Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Genauer Plan für Meistertitel
Dessau/MZ. - Manchmal bedarf es eines energischen Anstoßes. "Du machst da mit", hatte Lehrer Thomas Wolffgang seiner Schülerin Kristin Kuhnt gesagt. Und Samstagnachmittag zeigte sich für die angehende Köchin, dass Mitmachen lohnt. Die Auszubildende in der "Brasserie l' Appart" erreichte bei der Anhalt-Jugendmeisterschaft in den gastgewerblichen Ausbildungsberufen der Köche, Restaurant- und Hotelfachleute den ersten Preis und wird die Region gemeinsam mit Vanessa Josephine Röder (Restaurantfachleute) und David Letz (Hotelfachleute) bei den Landesmeisterschaften in Magdeburg vertreten.
"Kristin ist ein junges Talent und letztlich überzeugte bei ihr das Zusammenspiel von Theorie und Praxis", sagte Thomas Wolffgang, stellvertretender Vorsitzender der Wettkampfleitung, am Ende zwei langer Tage für die jungen Leute. Die Jugendmeisterschaft wurde zum zwölften Mal ausgerichtet, organisiert vom Kochverein Anhalt-Dessau und in Kooperation mit dem Dehoga-Landesverband. Sie fand am Freitag und Samstag im Anhaltischen Berufsschulzentrum "Hugo Junkers" statt. Dort erfuhren die Lehrlinge am ersten Tag, was auf sie zukommt; den Köchen wurde der Warenkorb präsentiert, den Restaurant- und Hotelfachleuten mit "Anhalt 800" das Thema für die festlich gedeckte Tafel.
Samstagvormittag herrscht in der professionell ausgestatteten Ausbildungsküche erstaunliche Gelassenheit. "Das ist die Ruhe vor dem Sturm", lacht Wolffgang und blickt mit seinen Jurymitgliedern aufmerksam auf die Arbeitsplätze der jungen Köche. Diesmal seien es weniger Finalisten, 16 wären beim Vorausscheid dabei gewesen, dazu kamen 20 Restaurantfachleute und fünf Hotelfachleute. "Auch wir bekommen den demografischen Wandel zu spüren. Es gibt nicht mehr so viele Auszubildende", erklärt er. Noch vor ein paar Jahren hatte das Berufsschulzentrum pro Lehrjahr drei Kochklassen, jetzt sei es nur noch eine.
Mirco Schafberg vom Dessauer Ratskeller füllt Kartoffeln in die Presse und plattiert danach Schweinefilet. "Ein wenig aufgeregt bin ich schon", sagt er. Schafberg nimmt zum zweiten Mal an der Meisterschaft teil. Routine wird daraus trotzdem nicht. Als er am Vortag vom Inhalt des Warenkorbs erfuhr, kochte er in seinem Ausbildungsrestaurant mit dem Chef bis in die Abendstunden zur Probe. Während bei ihm der Kartoffelbreiberg wächst, entsteht nebenan bei Kristin Kuhnt ein Gitter aus weißer Kuvertüre fürs Dessert. "Wenn man einen genauen Plan hat, dann ist es eigentlich gut zu schaffen", sagt die spätere Siegerin. Für gute Pläne konnte sie schon vielfach Erfahrung sammeln. Als sie zur Sekundarschule ging, gehörte sie zu den Schülerköchen um den Erdgas-Pokal: "Schon damals wusste ich, dass ich das zu meinem Beruf machen will." Mit ihrem Erfolg am Wochenende setzt sie zudem eine Tradition fort, denn ihr Brasserie-Chef hatte auch einmal die Anhalt-Jugendmeisterschaft gewonnen.
Während am Samstag bei den drei jungen Köchen die hektische Phase kurz vor dem Servieren des Menüs für Ehrengäste und Jury noch bevorsteht, hat der angehende Hotelfachmann David Letz seine Prüfungen schon absolviert. Dass der Auszubildende des NH-Hotels nach Magdeburg fahren würde, stand schon am Freitag fest, denn in seiner Gruppe war er der einzige Teilnehmer, zwei weitere Finalistinnen traten nicht an. "Ich hab mir trotzdem Mühe gegeben", lacht David Letz. Das musste er beim Bügeln, Knopf annähen und beim Check-Inn-Gespräch sowie bei der englischen Konversation mit einem Gast. "Bei den Hotelfachleuten gilt es eine große Bandbreite abzudecken", weiß Michael Röder. Der Chef eines Bitterfelder Hotels ist der Vorsitzende der Wettkampfleitung und erzählt, dass beim Eindecken der Tische kein Handgriff der Auszubildenden von der Jury unbeachtet blieb.
Vanessa Josephine Röder vom Ratskeller Dessau hatte nach der Prüfung der Restaurantfachleute die Nase vorn und wird mit David Letz und Kristin Kuhnt nach Magdeburg fahren. "Die drei wissen auf jeden Fall, was es in den kommenden Tagen zu tun gibt", ist sich Thomas Wolffgang sicher. Sie werden wohl üben und proben. Schließlich gilt es in der Landeshauptstadt, die Ehre Anhalts im Jubiläumsjahr zu verteidigen und vielleicht den Sprung zur Bundesmeisterschaft mit einem Teilnehmer aus der Region Bitterfeld, Wittenberg, Dessau zu schaffen.