Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Staunen angesagt
Dessau/MZ. - "Ich hätte nie gedacht, dass ich hier mal freiwillig reingehe", lacht der junge Mann und verschwindet mit einer Gruppe im Philanthropinum. Trotz Ferien geht es auf den Fluren und in den Klassenräumen des Gymnasiums emsig zu - von Ruhe keine Spur. Denn es ist der 27. Dezember, der Tag, an dem 1774 das Gymnasium gegründet wurde und an dem traditionell zum Wiedersehenstreffen eingeladen wird. Auch in diesem Jahr können Schulleiter Eckhard Zilm und Bastian Huhn, der Vorsitzende des Fördervereins, zahlreiche ehemalige Schüler begrüßen.
Am frühen Vormittag kurz vor 10.30 Uhr ist der Andrang allerdings noch recht verhalten. "Ich hoffe, dass ihre Klassenkameraden noch eintreffen", ruft Zilm, kann unter den ersten Gästen aber bereits Schüler begrüßen, die vor mehr als 40 oder 50 Jahren ihr Abi-tur gemacht haben, wie Axel Neukirchner (Abi-Jahrgang 1968) oder Wolfgang Krause, der 1957 seine Reifeprüfung bestanden hatte.
54 Jahre ist das nun her, doch Krause kann am Abend im Ratskeller seine ehemaligen Klassenkameraden bereits zum 69. Treffen begrüßen. Obwohl von den 25 Schülern heute nur noch sieben in Dessau leben, lassen es sich die Ehemaligen nicht nehmen, sich regelmäßig zu treffen, freut sich Krause über den Zusammenhalt. Und der Dessauer ist nach wie vor begeistert von seinem alten Schulstandort. "Ich freue mich, wie er lebt und sich entwickelt hat. Wir hatten damals keine Turnhalle", denkt er zurück an seine Schulzeit und findet, "die Jugend kann heute glücklich aufwachsen und lernen".
Und dann nehmen Schulleiter Zilm und Deutsch- und Geschichtslehrer Heiner Seelig die Neugierigen mit auf eine Führung durch das Sport- und Kurshaus bzw. das alte Schulgebäude und lassen viele staunen über die Veränderungen im Gymnasium.
Mit Heiner Seelig geht es ins alte Gebäude und zuerst hoch unters Dach. Wo die Aula ihren Platz gefunden hat, ebenso wie die Bibliothek, das Kunstkabinett und die Musikräume. "Das ist schon ein komisches Gefühl, wenn man das alles sieht", sagt Michael Stechert. Zum ersten Mal seit seiner Schulzeit am Philan (1993-95) ist er wieder hier und extra aus Berlin gekommen. "Hier hat sich wahnsinnig viel verändert. Alles ist anders", stellt er fest. Das Dachgeschoss, die neue Turnhalle und auch der Innenhof. War da nicht früher eine Mauer und gab es da nicht das Ambulatorium Wallstraße? Lang, lang ist’s her. "Aber es ist schön geworden", sagt Stechert, "mir gefällt das sehr gut."
Finja und Finley hingegen können mit dem Schulgebäude noch nicht so viel anfangen, sie sind das allererste Mal hier, begleiten ihren Vater Bastian Huhn, der 1994 sein Abi hier machte. Vor Tochter Finja, die bald in die vierte Klasse kommt, wird absehbar die Frage stehen, ob sie aufs Gymnasium geht. Doch das Mädchen interessiert an diesem Tag vielmehr die Frage: "Papa, wo in der Schule hast du die Mama zum ersten Mal geküsst?" Pst, das wird an dieser Stelle freilich nicht verraten.
Weiter geht es durchs Schulhaus treppab in den Keller. "Hier war doch unser Schulklub", schauen sich ältere Semester fragend um. Doch statt Disco gibt es nun Computerkabinett und Sprachlabor. Und auch einen Platz, an dem verlorene Dinge aufbewahrt werden. "Doch meist", sagt Heiner Seelig, "bleiben die Sachen hier liegen, dabei sind auch viele gute darunter."
Zum Schluss noch geht es in den Pausenraum. "Ach ja, hier sind wir auch immer runter", erinnern sich Sandra Heindorf und Nicole Kießling. Acht Jahre ist das nun schon her. Am Schlossplatz noch sind die beiden zur Schule gegangen und dann im zweiten Halbjahr der 12. Klasse - nach der umfangreichen Renovierung des Philans - hierher umgezogen. Eine spannende Zeit - aber Schulspeisung hier unten in dem Raum? "Das gab’s bei uns noch nicht", staunen beide und haben sich beim Wiedersehen noch eine Menge anderer Dinge zu erzählen.