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Der berühmte «Klick» weckt Ehrgeiz und Tatendrang

Von SYLKE KAUFHOLD 20.04.2010, 18:24

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - "Bei uns ist sie in guten Händen", versichert Franziska Piekarek der Lehrerin. Simone Zeitfuchs weiß das längst und macht sich um die Zukunft ihrer Schülerin Jasmin Preußer keine Sorgen mehr. Denn in Franziska Piekarek, der Inhaberin des Zoo-Centers Köthen und ihrem Team hat diese Menschen gefunden, die sie gleichermaßen fördern, unterstützen und fordern werden. Im Sommer wird Jasmin dort eine Ausbildung zur Verkäuferin beginnen. Und ihre Chefin ist überzeugt, dass sie auch die weiterführende Qualifizierung zur Einzelhandelskauffrau schaffen wird. Auch Jasmin Preußer hat sich das fest vorgenommen.

Vor zwei Jahren sah dies noch ganz anders aus. Jasmin hatte von ihrer Realschule in Köthen in das Produktive Lernen nach Dessau gewechselt, in der Hoffnung, hier wenigstens den Hauptschulabschluss zu schaffen. "Ich war damals unreif, habe lieber Dummheiten gemacht statt gelernt", sieht es die 18-Jährige heute. Doch in den kleinen Lerngruppen und der ganz anderen Unterrichtsform mit viel Praxis sei alles anders gewesen. "Es hat klick gemacht bei mir, plötzlich war mir klar, dass ich etwas tun muss, will ich aus meinem Leben was machen." Das erste Zeugnis sei noch schlecht gewesen. "Aber dann wolle ich zeigen, dsas ich kann, wenn ich will."

Das hat Jasmin in den zwei Jahren, in denen sie das "Produktive Lernen" besuchte, eindrucksvoll getan. Ihren Hauptschulabschluss wird sie auf jeden Fall schaffen - und wie es aussieht, könnte es sogar mit "sehr gut" klappen. "Jasmin hat einen sehr starken Willen", anerkennt auch ihre Lehrerin Simone Zeitfuchs Jasmins Leistung. Sie habe von Anfang an zielstrebig gearbeitet und sich nie hängen lassen. Natürlich lief auch bei Jasmin nicht immer alles glatt. "Waren kritische Worte notwendig, hat sie diese auch angenommen."

Franziska Piekarek bestätigt das. "Sie lässt sich leiten", so ihre Erfahrungen mit der Praktikantin. Für ein Schülerpraktikum hatte Jasmin im vorigen Jahr an ihre Ladentür geklopft, "weil sie nichts anderes gefunden hat", wie sie offen erzählt hatte. Doch schon bald machte ihr die Arbeit Freude, zeigte sie zunehmend Engagement und Eigeninitiative. Manchmal gar zu viel. Kurzum: Jasmin wollte gar nicht wieder weg und bat darum, eine Ausbildung machen zu dürfen. "Wir kannten Jasmin mit all ihren Stärken und Schwächen, wussten, dass sie zu uns passt und wollten sowieso einen Azubi einstellen. Warum also nicht sie", schildert Franziska Piekarek den Entscheidungsprozess. "Junge Menschen brauchen doch eine Chance", findet sie. Aber viele Unternehmen würden Schülern wie Jasmin diese nicht geben, weiß sie auch. "Deshalb ist es gut, wenn es Möglichkeiten gibt, die Schüler kennenzulernen und ihre Entwicklung mitzuerleben", hält sie das Produktive Lernen für eine gute Sache. Auch Jasmin ist froh über diese Chance. "In meiner alten Schule hätte ich es nicht geschafft", ist sie überzeugt. "Aber hier war es ein anderes Lernen und die Mischung mit der Praxis war genau richtig für mich."

Informationsveranstaltung zum "Produktiven Lernen" für Schüler und Eltern am 5. Mai, 18.30 Uhr, Sekundarschule "An der Stadtmauer", Mauerstraße 35.

Anmeldungen sind möglich unter Telefon 0340 / 5 16 89 28 oder persönlich.