Buchhandlung im Bauhaus Buchhandlung im Bauhaus: Schlichte Noblesse leuchtet heute noch zeitlos
Dessau/MZ. - Edle Nachbauten der Firma Tecnolumen zu Entwürfen von Marianne Brandt sind in der Buchhandlung im Bauhaus zu sehen. Am 1. Oktober 1893 ist sie in Chemnitz geboren, 1983 starb Brandt einsamer, als es die schlichte Noblesse der Leuchten erwarten lässt. Marianne Brandt studierte Malerei an der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule Weimar. Als dort 1919 das "Staatliche Bauhaus" gegründet wurde, gehörte sie nicht zu den Lehrmädchen der ersten Generation. Mit ihrem Mann Erik bereiste sie Norwegen und Frankreich.
Nach Weimar zurückgekehrt, vernichtete sie 1923 ihre bildnerischen Arbeiten und besuchte den Vorkurs am Bauhaus. Auf Anraten von László Moholy-Nagy trat sie 1924 in die Metallwerkstatt ein. Im "Brief an die junge Generation" schrieb sie: "Zuerst wurde ich nicht eben freundlich aufgenommen: Eine Frau gehört nicht in die Metallwerkstatt, war die Meinung". Doch schon 1924 entwarf sie legendäre Klassiker wie das Kaffee- und Teeservice MT 50-55a. Das Service aus getriebenem Silber mit Griffen aus Ebenholz gehört zu den edelsten Produkten der Metallwerkstatt, fernab dem Vorhaben, Modelle für die Industrie zu entwerfen.
Dem kamen die Lampen von Wilhelm Wagenfeld und Marianne Brandt näher. Die Kooperation mit der Firma Körting & Mathiesen, bekannter unter dem Namen "Kandem", ging wohl auf Aktivitäten Marianne Brandts zurück. Als Moholy-Nagy das Bauhaus verließ, leitete sie für ein Jahr die Metallwerkstatt. 1929 ging auch Marianne Brandt und arbeitete kurze Zeit im Bauatelier Gropius in Berlin und bis 1932 in den Ruppelwerken Gotha. 1933 zog sie sich ins Elternhaus nach Chemnitz zurück.
In der jungen DDR war Marianne Brandt an der Hochschule für Werkkunst Dresden und am Institut für industrielle Formgestaltung Berlin tätig. 1954 kehrte sie endgültig nach Chemnitz zurück. Schon während des Krieges malte sie wieder. An die Hochzeit der 20er Jahre konnte Marianne Brandt jedoch nicht wieder anknüpfen.
Zu den gezeigten Lampen der Ausstellung gehört der Klassiker, die Deckenlampe DMB 26 aus vernickeltem Messing und Opalglas. Vormals wurde die Lampe (ME 27) aus Aluminium gefertigt. Neben Variationen dieser Lampe, Pendelleuchten und dem ebenfalls legendären Aschenbecher mit Kippvorrichtung werden auch Wagenfeld-Lampen präsentiert. Dazu gehört die "Bauhausleuchte" per excellence, die Tischlampe WA24. Was hier erstrahlt, ist zeitlos schön. Dabei war das Bauhaus in der Gesamtheit doch ein wenig bunter. Zum Klassiker wurde oft erst das Re-Design und bunt sind heute vor allem die Preise.
"Marianne Brandt", Hrsg. Hans Brockhage, Chemnitzer Verlag; "Marianne Brandt - Fotografieren am Bauhaus", Hrsg. Elisabeth Wynhoff, Hatje Cantz Verlag