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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Einsatzflut nach Unwetter

Von STeffen Brachert 07.03.2012, 19:17

Dessau-Rosslau/MZ. - Im 25-Seiten-Bericht steht der Einsatz auf Seite 22 und unter dem schlichten Titel "Unwetter 3". Doch was am 11. September ab 18 Uhr über Dessau fegte, war ein orkanartiger Hagelsturm, der schwere Schäden anrichtete - und Dessau-Roßlaus Feuerwehren tagelange Arbeit und über 300 Einsätze bescherte. Dass die 2011er Einsatz-Statistik ein deutliches Plus gegenüber den Vorjahren aufweist, es ist dem "Unwetter 3" geschuldet.

1 855 Einsätze sind die Dessauer Feuerwehren 2011 gefahren. Das sind 206 oder zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Überbewerten will Martin Müller, Sachgebietsleiter Brand- und Katastrophenschutz bei der Dessauer Berufsfeuerwehr, dies aber nicht. Der Fünf-Jahres-Schnitt liegt bei 1 740 Einsätzen. "Das sind", sagt Müller, "normale Ausschläge."

239 Brände mussten die Kameraden der Feuerwehren 2011 löschen. 173 waren es 2010 gewesen. Bei einem Wohnhausbrand in Waldersee starb Anfang Februar vorigen Jahres ein Bewohner. Es ist einer von zwölf Großbränden. Der 7. Juni fällt da auf in der Statistik. In der Roßlauer Feldstraße brannte eine Garage samt Werkstatt. Das Feuer griff auf zwei Wohnhäuser über. Etwa 250 000 Euro Schaden entstanden. Am 22. Juni zerstörten die Flammen ein Einkaufszentrum in der Kreuzbergstraße. Auf 150 000 Euro wurden hier die Schäden geschätzt. Am 6. September war die Feuerwehr in Kühnau gefordert, wo auf dem Gelände einer Recyclingfirma eine Kabelgranuliermaschine Feuer gefangen hatte. Bei etwa 100 000 Euro lagen die Schäden an der Maschine und Halle. Alle Schäden bei den 239 Einsätzen zusammengerechnet, kommt die Feuerwehr auf 1,44 Millionen Euro.

Das deutliche Plus bei den Einsätzen hat auch Auswirkungen: Die Zahl der Einsatzstunden erhöhte sich in den vergangenen zwölf Monaten von 10 500 (2010) auf 13 100 (2011). Geleistet wurden diese von 328 aktiven Feuerwehrleuten bei der Berufsfeuerwehr und den insgesamt 14 Freiwilligen Feuerwehren der Doppelstadt. Die Zahl ist leicht gesunken. 2010 gab es noch 340 aktive Feuerwehrleute. Doch die demografische Entwicklung macht auch vor der Feuerwehr nicht halt. Von allen Mitgliedern waren 2011 nur noch 45,9 Prozent im aktiven Dienst tätig. Ein Jahr zuvor hatte die Quote noch bei 52,6 Prozent gelegen.

Stadt und Feuerwehr haben das Problem erkannt - und mühen sich seit Jahren, das Ehrenamt attraktiver zu machen. Sieben Kinderfeuerwehren mit 79 Mitgliedern sind bestes Beispiel dafür. Die Nachwuchsgewinnung beginnt immer früher - und ist erfolgreich. 2011 wurde aber auch eine Rahmenvereinbarung zwischen der Stadt und der ÖSA über eine "Feuerwehrrente" geschlossen. 273 Kameraden haben dieses Angebot einer bezuschussten Rente genutzt. Die Stadt gab dafür fast 33 000 Euro. Für Roland Schneider, den Leiter des Amtes für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst, ist dies ein wichtiges Zeichen der Anerkennung für ehrenamtliche Feuerwehrleute.

Viel zu tun hatte 2011 auch die Rettungsleitstelle. 199 800 Anrufe gingen dort im vorigen Jahr ein. Das sind 550 pro Tag. Brände wurden ebenso gemeldet wie Unfälle. Manchmal auch mehrfach, was die hohe Zahl der Anrufe erklärt. "Gerade als das große Unwetter war", erinnert sich Schneider, "stand das Telefon keine Sekunde still."

"Es gab 23 950 Hilfeersuchen", bilanziert Müller. Daraus resultierten die 1 855 Einsätze der Feuerwehr, aber auch fast 12 000 Einsätze des Rettungsdienstes. Manchmal wird bei der Feuerwehr tatsächlich der Kaffee kalt.