Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Plötzlich Herrscher im Paradies
DESSAU/MZ. - Hätte jemand Dieter Heine und Ingrid Falke vor vier Wochen gesagt, dass sie schon sehr bald in ihrem eigenen Garten sitzen werden, hätten beide wahrscheinlich ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Haben sie sich doch vor Kurzem erst neue Fahrräder für regelmäßige Touren im Dessau-Wörlitzer Gartenreich zugelegt. Die Natur mit dem Rad und per pedes erkunden, im Herbst auch mal eine Flugreise nach Mallorca machen, um dort die Natur zu genießen. Das waren die Pläne von Heine und seiner Lebensgefährtin. Doch wie der Zufall so spielt, sollte alles anders kommen.
Bei Spaziergängen im Waldgebiet hinter dem Junkers-Gewerbepark im Dessauer Westen lernten beide auch die Gartensparte an der Taube kennen. Hier hinter den Bahnschienen, am Wanderweg Richtung Flugplatz liegt die Anlage 2. Deren Vorsitzender Gert Struppert sprach die beiden an und bot ihnen einen Garten an. Es wurde ein Angebot, welches Heine, der demnächst 80 Jahre alt wird, und Falke nicht ablehnen konnten. "Ich habe wegen der Entscheidung die ganze Nacht nicht geschlafen", blickt Falke zurück. "Doch dann haben wir uns entschieden, Nägel mit Köpfen zu machen", ergänzt Heine. Am 9. Juli besiegelten sie den Kaufvertrag.
Bäume und Hecken verschneiden, die Beete bestellen und den Bungalow herrichten, bestimmen seitdem ihren Tagesrhythmus. "Der Garten hat von heute auf morgen unsere Lebensplanung umgeworfen", berichtet Falke. "Wir sind seitdem kaum noch zu Hause", erzählt sie mit einem breiten Lächeln. Ihr altes Leben scheinen beide nicht sonderlich zu vermissen. "Es hat sich was zum Positiven verändert", findet Ingrid Falke. "Wir brauchen Bewegung und hier können wir etwas zum eigenen Wohl und zum Staunen für die anderen schaffen", erklärt Heine seine neue Lebensphilosophie. Der eigene Meister im ganz persönlichen kleinen Gartenreich zu sein, gefällt ihm. Fast 50 Jahre ist es her, als Heine seinen letzten Garten wegen eines Umzugs aufgegeben hat. Damals wollte er seinen Kindern die Natur näher bringen. "Die sollten die Natur nicht nur betrachten, sondern sich auch selbst versuchen", berichtet er. Heute übt Heine sich im hohen Alter nochmals als Gärtner. "Wir arbeiten wie die Bienen", schmunzeln die beiden.
Der Lohn der Mühe soll ihr eigenes kleines Paradies werden. Falke freut sich schon auf die Ernte des selbst angebauten Gemüses. "Der Geschmack des Gemüses aus dem eigenen Garten ist ein Traum", schwärmt sie. Lebensfreude durch Gärtnern und dieses besonders schöne Gefühl der Zufriedenheit nach erledigter Arbeit beflügelt Dieter Heine. Wenn ihm einmal die Arbeit in seinem Garten ausgehen sollte, will er sich in der Gärtnergemeinschaft betätigen, kündigt er an. Ach ja, Erholung ist natürlich auch angesagt. Die geplante Flugreise nach Mallorca ist mittlerweile storniert. Der Urlaub findet im eigenen Paradies statt.