Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Eine Million Klicks für den extra Party-Kick
DESSAU/MZ. - Norman Helbig hat noch nie einen Hehl daraus gemacht. "Das war nicht meine Idee", sagt er sofort. Irgendwie fühle er sich verpflichtet, das immer wieder klar zu stellen, obwohl Partybilder24.com (PB24) natürlich längst von seiner Handschrift geprägt ist. Seinerzeit ein Projekt der beiden Dessauer Unternehmer Thomas Richter und Dirk Werner, ist die Website mittlerweile zu einer festen Größe unter den Unterhaltungsmedien der Jugend in Sachsen-Anhalt geworden. Und gemeinsam mit seinem Team hat sich der 27-jährige "Chef" für das laufende Kalenderjahr einiges vorgenommen. "Wir werden dieses Jahr eine Million Klicks schaffen", kündigt er selbstbewusst an.
Einfaches Prinzip
Das zu Grunde gelegte Prinzip ist denkbar einfach. Jedes Wochenende, wenn in den Clubs und Diskotheken der Spaßfaktor ganz besonders groß geschrieben wird, tummeln sich PB24-Fotografen unter den Feiernden und halten den ganzen Gaudi im Bild fest. Die ausgelassen Feiernden können dann meist schon am nächsten Morgen "ihre Katerstimmung" versüßen, indem sie sich auf den qualitativ hochwertigen Erinnerungsfotos suchen und diese dann kostenlos herunterladen.
Am Anfang seien sie zu zweit unterwegs gewesen, denkt Helbig zurück. "Nur ich und mein damalig bester Kumpel Hendrik Pilz haben fotografiert", sagt er. Mittlerweile sind an den Wochenenden bis zu 60 Fotografen im Auftrag von PB24 im gesamten Land und teilweise darüber hinaus unterwegs.
Der zusätzliche Party-Kick, der ursprünglich nicht unbedingt als Einnahmequelle, sondern eher als Service gedacht war, kam 2006 super an. Bald wurde es in den Diskotheken zu einer Art Sport, sich aufs Foto zu drängeln. "Wir haben dann extra auch Schreifotos gemacht", lacht Helbig. Ich habe dann immer gesagt: ,Wenn du das Titelbild werden möchtest, musst Du schreien!." Und sie haben geschrien. Unzählige Male.
"Heute sind neben Dessau auch Magdeburg und Halle unsere Partybrennpunkte", sagt der gebürtige Dessauer. Aber auch in kleineren Städten wie Wittenberg, Gräfenhainichen oder Bitterfeld wird gefeiert und fotografiert.
Allein im vergangenen Jahr wurden so insgesamt 620 Fotogalerien veröffentlicht. Durchschnittlich befanden sich 128 Bilder in jeder Galerie. Somit wurden 79 360 Fotos in das Internet gestellt. Innerhalb dieser zwölf Monate besuchten gut 960 000 User die Seite. Es sind Statistiken, die das eingangs erwähnte Ziel dann doch realistisch erscheinen lassen. "Partybilder24.com verdient mittlerweile eigenes Geld", so Helbig. Schnell hatten sich in der Doppelstadt etablierte Werbe- und Geschäftspartner gefunden. Natürlich waren bald auch die Betreiber in der Unterhaltungsgastronomie interessiert daran, dass auf ihren Partys fotografiert wird. Es sind Hobbyfotografen, die pro Bono unterwegs sind. Norman Helbig: "Einige haben sich bei uns erst richtig etabliert und konnten sich verselbständigen!"
"Mittlerweile werden wir mit der fotografischen Betreuung von großen Events beauftragt", so Helbig, der - wie zum Beweis - mit dem Mauszeiger auf einen Ordner mit dem Titel "Nacktrodeln Baunatal" klickt. Der Internet-User wird zusätzlich mit Eventlisten und Highlight-Werbung versorgt. Alles koordiniert und organisiert von Helbig, der eigentlich Kfz-Mechaniker lernen wollte. "Das habe ich dann aber abgebrochen", sagt er. Das Hobby Fotografieren von "hauptsächlich getunten Autos" brachte ihn auf die Medienschiene.
"Ich hatte mir eine kleine Website für meine Fotos gebastelt", so Helbig. Dann hatten Bekannte ihn gebeten, es auch für ihn zu tun. "Es wurden immer mehr", sagt er. Mittlerweile arbeitete er als technischer Assistent für Informatik und entschied sich im Jahr 2006 für die Selbständigkeit als Mediengestalter. "Eigentlich war das alles Learning by Doing." Die entsprechende Ausbildung mit dem Schwerpunkt Grafik holte er später - "zur Sicherheit" - auf der Gutenbergschule in Leipzig nach.
Aufkleber für Heckscheibe
Die Website wird derzeit im Auftrag von der LK-Service GbR betrieben. Doch PB24 scheint auf dem besten Weg, sich zu einer eigenen werbeträchtigen Marke zu entwickeln. "Neulich habe ich einen Anruf bekommen", sagt er, da hieß es nur, "Norman? Das Taxi! Genauso einen Aufkleber möchte ich auch auf der Heckscheibe!" Das macht ihn stolz. Und wenn Norman Helbig, der eigentlich immer rastlos wirkt, mal in sich geht, dann schüttelt er zweifelnd ganz leicht mit dem Kopf, denn noch vor fünf Jahren fieberten er und sein Kumpel sechsstelligen Klicks hinterher.