Dessau Dessau: Ausstellung thematisiert Emil Theis und Karl Elze

Dessau/MZ - „Barocke Wohnkultur“ zieht mit der nahezu lückenlosen Hängung der neuen Ausstellung ins Stadtarchiv Dessau-Roßlau ein. „Für etwa 60 gerahmte Bilder wird der Platz auch im größten Raum ziemlich eng“, lotsen die Hausherren um Archivleiter Frank Kreißler ihre Gäste zur Vernissage hinauf in die 3. Etage des Hauses.
Viele waren gekommen. Und viele verbinden auch persönliche Erinnerungen an die zwei Dessauer Fotografen, denen sich die neue Ausstellung widmet. Emil Theis’ Fotomontage von einer das Bauhaus überfliegenden „Tante Ju“ zierte 2013 eine Sonderbriefmarke und „Die Camera“ ist den Muldestädtern seit 1959 als professionelles Fotostudio ein Begriff: Als PGH gegründet von Fotografenmeister Karl Elze, dem Pflegesohn von Theis.
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Die Idee, an Vater und Sohn und ihr Wirken in ihrer Heimatstadt zu erinnern, löste eben die Briefmarke im Jubiläumsjahr „Dessau 800“ aus, erinnert Kreißler an erste Kontakte zur Witwe Gudrun Elze und deren Sohn Andreas. Die Idee wurde Konzept zur neuen Ausstellung für das Stadtarchiv. Und Herzensangelegenheit für die Familie Elze.
Im Nachlass fanden sich kistenweise Fotografien als Leihgaben. Als Kurator für die Präsentation konnte Roland Behrmann gewonnen werden. Der Kunsthistoriker aus Mannheim hat Dessauer Wurzeln, lernte hier das Fotografenhandwerk in der ’Schule’ von Karl Elze und referierte am Dienstagabend zur Ausstellungseröffnung über „Zwei Dessauer Fotografen“. Bei der Sichtung der Ausstellungsstücke war Magister Behrmann, aus „Dessauer Jahren “ befreundet mit Andreas Elze, über manche Überraschung gestoßen. Berufsfotografen, weiß er, machen in ihrem Leben tausende Aufnahmen. Und von denen halten die Autoren selbst nur eine übersichtliche Zahl des Aufhebens für wert. „Diese Bilder hier waren Emil Theis und Karl Elze wichtig. Sie haben Bestand in einer riesigen Menge und durch die Zeiten.“
Stilistisch sind die Arbeiten der „alten Meister“ schwer einzuordnen, macht sich Behrmann in seinem Referat wie auch in einem Aufsatz im neuen „Dessauer Kalender 2015“ in ersten Schritten auf den Weg, das Werk von Theis und Elze zu untersuchen. Emil Theis, der in der Mark Brandenburg geborene Künstler, der über das Malen und technische Zeichnen zur Fotografie fand und das neue Medium in der Stadt der Moderne an der Seite von Bauhausmeistern zu einer ersten Blüte führte. Walter Gropius und Hugo Junkers zählten zu seinen prominenten Auftraggebern. Zugleich wurde Stadtgeschichte dokumentiert. Für die Nachwelt erhalten auf zahlreichen Postkartenserien, erschienen im Edeldruckverfahren in „Emil Theis Atelier und Kunstverlag“.
Dem Künstler folgte der Pflegesohn. Karl Elze - Neffe von Emma Theis - fand in Emil Theis einen gestrengen Lehrherren und machte sich auf einen eigenen fotografischen Weg. „Während Theis seine Formensprache aus seinem malerischen Verständnis heraus schöpfte, war es bei Elze eher sein musikalisches Harmoniebestreben, das er in seine Bilder einfließen ließ“, so Magister Behrmann.
Ausstellung und Aufsatz geben den Auftakt in dessen nächste Publikation. Es sollen Werkverzeichnis und Monogafien über die zwei Künstler und Fotografen folgen.
Am 1. Dezember ist der vom Stadtarchiv Dessau-Roßlau herausgegebene Dessauer Kalender 2015 erschienen und ab sofort in Buchhandlungen, in der Tourist-Information (Zerbster Straße 2c) und im Stadtarchiv Dessau-Roßlau (Lange Gasse 22) zum Preis von 8 Euro erhältlich.

