Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Großes Jubiläum für Fisch, Schildkröte und Co.
DESSAU/MZ. - Wenn irgendwo Blubberbläschen aufsteigen, es leuchtet und Fische sich hinter einer Glasscheibe zur Schau stellen, dann fühlt sich Klaus Riemann zu Hause. Egal, ob in seiner eigenen Wohnung oder wie am Sonnabend im Restaurant "Zollhaus" zur Jubiläumstagung von "Vallisneria". Der Namenszusatz verleiht dem Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Dessau etwas Wissenschaftliches, mitunter Geheimnisvolles. "Vallisneria steht für eine damals als exotisch geltende Wasserpflanze", erläutert Riemann. Vor 100 Jahren gründeten elf Dessauer den Verein. Heute sind es 15 Muldestädter, die die Fahne der organisierten Aquaristik in der Stadt hochhalten.
Die verstanden es am Sonnabend auf ihre Weise, das große Jubiläum mit ihren Gästen aus ganz Deutschland zu begehen. Fachvorträge und Fachsimpeleien statt großer Torte und Fete. Aquaristenherz, was willst du mehr? Wasser ist natürlich ihr Element und erst recht das ihrer Schützlinge. Fische und Wasserpflanzen gehören schon fast zum Standardprogramm des Vereins. Frösche, Gekkos und Schildkröten sind zusätzliche Bewohner in den vier Wänden einzelner Mitglieder. Das Hobby für Aquarien und Terrarien ist ein durchaus weit verbreitetes in Dessau. "Leider wollen sich die meisten nicht binden", stellt Riemann mit Ernüchterung zum 100. Jubiläum fest. Dutzende waren sie mal zu DDR-Zeiten, heute nur noch 15, von Mitte 30 bis Ende 70.
Aquarianer Riemann tut das keinen Abbruch, auch in seinem 63. Jahr beim Verein noch aktiv mitzumischen. So lange ist es schon her, dass der heute 75-Jährige sein Herz an die Aquaristik verlor. "Ich war damals bei einem Schulkameraden, der ein kleines 60-Zentimeter-Aquarium hatte. So eins wollte ich auch unbedingt haben", weiß er noch heute zu berichten. Dem Tipp, sich einem Verein anzuschließen, folgte der Eintritt in die damalige Jugendorganisation der Aquaristen und Terrarienkundler. Hier lernte Riemann den richtigen Umgang mit Fischen.
Wie bei jedem Hobby gibt es auch in der Aquaristik Höhen und Tiefen. "Bei einem Umzug sind mir meine Fische totgegangen. Das war der absolute Tiefpunkt", erinnert er sich an die dunklen Momente seiner liebsten Freizeitbeschäftigung. Wenige Jahre später, Anfang der 60er Jahre, in der ersten gemeinsamen Wohnung mit seiner Frau, begann Riemann wieder Fische zu halten und selber zu züchten. Für ihn gibt es von Kindheit an keine anderen Lieblingstiere. Die Tochter sah das anders und so gab es auch mal eine Ära von Wellensittichen und Meerschweinchen. Vögel, Nager und Tochter sind aus dem Haus. Geblieben sind die Fische und Wasserpflanzen als großes gemeinsames Hobby mit seiner Frau.
"Die Verhaltensweisen, die Fortpflanzung und die unterschiedlichen Formen und Farben zu beobachten, machen einen besonderen Reiz aus", so Riemann. Bei sich zu Hause in der Wohnung im Dessauer Zentrum haben der 75-Jährige und seine Frau mit ihrem breiten Aquarium ernsthafte Konkurrenz zum normalen Fernsehprogramm. "Da ist immer was los. Es gibt immer was Neues", freut sich seine Frau, während sie die Fische im Aquarium beobachtet.
Große Dramen, wie plötzlicher Algenbefall, wechseln sich hier ab mit dem seltsamen Verhalten zur Paarungszeit und gelegentlichem Kannibalismus. "Die großen Fische fressen manchmal die kleinen Frischlinge", berichtet Riemann. Natur pur in der künstlichen Umwelt des Aquariums, wo auch die Exotik zu Hause ist. "Wasserpflanzen und Fische sind größtenteils aus dem Amazonasbecken Südamerikas und Südostasien.
"Den Fischen ist aber egal, wo sie herkommen", sagt Fischkundler Riemann. Hauptsache die Temperaturen und die Wasserhärte stimmen, damit sich die Aquarienbewohner, wie die sprichwörtlichen Fische im Wasser fühlen können. Dafür verwenden Riemann und seine Frau viel Zeit für Fütterung, Pflege und das Sauberhalten der Behausung. Der Lohn der harten Arbeit ist ein Programm, welches für Fischfreunde 24 Stunden am Tag Abwechslung, Spannung und Beruhigung bietet. Übrigens beruhigt können auch die anderen Mieter sein. "Unser 400-Liter-Aquarium steht sicher auf einer Stahlkonstruktion und für den Fall der Fälle haben wir eine Extra-Versicherung" so Riemann.