Dessau Dessau: OB-Kandidaten diskutieren in der Marienkirche

Dessau-Rosslau/MZ/SB - Draußen gab es Flyer. „Keine Stimme für Neonazis.“ Drinnen in der Marienkirche blieb der Platz ganz rechts außen unbesetzt. Alexander Weinert, der Mann, dem der Protest galt, wegen dem Polizeibeamte und Sicherheitsleute vor Ort waren, fehlte. Weinert, der auf der NPD-Liste für den Stadtrat antritt und sich als unabhängiger Kandidat als Oberbürgermeister bewirbt, hatte aus Krankheitsgründen abgesagt.
Sieben Kandidaten am Start
Es war das offizielle Forum der Stadt Dessau-Roßlau, die laut Gemeindeordnung verpflichtet ist, einmal allen OB-Kandidaten die Möglichkeit geben, sich vorzustellen. Diese nutzten am Mittwoch Stefan Exner, Klemens Koschig, Peter Kuras, Karsten R. Lückemeyer, Andreas Mrosek, Ben Naumann und Jakob Uwe Weber.
Das Prozedere war starr und dem Bemühen untergeordnet, allen Kandidaten die gleiche Redezeit zu geben. Vier Minuten hatte jeder Bewerber, sich vorzustellen. Dann begann schon die Fragerunde in der Marienkirche, die sehr gut gefüllt war. Vielfältige Themen wurden angesprochen. Fünf Wochen nach dem Forum der Dessauer Wirtschaftsjunioren, die im Bauhaus den OB-Wahlkampf starteten, gilt: Das Interesse daran, wer künftig im Dessau-Roßlauer Rathaus das Sagen hat, ist unverändert groß.
Wer Anfang April dabei war, merkte Unterschiede. Die vielen Foren der vergangenen Tage haben die Kandidaten professioneller und routinierter gemacht - aber auch leichtfertiger im Versprechen. Ticketfreier Öffentlicher Personennahverkehr (Lückemeyer), niedrigere Gewerbesteuern (Lückemeyer, Mrosek), Ostrandstraße. Für die waren alle: Nur Jakob Uwe Weber wagte es aber auf mögliche finanzielle Probleme hinzuweisen und zuzuspitzen, als die Frage nach mehr Sozialarbeit an Schulen kam: Ostrandstraße oder Schulsozialarbeit.
Strittige Themen
Da kam Schwung in das Forum, das etwas darunter litt, dass die Kandidaten kaum untereinander diskutierten (durften). Bei den Themen Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung und beim Image der Stadt wurde es am lebhaftesten. Ist Dessau-Roßlau in der Krise und ein Oberzentrum zweiter Klasse (Kuras) oder wird die Stadt zu schlecht geredet (Koschig)? Fehlt ein vernünftiges Miteinander mit den Landkreisen und der Landesregierung in Magdeburg (Exner)? Herrscht hier Zynismus und Apathie (Neumann)? Trauen sich Menschen nicht mehr die Wahrheit zu sagen (Weber)? Die Antworten werden noch bis zur Wahl am 25. Mai gesucht.