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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Junge Porsche-Schrauber

Von HEIDI THIEMANN 14.01.2011, 17:53

DESSAU/MZ. - Ein halbes Jahr ist Axel Poblotzki nun Geschäftsführer bei der Dessauer Schaltschrank- und Gehäusetechnik GmbH. Und er erinnert sich genau, wie er leuchtende Augen bekam, als ihm zum ersten Mal die Lehrwerkstatt gezeigt wurde. Da stand der schon restaurierte Traktor Porsche Junior, am zweiten Traktor, dem Porsche Diesel A 133, hatten die Auszubildenden gerade gearbeitet. Nun stehen die beiden feuerroten Schmuckstücke nebeneinander - und Poblitzkis Augen leuchten noch immer.

Initiative von Porsche Diesel Club

"Neben der Vermittlung der Inhalte der Lehrausbildung werden unsere Jugendlichen zusätzlich motiviert", sagt der Geschäftsführer zum Traktor-Projekt und weiß mit Frank Thümmel einen sehr engagierten Lehrausbilder an seiner Seite. "Die Ausbildung läuft problemlos ab, und das Zusatzprojekt betreut er mit sehr viel Herzblut."

Dass die Porsche-Traktoren überhaupt den Weg in die Dessauer Firma an der Alten Landebahn gefunden haben, hat mit dem "Porsche Junior Projekt" des Porsche Diesel Club Europa zu tun. Seit mittlerweile fünf Jahren vermittelt der Club bundesweit an Schulen und soziale Projekte alte "Scheunenfunde", um die Jugendlichen zu interessieren, die alten Stücke aufzumöbeln, und ihre Begeisterung an der Technik zu wecken. Unterstützt werden sie dabei mit Rat und Tat. Sie erhalten z. B. Handbücher, auch wird bei der Ersatzteilbeschaffung geholfen.

Das Projekt hat mittlerweile viele begeisterte Unterstützer gefunden. Norbert Geyer, Chef der Geyer-Gruppe, zu der die Dessauer Firma an der Alten Landebahn gehört, ist einer von ihnen. Für die Rütli-Schule und die Hermann-von-Helmholtz-Schule in Berlin sowie eine weitere Schule in Niedersachsen wie auch für seine Auszubildenden in Dessau (aktuell 17) hat er das Kult-Projekt angeschoben.

Seine Auszubildenden, sagt Frank Thümmel, sind mit Feuereifer dabei gewesen. Die Stärkeren haben die Schwächeren mitgezogen. Die Restaurierung war aber alles andere als leicht. Der A 133, Baujahr 1955, "ist als Schrottklamotte bei uns angekommen. Der hatte keinen Mucks mehr von sich gegeben. Aber dass wir den so gut hingekriegt haben, ist toll." Wie 2009 der Junior ist auch der A 133 im vergangenen Jahr in seine Einzelteile zerlegt worden. Alles musste sauber gemacht werden, von Schmutz, Öl, Fett und auch alter Erde befreit werden. Manches Teil war kaputt, manches fehlte überhaupt. Manches musste bestellt werden, anderes wurde wiederum in der Werkstatt selbst hergestellt.

Stunden nicht gezählt

Und dann musste geschliffen, neu lackiert und poliert werden... Wie viele Stunden? Gezählt hat sie niemand. Immer, wenn zwischendurch Zeit war, wurde von Stefan Müller, Markus Sendrowski, Josefine Thiemann, Kay Münchow, Kevin Winkler, Tino Bartsch, Alexander Sarich und auch Johanna Eisenträger am Traktor hantiert. "Man musste sich in vieles reinfuchsen und improvisieren", erzählt Markus Sendrowski. Und damit auch jedes Teil wieder an den rechten Platz kommt, wurde alles mit Fotos dokumentiert, sagt Stefan Müller. Ein Jahr hat es gedauert, den Traktor zum Laufen zu bringen.

Und was wird aus den Schmuckstücken? Der Junior ist "definitiv gesetzt, der bleibt hier", sagt Geschäftsführer Poblotzki. Beim Diesel werde überlegt, "es gibt Interessenten". Lehrausbilder Thümmel würde auch den gern behalten, kann sich mit seinen Auszubildenden aber schon bald um den nächsten Traktor kümmern. Ein Porsche Diesel Super 309 ist schon auf dem Weg nach Dessau.