Dessau-Roßlau-Flagge auf dem Dach Afrikas
Dessau-Rolau/MZ. - Frank-Reiner Eckert hatte schon einige Höhenmeter an Erfahrung im Gepäck, als er mit seinem Sohn und sechs weiteren Freunden und Bekannten am 19. Juli in Dessau den Zug nach Frankfurt am Main bestieg. Das Ziel der Reise, die von Frankfurt per Flugzeug weiter über Dubai nach Nairobi und Tansania führte, war der Gipfel des Kilimandscharo.
Eckert, hauptberuflich nicht Bergsteiger, sondern Zahnarzt, hatte bereits im vergangenen Jahr unter der Führung seines Kollegen Gregor Hundeshagen den Elbrus bestiegen und wohl Gefallen am Bergsteigen gefunden. "Auslöser war mein Sohn Martin, er wollte schon mit auf den Elbrus, allerdings steckte er zu der Zeit mitten im Abitur, also musste ich ihm versprechen, wenn er seine Prüfung besteht, nehmen wir den Kilimandscharo in Angriff." Mittlerweile hat Martin das Abitur in der Tasche und steht kurz vor seinem Zahnmedizinstudium. Wenn er vom gemeinsamen Kilimandscharo-Abenteuer spricht, dann leuchten die Augen des jungen Mannes. "Noch Tage danach war ich vollkommen euphorisch, so dass mir sogar die Tränen in die Augen stiegen." Steffen Udet, ebenfalls in der Gruppe und ebenfalls Zahnarzt, kann das nur bestätigen: "Man lässt auf diesem Weg einfach alles hinter sich."
Doch schon bevor die ersten Höhenmeter während der viertägigen Akklimatisierungsphase geschrubbt wurden, war die Reise ein echtes Abenteuer: "Das beginnt tatsächlich bereits auf dem Flughafen", erzählt Martin Eckert begeistert. Nach Zugfahrt, Flug und abenteuerlicher Autofahrt traf die Gruppe am dritten Tag im tansanischen Nalemoru auf das insgesamt 19-köpfige Begleitteam aus erfahrenen Bergführern, Trägern und Köchen. "Wirklich Wahnsinn, was die uns da teilweise unter diesen Bedingungen auf den Teller gezaubert haben", ist Eckert von der guten Verpflegung begeistert.
In vier Stunden legten die Abenteurer aus Dessau-Roßlau am ersten Aufstiegstag einen Höhenunterschied von 800 Metern auf insgesamt 2 800 Meter zurück. Übernachtet wurde in Zelten, die in festen Camps errichtet wurden. "Besonders gut schlafen konnten wir allerdings nicht", erinnert sich Udet.
"Ab einer Höhe von 2 800 Meter hatte ich Kopfschmerzen, die hielten auch bis zum Abstieg", erzählt Martin Eckert von den Auswirkungen der ungewohnten Höhe. "Bei viertausend Metern lag der Ruhepuls so bei 100, da hört man schon in sich rein", berichtet auch sein Vater von durchwachten Nächten.
Trotzdem brechen die Abenteurer am Gipfeltag, dem 25. Juli, entschlossen zum finalen Anstieg auf. "0.30 Uhr ging es bei minus zehn Grad los. Wahrscheinlich so zeitig, um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben und die unendlichen und nervenraubenden Geröllwüsten noch in der Dunkelheit hinter sich zu lassen", denkt Eckert an den Gipfelsturm zurück. Sein Sohn machte sich während des Aufstiegs Sorgen um den Vater. "Er lief unsicher, als es rechts und links steil bergab ging, blieb ich dicht hinter ihm". Eckert kennt die Ursache für die kleinen Schwächen: "Ich hatte wohl zu wenig getrunken, daher waren meine Akkus einfach schneller leer."
Die erfahrenen Führer achten auf niedriges aber gleichmäßiges Tempo. Als einer der Mitstreiter ernste Anzeichen einer Höhenkrankheit aufweist, bleibt er hinter der Gruppe mit einem Führer zurück.
Beinahe komplett erreichen die Männer um 6.30 Uhr den Vorgipfel "Gilman's Point" auf einer Höhe von 5 685 Metern, eine Stunde später ist auch das letzte Stück geschafft: 5 896 Meter, "Uhuru Peak", auf dem Gipfelfoto posieren die Kilimandscharo-Bezwinger mit der neuen Dessau-Roßlauer Flagge.
"So etwas habe ich noch nie erlebt", spricht Steffen Udet über die Gefühle, die sich nach dieser Grenzerfahrung in ihm breit machten. "Ich habe mich als Grenzgänger gefühlt. Ausprobieren, wo Schluss ist, wie weit der Körper mitmacht, sich und die Welt erleben", fasst Martin Eckert die Expedition zusammen.
Ob der Kilimandscharo der letzte Gipfel gewesen sein soll, darauf will sich Frank-Reiner Eckert nicht festlegen lassen. "Geplant ist aktuell nichts, aber es gibt ja auch noch andere Herausforderungen, man muss ja nicht immer zu Fuß auf den Gipfel", grinst der passionierte Radfahrer und scheint durchaus abenteuerliche Pläne im Kopf zu haben. Verraten will er die allerdings noch nicht.