Das Gefängnis ist Geschichte Das Gefängnis ist Geschichte: Was wird aus der JVA Dessau?

Dessau - Das Aus kam nach 129 Jahren: Am 11. Mai 2015 sprach sich der Rechtsausschuss des Landtages mit knapper Mehrheit für die Schließung der Dessauer Justizvollzugsanstalt aus. Im Juli folgte der Beschluss des Landtages. Nach und nach wurden dann im Sommer die Insassen der Dessauer Justizvollzugsanstalt an andere Standorte des Landes verlegt. Im September wurden die Türen der Anstalt verschlossen. Seit Mitte Dezember gehört das 15 000 Quadratmeter große Areal mit rund 11 000 Quadratmetern Gebäudeflüchen nicht mehr zum Ministerium für Justiz, sondern steht unter der Verwaltung des Ministeriums für Finanzen. Das ordnet es dem Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt (BLSA) zu. MZ-Redakteurin Annette Gens fragte, wie es nun weitergeht. Sie sprach mit Thomas Hüttl, Mitarbeiter des Sachbereichs Bewirtschaftung des Bau- und Liegenschaftsmanagements Sachsen-Anhalt (BLSA).
Am 15. Dezember erfolgte die Übergabe in Ihre Hände. Wie genau muss man sich das vorstellen?
Hüttl: Wir hatten im Vorfeld signalisiert, dass wir das Objekt besenrein übernehmen wollen. Und so ist das auch gekommen. Die Mitarbeiter des Justizbereichs haben sich alle Mühe gegeben. Es gab keine Beanstandungen. Schließlich hab ich dann die Schlüssel bekommen. Das war es. Mehr war da nicht. Die Übergabe verlief unspektakulär.
Im Vorfeld der Übernahmen durch die BLSA war schon einmal die Rede von einer weiteren Verwendung des Objekts als Flüchtlingsheim...
Hüttl: Es gab durch unsere Behörde deshalb im Oktober eine erste Begehung der Anstalt. Wir wollten herausfinden, welche Veränderungen erfolgen müssen, würde die JVA vorübergehend als Flüchtlingsaufnahme des Landes genutzt werden. Auf der Grundlage unserer Zuarbeit konnte in Magdeburg eine Entscheidung getroffen werden. Und die betraf bekanntlich nicht Dessau.
Mitten im Herzen Dessaus steht nun eine riesige Landesimmobilie leer. Kennen Sie Pläne, wie es mit dieser weitergehen könnte?
Hüttl: Das ist nicht meine Aufgabe, darüber nachzudenken, sondern die anderer Abteilungen unserer Behörde. Die Kollegen werden sich im neuen Jahr darüber Gedanken machen, wie das Gelände genutzt werden könnte. Und sie werden sicherlich mehrere Möglichkeiten in Betracht ziehen. Das ist ähnlich wie bei anderen Vollzugsanstalten, die früher aufgelöst worden sind.
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Die wievielte Vollzugsanstalt ist es, die die BLSA jetzt in Obhut hat?
Hüttl: Für mich ist es das dritte Objekt, in dem ich eine Übernahme miterlebt habe. Ich war schon in Magdeburg und auch in Naumburg dabei.
Was ist aus diesen Objekten geworden?
Hüttl: Das kann ich nicht sagen. Denn meine Aufgabe besteht darin, für Sicherheit und Ordnung in den uns anvertrauten Objekten zu sorgen. Konkret sieht das so aus: Bisher war der Justizvollzug dafür zuständig, dass vor der Anstalt Sauberkeit herrscht und falls notwendig im Winter der Winterdienst erfolgt, der Rasen im Frühjahr, Sommer und Herbst gepflegt wird. Wir haben inzwischen einen Hausmeisterdienst mit diesen Aufgaben betraut. Ein Hausmeister wird künftig einmal in der Woche in den Häusern nachschauen, ob alles in Ordnung ist und andererseits die Anliegerpflichten erledigen. Er wird das solange tun, bis eine Lösung beziehungsweise eine anderweitige Nutzung für das Objekt gefunden wird.
Mitten in der Justizvollzugsanstalt befindet sich eine Turnhalle. Kann die perspektivisch von den Dessauern öffentlich genutzt werden?
Hüttl: Das ist eher unwahrscheinlich. Denn auf einem kleinen abgegrenzten Teil des Areals leben sogenannte Freigänger der Justizvollzugsanstalt Halle, Außenstelle Dessau. Diese nutzen auch weiterhin die Turnhalle, um Sport zu treiben.
Auf dem Areal ist mit Mitteln des Konjunkturpakets II eine neue Werkhalle gebaut worden. Was wird mit diesem Gebäude?
Hüttl: Sie steht momentan leer. Aber sie wäre natürlich ideal für einen Handwerksbetrieb. Doch man muss zunächst überlegen, wie man dieses Objekt getrennt vermarkten kann. Und dann steht die Frage, ob Handwerker in der Stadt an dem Objekt überhaupt Interesse haben.
Welche Schwierigkeiten sehen Sie generell, den Komplex zu vermarkten?
Hüttl: Das alte ehemalige Gerichtsgebäude wird in Teilen noch vom Gericht genutzt. Das bedeutet, man muss bei einer Umnutzung des Hauses überlegen, ob die Versorgung mit Strom, Wasser und Fernwärme getrennt werden kann. Momentan liegen alle Medien noch an.
Wie erfährt man, ob das Objekt zum Verkauf steht?
Hüttl: Spätestens dann, wenn am Areal eine Verkaufsofferte angebracht wird. (mz)