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Dessa-Roßlau Dessa-Roßlau: Altkanzler Kohl legte Grundstein für Partnerschaft

Von GINA APITZ 05.09.2010, 17:03

DESSAU/MZ. - Anfangs war es eine Patenschaft, heute sehen sich die Kreuzgemeinde Dessau und die Friedenskirchengemeinde Ludwigshafen auf gleicher Augenhöhe. 50 Jahre sind sie schon miteinander verbandelt - davon 30 Jahre über die Grenzen von DDR und BRD hinweg. Ein Grund zum Feiern, fanden die Mitglieder beider Gemeinden. Am Sonnabend luden die Dessauer sieben Gäste aus der Partnergemeinde Ludwigshafen, inzwischen auch Partnerstadt Dessau-Roßlaus, zur gemeinsamen Andacht mit anschließendem Kaffeekränzchen ein.

Auch der Pfarrer, der die Kooperation vor fünf Jahrzehnten mit ins Leben gerufen hatte, war zu diesem goldenen Jubiläum gekommen. Der 82-jährige Siegfried Schulze erinnert sich noch gut an den Beginn der Partnerschaft. Sein Kollege Eugen Herrmann aus Ludwigshafen hatte einer Kooperation mit einer Gemeinde aus der DDR zugestimmt. Ex-Kanzler Helmut Kohl persönlich soll die Patenschaft angeregt haben - er und seine Frau waren damals Mitglied der Ludwigshafener Friedenskirchengemeinde. So jedenfalls erzählt es Siegfried Schulze. "Es war Kohls Wunsch", betont der betagte Herr.

Einfach war die Partnerschaft zu DDR-Zeiten nicht. Briefe und Pakete wurden verschickt. Besuche gab es nur selten. Wenn, dann reisten einzelne Ludwigshafener nach Dessau. "Und wir trafen uns zu Tagungen in Berlin", erinnert sich Matthias Richter, der von 1978 bis 2001 Pfarrer der Dessauer Kreuzkirchengemeinde war. Der 68-Jährige betont, dass bei diesen Treffen wichtige Kirchenthemen diskutiert wurden. "Wir haben nicht nur Kaffee getrunken", so Richter. Er selbst reiste 1982 das erste Mal nach Ludwigshafen, noch vier weitere Male wurde ihm danach die dienstliche Ausreise gewährt. Aus der Gemeindepartnerschaft ging 1988 dann die Städtepartnerschaft Ludwigshafen-Dessau hervor.

Nach der Wiedervereinigung stand dem Austausch nichts mehr im Wege. Die Chöre besuchten sich, die Pfarrer "tauschten" ihre Kanzel und predigten des öfteren in der Partnergemeinde. "Zu Beginn der 90er war es für uns spannend, die Dessauer überhaupt kennen zu lernen", sagt Klaus Eicher, der seit 1994 Pfarrer der Friedenskirchengemeinde ist und schon sieben Mal einen Gottesdienst in Dessau abhielt. Der 46-Jährige räumt ein, dass viele Gemeindemitglieder zunächst an der Vergangenheit festhielten. "Es war die Nostalgie, die uns verband", so der Pfarrer. Obwohl man sich nun ungehindert besuchen konnte, wurden die Kontakte spärlicher. "Wir hatten mit eigenen Problemen zu kämpfen", erklärt Klaus Eicher und meint die Verkleinerung der Gemeinden und Bauschäden an der Kirche.

In Zukunft soll die Partnerschaft wieder belebt werden. Ein erster Schritt ist schon getan: In zwei Wochen fahren sechs Mitglieder der Kreuzkirchengemeinde zu einem Gegenbesuch nach Ludwigshafen.