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Dessau Dessau: Post bleibt im Zentrum

Von STEFFEN BRACHERT 29.12.2014, 18:07
Seit 1901 im Zentrum der Stadt: die Hauptpost.
Seit 1901 im Zentrum der Stadt: die Hauptpost. SEBASTIAN Lizenz

Dessau - Die Deutsche Post hat Gerüchte dementiert, das Unternehmen würde sich aus dem Postgebäude an der Ecke Friedrichstraße und Kavalierstraße zurückziehen. „Wir haben dort langfristige Mietverträge - und es gibt keine Pläne, daran etwas zu ändern“, sagte Anke Blenn, Post-Sprecherin für Berlin und Sachsen-Anhalt.

Stadträte hatten zuletzt einen weiteren Rückschlag für das Dessauer Stadtzentrum befürchtet. Gerüchteweise soll die Post in eigener Sache sogar schon im Rathaus vorgesprochen haben. Befördert wurden das Gerede durch Veränderungen in Dessau-Roßlaus Nachbarschaft: In Bernburg beispielsweise war zum 1. April 2014 die Hauptpost nach genau 130 Jahren geschlossen worden.

In der Dessauer Hauptpost sind Post, Postbank und die Zustellung von Post und Paketen konzentriert. Blenn bestätigte auf MZ-Anfrage allerdings, dass das markante historische Gebäude schon im Jahr 2008 an den US-Investor Lone Star verkauft wurde. Das Haus gehörte damals zu dem 1 300 Immobilien zählenden Portfolio, für das die Amerikaner etwa eine Milliarde Euro zahlten. Ein Steuerspar-Deal. Ein Großteil der verkauften Gebäude wurde von der Post postwendend wieder zurückgemietet.

Das historische Dessauer Postgebäude wurde von 1899 bis 1901 errichtet und im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Beim Wiederaufbau wurde der einst 45 Meter Postturm verkleinert. Nicht ohne Proteste: Als im Jahr 1994 für die Sanierung des Postgebäudes der alte Turmknauf geöffnet wurde, fand sich dort ein Schreiben von Klempnermeister Paul Schierwagen aus dem Jahr 1951: „Nachdem wir den nach allen Bombenangriffen stehengebliebenen Postturm abtragen mußten, ist nun dieser Stumpen von Turm entstanden, und nach langem Bemühen ist uns jetzt die Genehmigung zu einer Turmbekrönung in dieser Form gegeben. Wir bedauern, diesem schwerfälligen, abgebrochenen Riesen von Turm eine plumpe Kugelspitze geben zu müssen, da uns eine andere Abschlußmöglichkeit nicht gegeben ist.“

Dem Schreiben wurde ein Gedicht beigegeben, dessen 1951 formulierter Wunsch bei der Öffnung der Turmspitze 43 Jahre später Wirklichkeit war: „Eines muß uns noch gelingen: dieses Ziel - sei's noch so weit - müssen, werden wir erzwingen: unsres Deutschlands Einigkeit! Daß die Grenzen balde fallen ist der Wunsch von West und Ost, das ist Kampfziel von uns allen - dafür kämpft die Deutsche Post!“ (mz)