Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Bärenstarke Puppen und zarte Elfen
DESSAU-ROSSLAU/MZ. - "Puppen und Teddybären gehören einfach zusammen, denn jedes Püppchen braucht doch einen Bären zum Schmusen", meinte schmunzelnd die Vereinsvorsitzende des 1. Dessauer Puppenclubs Monika Schönfeld. Deshalb gehörte zur Puppen-Ausstellung, die am Wochenende hunderte Interessierte in das Gemeinde- und Diakoniezentrum St. Georg kommen ließ, auch eine Teddy-Sammlung mit seltenen, alten, zerzausten, eben einfach wunderschönen Bärchen. Diese gehören Angela Kiehn, die im Puppenclub ist, aber ihr Herz ganz klar an die plüschigen Freunde verloren hat.
Auch die Besucher schienen magisch angezogen, sowohl von den Puppen als auch von den Teddys. Denn lange vor dem eigentlichen Beginn der Ausstellung standen sie Schlange vor der Tür und der Verein sah sich genötigt, schon zehn Minuten früher die Türen zu öffnen. "Ich bin mir sicher, dass wir in diesem Jahr weit über die Besucherzahlen des vorigen Jahres kommen, und da waren es schon 700 Leute", freute sich Monika Schönfeld.
Dabei war doch eigentlich alles nur eine Idee, von der Monika Schönfeld anfangs nicht wirklich glaubte, diese in die Tat umsetzen zu können. "Schon immer faszinierten mich Puppen, und ich dachte mir, solch ein Puppenclub wäre eine schöne Sache zum Austausch und Treffen mit anderen Begeisterten", erklärte Schönfeld. Als sie dann auf einer großen Puppenausstellung durch Zufall drei weitere Frauen mit dieser Leidenschaft aus der Region traf, war es nicht mehr lange hin bis zur Umsetzung. Mittlerweile hat der Club 25 Mitglieder.
Gemeinsam fahren die Frauen zu Veranstaltungen, Ausstellungen und tauschen sich über das Neuste aus der Welt der Puppen aus. "In diesem Jahr werden wir am Reborn-Wettbewerb in Coburg teilnehmen und mit selbsthergestellten Reborn-Babys in den Wettbewerb gehen", sagte Monika Schönfeld. Reborn-Babys sind Puppen, die wie lebensechte Babys aussehen und sich auch so anfühlen. "In unserem Club gebe ich Kurse, bei denen man aus einem so genannten Bausatz, der aus Armen, Beinen, Kopf und Körper besteht, innerhalb eines Tages ein Reborn-Baby machen kann, das mit Haaren, Wimpern und Farbe zu einer ganz außergewöhnlichen und individuellen Puppe wird. Jedes von ihnen ist etwas Besonderes, ein Einzelstück", so Monika Schönfeld. Doch dazu gehört einiges Geschick, denn die Herstellung von Puppen ist Kunst und Handwerk zugleich. Immerhin müssen Proportionen, Farbgestaltung und Ausdruck der Puppen ganz genau aufeinander abgestimmt werden.
Doch auch andere Künstler verzauberten die Besucher mit ihrem Können. Aus Thüringen, dem Erzgebirge, dem Westerwald, Braunschweig, Frankfurt und sogar aus Holland waren sie angereist, um den Dessau-Roßlauern einen Einblick in die Vielfalt des Puppenhandwerks zu geben. "Seit der erfolgreichen Ausstellungspremiere im vorigen Jahr haben wir viele Anfragen bekommen von Puppenliebhabern und Herstellern", erklärte Monika Schönfeld. Miriam Richter ist eine von ihnen und eine waschechte Puppendoktorin. "Viele Menschen hängen an Puppen aus der Kindheit, aber nach den ganzen Jahren, haben die das eine oder andere Wehwehchen und dann kümmere ich mich darum und repariere sie", erklärte Miriam Richter.
Silke Friedrich ist die Fachfrau für Elfen und Gnome. "Ich habe immer gern gezeichnet und irgendwann dachte ich, dass ich das vielleicht auch dimensional hinbekomme", erzählte sie. Aneignen musste sie sich dies alles selbst, denn dafür gibt es keine Vorlagen. Umso erstaunlicher sind die Ergebnisse. Fabelwesen in allen Farben und niedliche Waldzwerge ließen die Besucher staunen.
Ein klein wenig fühlten sich die Besucher in ein Märchen aus der Kindheit versetzt. Genau das sei es, was sie erreichen möchte, meinte Monika Schönfeld. "Einfach mal wieder Kind sein, das ist schön und macht glücklich. Außerdem kommen auch beim Herstellen der Puppen verborgene Talente wie das Häkeln und Stricken zum Vorschein. Immerhin müssen die Puppen ja auch schöne Kleidung tragen."
Auch am Stand von Elke Joost erwachten Kindheitserinnerungen. Mit ihren DDR-Puppen wurden einige Besucher ganz nostalgisch. Elli Knoops aus Holland und Maria Fernandez aus Frankfurt haben ebenfalls die Reborn-Babys für sich entdeckt, und beide haben die eine oder andere Puppe nach Fotovorlagen ihrer Kinder erstellt. Außergewöhnlich waren aber auch die Künstlerpuppen von Liane Thöner-Stier. Sie sammelt nämlich Prominente in Miniaturformat. "Von Lady Diana bis Heino, von Marilyn Monroe bis Grace Kelly - es gibt wirklich alles", schwärmte sie.
Theresia Bormann, mit knapp 76 Jahren ältestes Mitglied des Puppenclubs, verkaufte an ihrem Stand traumhafte Puppen- und Kinderkleidung. Mit Engagement und Kreativität zauberte sie in Windeseile die süßesten Söckchen, Jacken und Mützen hervor, und auch für die Großen war etwas dabei - ganz individuelle Handytaschen, die aus dem schlichtesten Mobiltelefon ein richtiges Schmuckstück machen.
Alle kleinen Besucher hatten ebenfalls die Chance, ihre Kreativität unter Beweis stellen. Bei Doreen Bellgardt, die einen Mobilen Kreativ- & Bastelservice in Zerbst besitzt, durften sie sich nach Herzenslust ausleben und basteln.
Trotz des großen Erfolgs hat Monika Schönfeld noch einen Wunsch. "Mein Traum wäre ein Puppenmuseum in Dessau-Roßlau, damit diese Kunst weitergegeben wird und in einer Zeit von Computern und Handys, die Anziehungskraft, die von Puppen und Teddys ausgeht, nicht verloren geht."