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Dessau Dessau: Graue Fensterscheiben zeigen eine öde Innenstadt

Von HEIDI THIEMANN 08.06.2009, 18:44

DESSAU/MZ. - So leer, so öde würde es hier aussehen, wenn... Die Schließung des Kaufhauses freilich mag sich keiner der rund 220 Beschäftigten ausmalen. Doch sie wissen, ihre Zukunft ist ungewiss. Gerade wird in Berlin verhandelt, wie es mit Karstadt, das zu Arcandor gehört, weitergehen wird.

Damit es überhaupt weitergeht, dafür steht am Montag ein großer Teil der Karstadt-Mitarbeiter auf der Straße vor dem Kaufhaus - um eine Mahnwache abzuhalten. Listen liegen aus, auf denen sich Kunden für den Erhalt des Kaufhauses eintragen können. "Seit 20. Mai sammeln wir die Unterschriften", sagt Katrin Quidzinski, die Betriebsratsvorsitzende. 9 000 Dessauer, Roßlauer und viele Auswärtige haben seitdem unterschrieben. Quidzinski freut sich über den Rückenhalt durch die Kunden, "viele sagen uns auch in Gesprächen, dass Karstadt bleiben muss".

Unterdessen macht die Meldung die Runde, dass der Bund den Antrag von Arcandor auf Staatsbürgschaft abgelehnt hat. "Das ist das Ende", raunt eine Mitarbeiterin, andere schütteln den Kopf, denn es liegt noch die Hoffnung auf einem Notkredit. Ob darüber aber am Dienstag entschieden wird? Die Ungewissheit unter den Mitarbeitern ist spürbar mit den Händen zu greifen. "Wie geht es weiter? Bleibt unser Haus? Egal, wie die Verhandlungen ausgehen, wir hoffen, dass wir Informationen bekommen", erklärt die Betriebsratsvorsitzende.

Nicht nur die Mitarbeiter zeigen zahlreich Flagge und lassen zur Mittagszeit für jeden Beschäftigten einen Luftballon in den Himmel steigen; auch Doris Finke von der Gewerkschaft Verdi ist mit einem Stand vertreten. "Das ist das einzige Kaufhaus in der Innenstadt und für die kleineren Städte ringsum", sagt sie. Und: "Immer haben die Beschäftigten zurückgesteckt und Federn gelassen." Während der Konzern nur an die Dividende gedacht habe, stünden die Mitarbeiter im Regen, "deshalb müssen wir unsere Mitglieder unterstützen".

Die Unterstützung signalisieren auch etliche Kunden. Im Dessauer Rathaus ist Mittagspause. Ralf Schüler aus dem Kulturamt setzt seine Unterschrift auf die Liste ("weil Karstadt immer ein zuverlässiger Ansprechpartner in Sachen Kultur ist") wie auch Petra Wystrach aus dem Sozialamt: "Es ist doch wichtig, dass man Anteil nimmt." "Hoffentlich bringen die ganzen Aktionen was", sagt Gunnar Herbst, nachdem er sich in die Liste eingetragen hat.

Karstadt-Chef Alexander Socher, der gemeinsam mit den Mitarbeitern bei der Mahnwache steht, wünscht sich, dass die Kunden nicht nur auf der Liste unterschreiben, "sondern dass sie auch weiter hier einkaufen. Das ist das allerwichtigste."