Bühne für harte Jungs Bühne für harte Jungs: Der "Grüne Baum" in Dessau-Kochstedt wird zum "Home of Rock"

Dessau - Als die Nachbarn kamen, meinte der Wirt, sie warnen zu müssen. Auf der Bühne des „Grünen Baums“ spiele zwar eine irische Band, aber keinen Irish Folk, sondern Hardrock. Die beiden Gäste, in den 70ern, ließen sich nicht beirren - und haben mitgefeiert. „Gut“, sagt Andreas Schmidt ein viertel Jahr nach dem Auftritt von Samarkind über die beiden Besucher, „eigentlich ist das die Generation, die mit Rockmusik aufgewachsen ist.“
Der „Grüne Baum“ gehört zu einer vom Aussterben bedrohten Gattung in der Gastronomie. Hier ist rein nichts hip. Schmidt würde keine Spare Ribs servieren. Warum auch, es gibt schließlich Rippchen.
„Das ist ein ganz besonderer Ort“, glaubt Ralf Zaizek: Total authentisch, voll schrulligem Charme, cool. Und ein Erlebnis für Rockmusiker aus der halben Welt, die seit ein paar Monaten im Saal vom „Grünen Baum“ auftreten. Hier nämlich hat das zuvor vagabundierende „Home of Rock“ inzwischen seine Heimat gefunden.
Als der Beatclub schloss, war Zaizeks „Home of Rock“ plötzlich obdachlos
Zaizek, Jahrgang 62, ist Geschäftsführer beim Roten Kreuz in Dessau und seit seiner Jugend unheilbar befallen vom Virus Rockmusik. 8.000 (in Worten: achttausend) Platten und CDs hat er gesammelt, fährt jährlich zu 20 Konzerten und Festivals in Deutschland, dazu besucht er noch zwei, drei weitere in Europa. Er lernte Musiker kennen, sprach sie an, und staunte: Die waren ganz bodenständig, höflich, fröhlich.
Selbst ein Typ wie Geoff Tate, der mit der Metalband Queensrÿche 20 Millionen Alben verkaufte und kurz vor Weihnachten im „Grünen Baum“ auftrat und wiederzukommen versprach.
Als der Beatclub schloss, war Zaizeks „Home of Rock“ plötzlich obdachlos. Er rief bei Schmidt an - und rannte offene Türen ein. „Man glaubt nicht, was der für ein Musikkenner ist“, muss Zaizek anerkennen.
Noch ist das „Home of Rock“ weit davon entfernt, Massen anzulocken
Schmidt hat immer wieder Musiker auf seine Bühne geholt, Jazzer sogar wie den Gitarristen Joe Sachse und den Tubisten Pinguin Moschner. „34 Leute waren da, ich erinnere mich gut“, lacht Schmidt.
Noch ist das „Home of Rock“ weit davon entfernt, Massen anzulocken, obwohl gelegentlich Leute durch die halbe Republik reisen, um ihre Band zu sehen. Im „Grünen Baum“ zu Kochstedt. Und denen Zaizek dann gern empfiehlt, vorher in der Gaststätte ein Schnitzel zu essen. „So ein richtig geklopftes, nichts aus Formfleisch.“
Einen Mitstreiter hat Zaizek in Daniel Kutsche gefunden. Die beiden sind befreundet, und als Zaizek ein erstes Festival veranstaltete, gab Kutsche den VIP-Fahrer.
Inzwischen kümmert sich Kutsche mehr um die Grafik des „Homes“, um die Website, Plakate und - ganz wichtig - Eintrittskarten. „Nicht so etwas wie aus dem Drucker.“ Sondern so, wie es früher einmal war: Eine Karte, eigens für jedes Konzert gestaltet, „die man sich danach an den Kühlschrank pappen kann“. (mz)
Das „Home of Rock“-Programm der nächsten Monate im „Grünen Baum“ Kochstedt:
8. März: Ammunition (SWE), Melodicrock
6. April: Jimmy Gee (D), Blues & Rock
18. April: Maverick (GB), Melodicrock
17. Mai: rebelHot (D) , Classicrock
22. Juni: Jackie Venson (USA), Bluesrock
Mehr Infos gibt es unter www.homeofrock.live