Dessau Dessau: "Kochstedter 11" als Herausforderung

Dessau - In spätestens sechs Wochen soll das Logo von einer geplanten offensiveren Vermarktung künden. Dann wird aus der Kochstedter Kreisstraße 11 bzw. der „Kochstedter 11“ das „K11“.
Zu einer der größten Industrieansiedlungen nach der Wende gehörte das Baustoffwerk Heinritz und Lechner im Gewerbegebiet Mitte. Etwa 15 Millionen Euro wurden in das Baustoffwerk investiert. Im April 1999 fand gleich neben dem Werk eine weitere Grundsteinlegung statt: Der Lechner Baupark entstand. Elf Millionen Euro wurden in den Mehrgeschosser investiert, der etwa 60 Firmen beherbergen sollte. Der Baupark wurde im Frühjahr 2001 eingeweiht. Seit April 2014 ist die Cira GmbH und Co KG neuer Eigentümer.
Der einprägsame Name soll bei der Vermarktung des Objekts helfen und das Gebäude des einstigen Lechner-Bauparks im Dessauer Gewerbegebiet Mitte bekannter machen. Platz bietet das K11 allemal noch genug für Gewerbe, Handwerk, Selbstständige.
Spezialist für schwierige Konstellationen
Dierk Moreth, Rechtsanwalt und Senior Manager der in München ansässigen Creditmanagement GmbH hatte als Eigentümer bereits vor eineinhalb Jahren über die schwierige Vermarktungssituation im Hauptgebäude des einstigen Lechner-Bauparks berichtet. Als Lechner 2001 Insolvenz anmeldete, kam das halbfertige Haus unter die Fittiche eines Insolvenzverwalters. Seit geraumer Zeit nimmt sich die Cira GmbH und Co KG, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der in München ansässigen Comindo Creditmanagement GmbH, der Kochstedter 11 an. Die Firma gilt als Spezialist für schwierige Konstellationen. Und die gab es in der Kochstedter Kreisstraße 11 genug. „Dem Insolvenzverwalter gehörten nur 49 Prozent des Gebäudes. Die Eigentumsverhältnisse waren schwierig“, erinnert sich Moreth an ein Problem, das nach mehr als zwei Jahren und 23 Kaufverträgen inzwischen geklärt ist. Seit vergangenem Jahr liegt das Gebäude in einer Hand, und zwar in der Münchener. Doch je tiefer die neuen Eigentümer in die Bauunterlagen reinschauten, umso mehr Überraschungen tauchten auf. „Wir waren mit 48 Auflagen der Ämter konfrontiert, die Stück für Stück abgearbeitet sind“, sagte Moreth. Unter anderem wurde das Dach repariert, die Garagen abgedichtet, Maßnahmen gegen das Grundwasser, das in den Keller drückte, ergriffen. Seit dem vergangenen Jahr konnten laut Moreth vier Gewerbe neue Räume beziehen. Inzwischen arbeiten in der K11 neben einer Pflegeeinrichtung, einem Planungsbüro, einem Maler und Baufachgeschäft auch Ärzte.
Schwierige Suche nach neuen Mietern
Doch Filetstückchen im Haus sind noch immer ungenutzt. So ist das Münchener Unternehmen gerade dabei, die attraktiven Räume im sechsten Stock herzurichten. Dort gab es weder Fußboden noch Heizung. Und dort gibt es - trotz attraktivem Panoramablick über den Dessauer Westen - noch immer keine Mieter. Von den rund 7500 Quadratmeter Gewerbefläche stehen noch 3100 Quadratmeter für den Markt zur Verfügung. Moreth sprach von einer Auslastung des Hauses von über 60 Prozent und weiß, wie ungleich schwer es ist, neue Mieter zu finden. „Ich weiß noch immer nicht, was die Dessauer wollen“, sagte er am Dienstag vor Stadträten des Ausschusses für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Tourismus.
Die Comindo will das in den nächsten drei Jahren herausfinden. Bis dahin will das Unternehmen, das sich schwierigen Gewerbeflächen in der Republik annimmt und später weiterverkauft, die Fläche möglichst komplett vermarktet haben. Wer sich in der Kochstedter Kreisstraße ansiedelt, der hat zumindest einen entscheidenden Vorteil. Er kann sich noch sein künftiges Büro zuschneiden lassen. Doch dieser Vorteil wird derzeit offensichtlich noch nicht erkannt. „Die Dessauer wollen ein Büro sehen und sagen dann, ob es passt oder nicht“, weiß Moreth aus der Praxis. Die Wirtschaftsförderung bot Hilfe bei der Vermarktung an. (mz)