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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Hinter der Tür «110» erhalten Gewaltopfer schnelle Hilfe

Von SYLKE KAUFHOLD 02.05.2011, 17:52

DESSAU/MZ. - Die Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt und Stalking ist eine Einrichtung, die in Trägerschaft des Vereins "Sozial-Kulturelles Frauenzentrum" geführt wird. Bisheriges Domizil war die Törtener Straße 44, in unmittelbarer Nachbarschaft des Frauenzentrums. Zum Umzug bewogen haben Beate Uhlig "sachliche Zwänge". Die elektrischen Anlagen in der Törtener Straße sind so desolat, dass der Betrieb elektrischer Geräte wie Computer und Fax nicht hundertprozentig gewährleistet werden konnte. "Das Faxgerät ist aber meine wichtigste Arbeitsgrundlage, denn die Polizei meldet mir Klienten auf diesem Weg."

Mit dem Büro am Schlossplatz 3 hat Beate Uhlig eine gute Wahl getroffen, wie sie findet. "Es ist zentraler gelegen, gut erreichbar und gewährt den Klienten aufgrund seiner öffentlichen Nutzung auch die notwendige Anonymität", zählt sie auf. Auch seien von hier aus die Vermittlungswege zu Partnern wie Beratungsstellen, Jugendamt, Anwälten kürzer, einige befinden sich sogar direkt im Haus.

In Anspruch nehmen kann die Dienste Uhligs jeder, der von häuslicher Gewalt betroffen ist oder von einem Stalker belästigt bzw. bedroht wird. "Ich bin für die Opfer da", stellt die Sozialpädagogin klar. Dabei bietet sie sowohl Hilfe in einer akuten Situation, als auch Unterstützung bei der langfristigen Lösung des Problems. Die Beamten der Polizeidirektion Ost wurden im vergangenen Jahr 217 Mal zu gewalttätigen Auseinandersetzungen in Familien, Lebens- und Wohngemeinschaften und unter Paaren gerufen. Bei Beate Uhlig suchten 198 Klienten Hilfe. Etwa zehn Prozent von ihnen nahmen selbst oder über Dritte Kontakt zu ihr auf.

"Häusliche Gewalt passiert oftmals in Problemfamilien, die regelmäßig die Polizei rufen, um die akute Situation zu deeskalieren. Den Dienst der Interventionsstelle aber nehmen sie nicht an. Sie sind zufrieden mit der Entspannung für den Moment", sieht Uhlig eine Erklärung für die leicht gesunkene Zahl ihrer Beratungsfälle. Heiko Kuchta und Maik Strömer von der Polizeidirektion bestätigen dies. "Es sind oft alte Bekannte, die aber grundsätzlich an ihrer Situation nichts ändern wollen."

Bei den Fällen der häuslichen Gewalt registrieren Polizei und Interventionsstelle in den letzten Jahren einen leichten Rückgang (287 polizeiwirksame Fälle in 2009). "Bis 2007 gab es bei häuslicher Gewalt einen stetigen Anstieg. Der scheint gestoppt. Dafür sind die Stalkingfälle gewachsen", so Beate Uhlig.

Stalking ist seit dem 31. Juli 2007 ein Straftatbestand. Seitdem würden derartige Vorfälle auch verstärkt angezeigt von den Opfern - in der Hoffnung auf baldige Beendigung. 200 Stalking-Fälle stehen 2010 in der Statistik der Polizeidirektion (2009 230 Fälle). 94 von ihnen suchten in der Interventionsstelle Hilfe.

Beate Uhlig ist in den Polizeidienststellen der Region längst keine Unbekannte mehr. Regelmäßig trifft sie sich mit den Beamten, um Erfahrungen auszutauschen, ihre Arbeit vorzustellen und Schulungen anzubieten. Denn nicht nur von ihr, auch von den Polizisten wird bei derartigen Einsätzen Sensibilität und Fingerspitzengefühl verlangt. "Außerdem geht es darum, die Zusammenarbeit weiter zu profilieren, im Interesse der Opfer", so Maik Strömer.