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Dessau 1945 Dessau 1945: Bauhaus-Ausstellung zeigt Fotos von Henri Cartier-Bresson

Von Carla Hanus 13.05.2014, 06:21
Das Foto „Dessau Juni 1945“, das zeigt, wie eine ehemalige Gestapo-Informantin im Auffanglager befreiter Zwangsarbeiter entlarvt wird, gab den Anstoß zu „Dessau 1945“.
Das Foto „Dessau Juni 1945“, das zeigt, wie eine ehemalige Gestapo-Informantin im Auffanglager befreiter Zwangsarbeiter entlarvt wird, gab den Anstoß zu „Dessau 1945“. © Magnum Photos, courtesy Fondation Henri Cartier-Bresson, Paris Lizenz

Dessau/MZ - Der Auslöser war ein Foto. Dem damaligen Direktor des Bauhauses, Philipp Oswalt, war vor rund drei Jahren eine Aufnahme des bekannten französischen Fotografen Henri Cartier-Bresson aufgefallen, die dieser 1945 in Dessau fotografiert hat. Bresson hatte den Moment, in dem eine ehemalige Gestapo-Informantin in einem Auffanglager befreiter Zwangsarbeiter entlarvt wird, festgehalten. Eine historische Aufnahme. Ein Foto für die Geschichtsaufarbeitung in Dessau, fand Oswalt.

Eine umfangreiche Recherche-Arbeit begann, deren Ergebnisse in die Ausstellung „Dessau 1945 - Moderne zerstört“ münden, die am morgigen Mittwoch im Bauhaus eröffnet wird. Dabei geht es nicht nur um diese eine Aufnahme, die in der Welt keine unbekannte ist. Es geht um einen Film und eine ganze Reihe von Fotos, die Henri Cartier-Bresson damals in Dessau aufgenommen hat, als er die Heimkehr französischer Zwangsarbeiter dokumentierte. 32 Fotos werden dank einer Kooperation mit der Pariser Foundation Henri Cartier-Bresson ab morgen im Bauhaus gezeigt. Sie spiegeln die Situation der Menschen zum Kriegsende wider und zeigen dabei die zerstörte Stadt. Viele von diesen Fotografien, die Cartier-Bresson damals selbst von seinen Filmen abgezogen hat, sind das erste Mal in einer Ausstellung überhaupt zu sehen.

Die Bauhausstiftung und Philipp Oswalt haben diese Ausstellung bewusst in den Kontext zur Eröffnung der neuen Meisterhäuser gesetzt. „Wenn die Wunde von 1945 geschlossen wird, wollen wir ins Bewusstsein bringen, was geschehen ist“, sagt Regina Bittner, stellvertretende Direktorin des Bauhauses. „Wir wollen auf die Situation hinweisen, die dort hingeführt hat“, beschreibt sie den Ansatz. „Wir richten den Blick auf die Stadt und das Bauhaus selbst, das ebenfalls teilweise zerstört war.“ Die Ausstellung mache deutlich, „dass die Moderne janusköpfig ist. Sie habe eine produktionsprogressive Seite und eine zerstörerische Seite.“ So werde thematisiert, wie Dessau im Zuge der Junkers-Flugzeugproduktion und mit dem Boom der Kriegswirtschaft städtebaulich expandierte. Aber eben auch, wie die zerstörte Stadt zum traurigen Zeugnis dieses Kriegsgeschehens wurde.

Bittner kündigt zudem einen Blick auf die bisher wenig erforschte Geschichte des Bauhauses und der Meisterhäuser an. Um den Umbau des Bauhauses wird es gehen, der im Zuge der Nutzung nach der Schließung des Bauhauses erfolgte. Und auch darum, dass in der Meisterhaussiedlung Testpiloten und leitende Angestellte der Junkerswerke lebten. Das Haus Gropius bewohnte ein Testpilot, der unter anderem an der Entwicklung des deutschen Bombers Ju 88 beteiligt war.

Die Ausstellung, deren Kurator Philipp Oswalt unter Mitarbeit von Sandra Giegler ist, begleitet die Dessauer Stadtgeschichte von den ersten Wahlerfolgen der Nazis bis zum Ende des Krieges und zeigt anhand von Dokumenten und Objekten, wie die Moderne zerstört wurde. So werden Interviews mit Bewohnern der Meisterhäuser und Erinnerungen ehemaliger Zwangsarbeiter eine Rolle spielen, werden Modelle, Fotografien und Kriegsgemälde, Propagandafilme und persönliche Aufzeichnungen zu sehen sein und vieles mehr.

Eröffnet wird die Ausstellung am Mittwoch, 17.30 bis 20 Uhr. Die Schau ist täglich zu sehen vom 15. Mai bis 7. September, jeweils von 10 bis 17 Uhr. Am Freitag, 16. Mai, gibt es um 17.30 Uhr eine Kuratorführung durch die Ausstellung.