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Buchprojekt Buchprojekt: Roßlauer Kutter verewigt

Von Heidi Thiemann 09.04.2013, 17:48
Hans Friedrich mit dem Buch aus Schweden. Die Schiffswerft Roßlau hatte Fischkutter in alle Welt geliefert, über 40 gingen nach Schweden. Darüber wird im Buch „Ståltrålare“ berichtet.
Hans Friedrich mit dem Buch aus Schweden. Die Schiffswerft Roßlau hatte Fischkutter in alle Welt geliefert, über 40 gingen nach Schweden. Darüber wird im Buch „Ståltrålare“ berichtet. W. Flohr Lizenz

Rosslau/MZ - Was für eine Überraschung kurz nach Ostern! In der Post war ein Päckchen aus Schweden und Hans Friedrich ein wenig aufgeregt. „Was werden sie wohl draus gemacht haben“, dachte er sich und hielt „Ståltrålare“ in der Hand. Ein Buch über stählerne Fischkutter in Schweden, von denen auch etliche aus der Elbewerft Roßlau stammen. Und ein wenig hat auch Friedrich zum Entstehen des Buches beigetragen - gemeinsam mit Dieter Herrmann und Kersten Hirschmann vom Schifffahrtsmuseum Roßlau.

Vor gut zwei Jahren, im Mai 2011, haben die drei Roßlauer ein schwedisches Duo nach besten Kräften unterstützt: Lennart Bornmalm, Professor an der Universität Göteborg, und Bo Starmark, pensionierter Oberstudienrat und ehemaliger Schwedisch- und Deutschlehrer. Bornmalm, der sich in seiner Freizeit mit Schiffbau beschäftigt und mit weiteren Autoren bereits ein Buch über schwedische Fischkutter aus Holz herausgebracht hat, recherchierte nun für sein nächstes Vorhaben: Ein Buch über stählerne Fischkutter. Ein jedes Schiff der schwedischen Fischkutterflotte, kündigte er damals an, solle mit Baunummer, Name, Kiellegung, Stapellauf, Überführung und Ablieferungsdatum erwähnt werden. „Jetzt“, schrieben Bornmalm und Starmark in ihrem Brief, den sie dem Buch beilegten, „ist der erste Teil unseres Buches geschrieben.“ Der erste Teil umfasst die Jahre 1959 bis 1965. Ein zweiter Teil ist geplant, weshalb die Schweden einen erneuten Besuch in Roßlau im Herbst angekündigt haben, um weiteren Stoff zu sammeln.

Die schwedische stählerne Fischkutterflotte ist groß. 55 Kutter wurden in Schweden selbst gebaut, 15 hatte 1961/62 die Ernst-Thälmann-Werft in Brandenburg hergestellt und 41 liefen (1964 bis 69) in Roßlau vom Stapel, wurden über Hamburg und Rostock nach Schweden geliefert. Aber auch Werften in den Niederlanden oder Norwegen bauten Kutter.

„Noch heute“, schwärmt Bornmalm, „haben die Roßlauer Kutter einen hervorragenden Ruf“, denn sie sind von bester Qualität. Allerdings etwas über sie in Erfahrung zu bringen, war schwierig, denn in Brandenburg und in Roßlau gab es kein Archiv, weil im DDR-Schiffbaukombinat Rostock alle Fäden zusammenliefen. Dennoch konnten die Männer vom Roßlauer Museum bzw. Kameraden vom Schifferverein helfen. Und Hans Friedrich, der fast 50 Jahre in der Roßlauer Werft gearbeitet hatte, zuletzt als Personal- und Produktionsleiter, vermittelte den Kontakt zu Dietrich Strobel nach Wolgast, der das Archiv des früheren Kombinats geleitet hatte. Strobel, der u.a. Mitautor des Buchs „Schiffbau zwischen Elbe und Oder“ ist, konnte ebenfalls weiterhelfen.

Die Autoren, stellt Hans Friedrich anerkennend fest, haben einen beeindruckend umfangreichen ersten Teil von „Ståltrålare“ herausgebracht. Neben den technischen Daten finden sich die Lebensläufe der Schiffe (mit Verkäufen, Besitzerwechsel, eventueller Stilllegung), darunter aller Brandenburger und neun der in Roßlau vom Stapel gelaufenen Kutter. Der Großteil der Roßlauer Schiffe aber wird im zweiten Teil behandelt werden. Friedrich freut sich darauf, auch dieses Buch unterstützen zu können. Wenn Lennart Bornmalm und Bo Starmark wiederkommen, soll ein Forum mit früheren Mitarbeitern der Roßlauer Schiffswerft organisiert werden. „Die können dann aus erster Hand erzählen, wie die Fischkutter für Schweden gebaut wurden.“

Die GG 928 Bohuslän lief 1964 in Roßlau vom Stapel.
Die GG 928 Bohuslän lief 1964 in Roßlau vom Stapel.
W. Flohr Lizenz