattet, angefangen vom Weihnachtsstern, über Fotos von Schneelandschaften bis hin zu einem alten Paar Ski. Wer wollte, konnte sich wie eine Schneekönigin fotografieren lassen, Schneemäuse in der Puppenstube zählen oder ein Schneekristall Memory spielen. " Wir versuchen aus Dingen etwas zu zaubern, die man nicht kaufen kann" sagt Sabine Kuras. Die weißen Weihnachtssterne beispielsweise habe sie mit Kinder des Kreativkurses in der Villa Krötenhof aus Stöcken und weißen Stoff- und Wollresten gestaltet.
Wer sich die Ruhe gönnte, der konnte sogar erfahren, dass vor 12 000 Jahren die ersten Schneeschuhe entwickelt wurden, und welche Legenden es um die Entstehung des Schneeglöckchens gibt. Dicht umringt waren auch die zahlreichen Gemälde, die vom Malzirkel der Ölmühle gestaltet worden waren. In der unteren Burgscheune thronte Väterchen Frost standesgemäß auf einem Schlitten während neben ihm kleine Jungs dicht gedrängt die Eisenbahn bestaunten, die leise schnaufend Runde für Runde drehte. "Das ist ja ne coole Eisenbahn", meinte ein Siebenjähriger mit Blick zu seinem Vater "So eine wünsche ich mir auch." Während einige Wünsche noch ein paar Tage auf ihre Erfüllung warten müssen, konnte der nach frischen selbst gebacken Plätzchen sofort erfüllt werden.
Regen, Regen, Regen
Der Förderverein der Schifferstadt Roßlau hatte erneut eine Kinderbäckerei eingerichtet, die im überdachten Zelt zugleich Schutz vor den immer wieder kehrenden Regenschauern bot. Die sorgten auch bei manch einem Händler für Verdruss. So auch bei Jens Ahrenhold, der in der Schifferklause erstmals Langos anbot. Der Inhaber des Wörlitzer Kartoffelkäfers war ein wenig enttäuscht, hätte sich mehr Andrang vor seinem Stand gewünscht. Doch der Gastronom nahm es kaufmännisch gelassen "Kein Geschäft ist ohne Risiko."
Über mangelndes Interesse konnte sich der Freye Haufen zu Rosselowe nicht beklagen. Sie boten traditionelles Bogenschießen an. "Wir haben inzwischen unsere Stammkunden" sagt Katrin Sößer lachend und dick eingehüllt in mittelalterliche Tracht. Zwölf Männer und Frauen gehören derzeit zum Freyen Haufen, erklärt Haufenführer Enrico Kretschmer, die Jüngste sei gerade mal 13 Jahre alt. Was sie eint, ist die Begeisterung für das Mittelalter, welche sie gern an andere weiter vermitteln wollen.
Begeistert ist am Ende ihres Bummels über den Burg-Adventsmarkt auch die Dessauerin Anja Friebe. "Ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert von der Atmosphäre auf der Burg, von den Handwerkerständen, dem mittelalterlichen Flair. Und deshalb komme ich jedes Jahr wieder."
Und was das Wetter betrifft, das kann beim nächsten Adventsmarkt auf der Roßlauer Wasserburg im kommenden Jahr eigentlich nur besser werden.