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Anhaltisches Theater  Charlie Chaplins Stummfilm "Goldrausch" im Anhaltischen Theater Dessau vertont

Von Ute König 01.04.2016, 15:49
Bei der Vertonung des Brötchentanzes muss das Timing genau stimmen.
Bei der Vertonung des Brötchentanzes muss das Timing genau stimmen. Roy Export Company S.A.S

Dessau - Samstag ist Kino-Tag. Am 2. April ab 19 Uhr aber mal im großen Haus des Anhaltischen Theaters. Auf ganz großer Leinwand zu sehen ist „Goldrausch“ von und mit Charlie Chaplin - und „mit erstklassigem Sound“, betont Daniel Carlberg, kommissarischer Generalmusikdirektor. Denn die Musik zur Stummfilmkomödie kommt live von der Anhaltischen Philharmonie.

Üblicherweise gibt Daniel Carlberg als Dirigent den Takt an. Am Samstag muss er sich danach richten, was im Film gerade passiert. Damit Charlie Chaplin beim berühmten Brötchentanz die auf gespießten Backwaren auch exakt im Takt schwingt, braucht es ein gutes Timing.

Schüsse und andere Effekte sind ebenfalls vertont. Die müssen erst recht sitzen. „Man muss die Übergänge gut erwischen“, erklärt Carlberg. Der Dirigent darf den Einsatz keinesfalls zu früh oder zu spät geben, „sonst wird es ein Rumgeeiere“. Er ist aber gut vorbereitet, ebenso die Partitur.

Etliche Male angeschaut

Vorab hat sich Carlberg den Film etliche Male angeschaut. Time-Codes und kurze Stichpunkte zu den Szenen in den Noten geben Orientierung. Außerdem hat Carlberg ja während der Vorstellung den direkten Blick auf die Leinwand. Die Musiker hingegen sitzen im Orchestergraben und sehen außer dem Dirigenten gar nichts. „Die Musik ist vertrackt genug, die sollen sich auf die Noten konzentrieren“, scherzt Carlberg.

Charlie Chaplin war Autor, Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller in dem Stummfilm aus dem Jahr 1925. 1942 hat er ihn für eine Wiederveröffentlichung nachträglich mit Dialogen und einer selbst komponierten Musik versehen. Diese spielt die Anhaltische Philharmonie am Samstag in der Einrichtung für großes Orchester von Timothy Brock von 2007.

„Es kennt ihn fast jeder.“

„Es ist Musik, die der Szene dient“, sagt Carlberg. Das sei aber nicht unbedingt abwertend gemeint und im Belcanto ganz ähnlich. Die Musik als Filmmusik findet er gut gelungen. Chaplin habe ein gutes Gespür dafür, die Stimmungen und den Charakter der Szenen in Musik umzuwandeln. „Schon der Wintersturm am Anfang ist ein gutes Beispiel dafür.“ Da seien nahezu die einzelnen Flocken in Noten umgewandelt.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Anhaltische Philharmonie einen Film vertont. In kleinerem Umfang war es bereits Teil von „Staging The Bauhaus“ der Fall. Jetzt wagt man sich an große Streifen, „Goldrausch“ gilt als Pilotprojekt und wird deshalb nur ein Mal aufgeführt.

„Der Film ist ein leichter Einstieg“, meint Carlberg. „Es kennt ihn fast jeder.“ Zieht es am Samstag viele Leute ins große Haus, soll auch in den kommenden Spielzeiten jeweils ein Stummfilm von der Anhaltischen Philharmonie vertont werden - und dann vielleicht ja auch mit Wiederholung.

Tickets kosten zwischen 7 und 32 Euro unter Tel.: 0340/2511333, an der Theaterkasse oder online. (mz)