Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Teurere Fernwärme steht in der Kritik
Dessau/MZ. - Nun fordert auch der Dessauer Energietisch eine "vollständige Rücknahme der Preiserhöhung". Diese sei, so Ernergietisch-Chef Burkhard Petersen, nicht hinnehmbar und nicht gerechtfertigt.
Ankündigung per Anzeige
Dessaus Stadtwerke hatten die Preiserhöhung für die Fernwärme Ende November per Anzeige in der Mitteldeutschen Zeitung angekündigt. Entgegen sonstiger Gewohnheiten wurden auf eine offizielle Pressemitteilung oder ein Pressegespräch verzichtet. Die Preiserhöhung ist deutlich - und macht zwischen elf und 17 Prozent aus.
Es ist ein Fakt, den Stadtwerke-Chef Thomas Zänger verteidigt. Die letzte Preisanpassung sei zum 1. Januar 2009 erfolgt. "Zwischenzeitlich sind drei Jahre vergangen. Das heißt, dass die Preise pro Kilowattstunde und Jahr noch nicht einmal um vier Prozent steigen."
Der Fernwärmeversorgung Dessau sei es gelungen, die teilweise heftigen Preisschwankungen am Markt sowohl für Erdgas, als auch für Heizöl zu dämpfen. "Jeder Hauseigentümer, der sein Haus mit Heizöl beheizt", sagt Zänger, "wäre glücklich gewesen über drei Jahre mit stabilen Preisen."
Burkhard Petersen vom Energietisch lässt diese Argumente nicht gelten. Für die Direktabrechner sei der Fernwärme-Arbeitspreis seit 2007 um 40 Prozent gestiegen, während die Preise für Erdgas und Braunkohle - die Energieträger im Dessauer Kraftwerk - nur um 15 Prozent gestiegen sind. Dass Dessaus Stadtwerke sich in ihren Formeln für eine Preisanpassung an den Entwicklungen der Heizölkosten orientiere, sei unlauter. Zänger weist das zurück. Noch immer werde der aufgrund gesetzlicher Regelungen zu beachtende Wärmemarkt vom so genannten HEL-Wert bestimmt - dem Wert von "Heizöl Einfach Leicht". "Das ist der Referenzwert, bis ein Gericht etwas anderes entscheidet."
"Die Kritiker picken sich immer einzelne Zeitpunkte heraus, ohne Zeiträume zu sehen", moniert Zänger. Alle Energiekosten seien gestiegen. "Da bleibt die Fernwärme in Dessau nicht außen vor." Trotzdem könnten sich die Stadtwerke-Preise im bundesweiten Vergleich durchaus sehen lassen. "Wir bleiben da im unteren Mittelfeld."
Eine Rücknahme der Preiserhöhung schloss Zänger deshalb aus. "Wir sind ein wirtschaftlich arbeitendes Unternehmen." 1990 habe die Dessauer Fernwärme noch etwa 200 Mitarbeiter besessen. "Heute sind es 19." Man versuche alles, um zu sparen. Gerade auch deshalb, weil der Fernwärmeabsatz durch den Wegall der einstigen Großindustrie von einst 700 Millionen auf 250 Millionen Kilowattstunden eingebrochen ist.
Petersen fürchtet, dass die Preiserhöhung diesen Abwärtstrend eher befördert. "Was ist die Botschaft an potenzielle Neukunden?" Der Kostenvorteil für Fernwärme-Kunden sei dahin. "Gas und Wärmepumpenstrom sind durchweg preiswerter als Fernwärme. Erst recht, wenn man den Lieferanten wechselt." Ein Rückzug von Fernwärmekunden gefährde aber das Dessauer Konzept für eine nachhaltige Energieversorgung.
Sanierung des Haushaltes?
Petersens Frage: Müssen die Dessauer Fernwärmekunden die Sanierung des städtischen Haushaltes bezahlen? Vorige Woche erst hatte Dessau-Roßlaus wiedergewählte Finanzdezernentin Sabrina Nußbeck im Stadtrat voller Stolz gemeldet, dass die städtischen Unternehmen jährlich statt 3,5 Millionen Euro nun sieben Millionen Euro zur Haushaltskonsolidierung beitragen. Die Stadtwerke sind ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Stadt. Zänger bestreitet den Beitrag nicht, weist aber auf ein Detail hin. "Die Gewinne der Stadtwerke kommen den Bürgern zu Gute und nicht irgend welchen anonymen Gesellschaftern."