Mord-Prozess Yangjie Li Chinesische Studentin Yangjie Li in Dessau ermordet: Cousine der Angeklagten Xenia I. lehnte Sex zu dritt ab
Dessau - Die Frage kam am Tag, bevor Yangjie Li joggen ging und nicht mehr zurückkehrte. Am 10. Mai schickte Xenia I. eine Nachricht an ihre Cousine: „Was würdest du eigentlich zu einem Dreier sagen?“ Die Antwort kam sofort: „Nee, mache ich nicht.“
Die Cousine sagte am Dienstag im Mordprozess Yangjie Li als dritte und letzte Zeugin aus und gab einen Einblick in die Beziehung von Xenia I. und Sebastian F. Die beiden 21-Jährigen sind am Landgericht Dessau wegen gemeinschaftlichen Mordes und Vergewaltigung angeklagt.
Offene Fragen im Mordprozess Yangjie Li: Nebenklage fordert neue Auswertung von Handydaten
Einiges in diesem Indizienprozess ist noch unklar. Auch deshalb beantragte die Nebenklage am vierten Prozesstag, dass die Handys der beiden Beschuldigten erneut ausgewertet werden. Insbesondere gehe es um die Wiederherstellung gelöschter Daten.
In seinem Beweisermittlungsantrag erklärte der Berliner Rechtsanwalt Tilmann Scheffner, dass die Handys „aufgrund technischer Begrenzungen nicht vollständig ausgelesen werden konnten“.
Möglicherweise seien aber Fotos und Videos im Zusammenhang mit dem Opfer Yangjie Li gemacht worden.
Cousine von Xenia I. war selbst zweimal mit dem Angeklagten liiert
Gesprächsverläufe dieser drei Telefone dienten am Dienstag bereits dazu, die Erinnerungslücken der Cousine als wichtige Zeugin zu füllen. Sie war selbst zweimal mit dem Angeklagten liiert, es habe keine Probleme gegeben.
Nachdem sie sich 2012 von ihm trennte, kam Xenia I. mit Sebastian F. zusammen. Die drei waren seit Ende 2015 gut befreundet. „Harmonisch“ sei die Beziehung gewesen, das behauptete die Zeugin zunächst.
Doch nach bohrenden Fragen fiel ihr doch einiges ein - auch, weil die Chat-Verläufe und frühere Aussagen bei der Polizei anders waren. So hatte ihr Sebastian F. immer wieder Nachrichten mit sexuellen Vorstellungen und Aufforderungen geschickt. Mitte April fragte Sebastian F. auch direkt nach Sex zu Dritt. Sie habe abgelehnt, sagt die Zeugin. „Beziehung nein, aber Sex ja - so kam er die ganze Zeit rüber.“
Mordfall Yangjie Li: Cousine berichtet von Beziehungsproblemen bei tatverdächtigem Paar
Damals hatte das Paar unabhängig voneinander über Probleme geklagt. „Xenia hatte Angst, dass er sie verlässt“, berichtete die Cousine. „Beide haben gesagt, dass es im Bett und in der Beziehung nicht so läuft.“ Ob sie etwas zu Internetseiten mit Sexualpraktiken mit Asiatinnen wisse, wollte Staatsanwalt Ulf Lenzner wissen. Das verneinte die Zeugin.
Am 10. Mai schrieb Sebastian F., dass er „keinen Bock mehr“ habe. Am Nachmittag machte Xenia I. in einer Nachricht Suizid-Andeutungen, am Abend kam dann die Frage zu Sex zu Dritt. „Ein Schock war das schon, das hätte ich nicht von ihr gedacht“, sagte die Cousine. Das Thema sei nie wieder aufgetaucht, auch nicht in den drei Tagen danach, in denen sich die drei immer wieder trafen. Das Paar habe ganz normal gewirkt.
Zogen Tatverdächtige im Mordfall Yangjie Li überstürzt aus der Wohnung?
Yangjie Li war in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai brutal vergewaltigt und schwer misshandelt worden, sie starb am Hinterhaus der Johannisstraße 7. In das Vorderhaus waren Sebastian F. und Xenia I. im Frühjahr dieses Jahres gezogen. Die Cousine erinnerte sich vor Gericht, sich über die plötzlichen Auszugspläne gewundert zu haben.
Wann genau sie das erfahren hat, wisse sie nicht, um den 11. oder 12. Mai herum. „Ich dachte, das war wegen Schimmel in der Wohnung, das hat mir Xenia mal erzählt.“ Umgezogen war das Paar dann am 21. Mai. Ob Schimmelbefall der wahre Grund oder es ein überstürzter Auszug nach einem Verbrechen war, ist eine der wichtigen Fragen im Prozess.
Der Cousine habe das Paar erzählt, sie müssten keine Kündigungsfrist einhalten, das sei mit dem Vermieter geklärt. Der Hausverwalter erklärte jedoch am Dienstag, damals nichts von einem Umzug gewusst zu haben. „Es gab keine Kündigung. Die Miete war auch für den Juni noch bezahlt.“
Von Schimmel habe ihm aber Xenia I. Anfang Mai berichtet: Die Blutwerte ihres Freundes seien schlecht, der Arzt schließe auf Schimmelpilz als Ursache. „Es gab dazu nie Nachweise. Auch in der Wohnung hatte der Handwerker keinen Befall erkannt.“
Mordprozess Yangjie Li: Bilder von Überwachungskamera werden ausgewertet
Die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt. Dann geht es unter anderem um die Auswertung der Überwachungskamera des Antiquitätengeschäfts im Erdgeschoss. Deren Bilder sollen auch Xenia I. und Yangjie Li vor dem Eingang zur Johannisstraße 7 zeigen. (mz)