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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Bekenntnis zur Stadt braucht kein Kennzeichen

Von silvia bürkmann 30.01.2012, 18:21

rosslau/MZ. - Noch hat sich keine streitbare Initiative formiert, wird im zwanglosen Gespräch die eigene Meinung oft allein mit zustimmendem Kopfnicken ausgedrückt. Der landesweite Trend aber ist klar ersichtlich: Kraftfahrer haben nach verschiedenen Gebietsreformen ein Interesse, zu ihren alten Autokennzeichen zurückzukehren. Das Bundesverkehrministerium hat den Ländern nunmehr den Entwurf einer neuen Verordnung zugeleitet, die die Rückkehr zu den traditionellen Schildern ermöglichen soll. Derzeitiger Zeithorizont: Zweite Jahreshälfte 2012.

In einer TED-Umfrage hatten in der dritten Januarwoche auch die MZ-Leser dieses Meinungsbild bestätigt: Die Frage "Würden Sie wieder das alte Kfz-Kennzeichen beantragen", bejahten 82 Prozent der per Telefon Votierenden. Bei der Abstimmung im Internet votierten 79 Prozent der Teilnehmer für die alten Kennzeichen.

Die Bürger der vor viereinhalb Jahren bei der Fusion entstandenen Doppelstadt Dessau-Roßlau kreuzen unter verschiedenen "Flaggen" über die Straßen. Neben dem aktuell und offiziellen DE-Kennzeichen finden sich noch jede Menge AZE-Autos aus den Jahren des Landkreises Anhalt-Zerbst und vereinzelte Oldtimer mit dem RSL-Schild des 1994 von der lokalpolitischen Bildfläche abgetauchten Altkreises Roßlau.

Das sei doch alles so lange her, sieht die Roßlauer Ortsbürgermeisterin Christa Müller selbst keinen Grund, die alten Kennzeichen zu recyceln. Zwar hat auch sie von der Idee gehört und könnte es sich durchaus vorstellen, dass manch Roßlauer wieder ein RSL-Zeichen haben wolle. Und diesen Plan bei einer Neuanschaffung vielleicht auch verwirkliche, aber ad hoc falle ihr keiner ein, der direkt und ausdrücklich nach den alten Zeichen rufe. Selbst rollt sie mit ihrem vor zwei Jahren angeschafften Auto unter DE-Flagge durch Stadt und Land, ganz normal in der Zulassungsstelle von Dessau-Roßlau angemeldet. "Ich bin Roßlauer und identifiziere mich auch mit Roßlau. Aber dafür brauche ich kein altes Kennzeichen", sagt Christa Müller resolut.

Im gleichen Fahrwasser steuert auch Hans Danke. Den Geschäftsführer der Roßlauer Schiffswerft beschäftigen ungleich wichtigere Themen, als die auf solchen Nebenschauplätzen. Horst Danke ist ein Ur-Roßlauer, geboren zu Hause in der Meinsdorfer Straße. "Aber ich bin kein Nostalgiker. Ich bekenne mich zu unserer Doppelstadt und kann mit dem ,DE‘ am Nummernschild wunderbar leben."

Als "zwar nicht richtig wichtig", aber immerhin interessant bewertet Peter Hahne die Diskussion. Auch der Vorsitzende des Roßlauer Burgvereins ist längst vertraut mit seinem DE-Daewoo, fände aber das gute alte RSL auch ganz chic.

Wie auch Lutz Olbrich. "Da weiß jeder, wo man herkommt. Jeder, der sich ein bisschen ’nen Kopf macht." Olbrich ist selbst gebürtiger Roßlauer, aufgewachsen im Rosseltal-Dorf Thießen und 1987 in die Elbestadt gezogen. In seiner Heimatstadt ist er vor allem und als Präsident des Roßlauer Karnevalclubs RKC bekannt und gerade jetzt in der fünften, der närrischen Jahreszeit viel unterwegs.

Privat ist die Familie derzeit noch mit AZE-Pkw auf Tour, würde aber, wenn es möglich wird und eine Neuanschaffung ansteht, gern wieder die Flaggen für RSL hissen. Dazu lenkt Lutz Olbrich noch weiter ein Trike, ein Motorrad auf drei Rädern. Dieses Gefährt unter DE-Signatur gehört längst zu den Hinguckern im Festzug der Karnevalisten beim Heimat- und Schifferfest, mit der Ulknudel Olbrich im Clownskostüm. "Wir sind ja auch Mitglied im Förderverein Schifferstadt Roßlau. Und der Karnevalsschlachtruf ist unverändert: Roßlau hinein!"