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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Groß-Projekt am Scherbelberg

Von STEFFEN BRACHERT 28.11.2012, 18:11

Dessau-Rosslau/MZ. - Der Dessau Stadtpflegebetrieb steht vor der größten Einzelinvestition seiner Geschichte: Das städtische Unternehmen will für etwa 7,2 Millionen Euro auf dem Gelände am Scherbelberg eine Biovergärungsanlage bauen - und die Bioabfälle aus dem Stadtgebiet von Dessau-Roßlau ab dem Jahr 2015 in Eigenregie verwerten. Bislang hat diese Aufgabe die Alba Anhalt GmbH übernommen. Diese hatte sich 2009 nach einer europaweiten Ausschreibung durchgesetzt.

Stadtrat entscheidet

Der Betriebsausschuss des Stadtpflegebetriebes hat das Projekt am Dienstag gebilligt und einen formalen Maßnahmebeschluss gefasst. Am 12. Dezember muss Dessau-Roßlaus Stadtrat noch zustimmen. Das aber ist Formsache: Der Stadt hatte schon im April dieses Jahres einen Grundsatzbeschluss für die Verwertung von Bioabfällen in Eigenregie am Standort Kochstedter Kreisstraße gefasst.

Das Projekt war zuvor lange diskutiert worden - und hatte seinen Ursprung in dem letzten Vergabeverfahren, das einen langwierigen Rechtsstreit nach sich gezogen hatte. Im Jahr 2010 ließ der Stadtrat ein erste Machbarkeitsstudie erstellen. Mit einem negativen Ergebnis. Die Einspeisevergütung aus dem Erneuerbare Energien Gesetz machte das Projekt unwirtschaftlich. Mit dem neuen, seit 2012 geltenden Erneuerbare-Energien-Gesetz verbesserten sich die Bedingungen. Hinzu kam, dass die Technologie der Biovergärung in den letzten drei, vier Jahren entscheidend nach vorn gebracht wurde.

"Die Verwertung der Bioabfälle in Eigenregie hat für uns mehrere Vorteile", sagt Sabine Moritz, Chefin des Stadtpflegebetriebes. Zum einen spare man sich die rechtlich und finanziell aufwändigen und immer wiederkehrenden Vergabeverfahren. Zum anderen lassen sich am Deponie-Standort zahlreiche Synergien nutzen. Die Deponie selbst steht vor der Stilllegung. In 16 Bauabschnitten wurde diese vorbereitet. "Wir werden im nächsten Jahr den Antrag dazu stellen", erklärte Moritz, die das Gelände rund um den Scherbelberg aber weiter nutzen will. Mit der Biovergärungsanlage, die es beispielsweise ermöglicht, das entstehenden Deponiegas sinnvoll zu nutzen. Bislang verhindert das ein zu niedriger Methangehalt. Vermischt mit dem Biogas, lässt sich das ändern - zumal am Scherbelberg eine Fernwärmeleitung anliegt, die nun zum ersten Mal richtig genutzt werden kann. Die Einspeisevergütung kommt den Dessau-Roßlauern bei den Müllgebühren zu Gute. Im Betriebsausschuss lobte Ralf Schönemann, Fraktionschef der Linken im Stadtrat, die Anlage "als Beitrag zur Stabilität der Gebührensituation in der Stadt".

Nachhaltiges Investition

"Es ist eine nachhaltige Geschichte", sagt Moritz - und nach ihren Angaben abgestimmt mit den Dessauer Stadtwerken, die schon jetzt eher zu viel als zu wenig Fernwärme haben. Die Biovergärungsanlage werde, so Moritz, Teil des neuen Kraftwerkskonzeptes, dessen Überarbeitung die Stadtwerke gerade vorantreiben.

Die Biovergärungsanlage selbst wird europaweit ausgeschrieben. Für eine Kapazität von 14 500 Tonnen Bioabfällen. "Die Anlage ist so dimensioniert, dass wir unseren Eigenbedarf decken", versicherte Moritz. 2011 wären 12 800 Tonnen Biomüll angefallen. 2012 bewege man sich in einem ähnlichen Rahmen. Das ist wichtig: Mehr als fünf Prozent Biomasse darf sich die "städtische" Biovergärungsanlage nicht am Markt generieren.