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Brückenbau Brückenbau: Meißelstakkato im Regenrauschen

Von Matthias Bartl 12.09.2003, 17:16

Köthen/MZ. - Nachtarbeit ist aber angesagt. Und Zeit, sich bei Regen in den Bauwagen zu setzen, hat man nicht - die Brücke muss abgetragen und neu aufgebaut werden. Zeit: 31. Dezember 2003. Das sind eigentlich nur noch ein paar Wochen für Bauleiter Frank Meier, Polier Axel Sperl und ihre Leute von der Osterburger Ostbau GmbH. Nur noch ein paar Wochen für Bauoberleiter und Bauüberwacher Dirk Papke, für Kerstin Schulz vom Bahn Controlling Management und Ralf Gehre, den Sicherheitskoordinator. Kurze Wochen, die lange Tage haben.

Denn - wie gesagt - nachts wird abgerissen, zwischen 23.30 und 3 Uhr. Zeit ohne Züge. Zeit für Bagger und Bauleute. Zahlenmensch Papke rechnet fix aus, was anfällt: 600 Kubikmeter Beton müssen weg, 900 Kubikmeter Beton werden für die neue Brücke gebraucht. 55 Tonnen Stahl sind abzubrechen. 105 Tonnen Beton und Stahl kommen wieder rein. 60 Tonnen soll die neue Brücke mal tragen - die alte war zuletzt noch für 16 Tonnen zugelassen. Aus gutem Grund: Der Meißel am Bagger, der Vibrationen wie in einem Erdbebengebiet und Geräusche wie bei einem Heavy-metal-Konzert erzeugt, zerbröselt den Beton fast mühelos. "Marode", sagt Papke lakonisch.

Unterm Beton wird von den Profi-Abreißern aus Schönebeck - die Ostbau GmbH sieht zu, immer regionale Firmen mit einzubeziehen, auch Köthener sind mit im Boot - ein Stahlträger nach dem anderen freigelegt. Irgendwann werden sie mit dem Schneidbrenner zerlegt und abtransportiert. Aber noch nicht in dieser Nacht. Da ist der Beton dran. Und das Brückengeländer. Das sich die Kreisstraßenmeisterei beiseite legt, irgendwo wird man es gebrauchen können. Der abgefräste und -gemeißelte Brückenbelag wird als Befestigung für den Bankettbereich an der Straße Kleinzerbst-Abzweig Susigke dienen. "Da kommt nichts um", meint Ernst Asten, Chef der Behörde.

Auch Asten hat Zahlen zur Brücke parat. Alles in allem wird das neue Schmuckstück etwa 1,2 Millionen Euro kosten. 51,7 Prozent der Summe sind Anteil des Landkreises, der allerdings seinen Anteil zu 90 Prozent gefördert bekommt. Die übrige Summe kommt von der Bahn AG. Asten freut sich heute noch, dass der Landkreis seinerzeit gerade noch in die Sonderbauförderung "reingerutscht" ist. Irgendwann im späten Dezember 2002 - "ein Weihnachtsgeschenk". Schon 1995 hatte die Kreisstraßenmeisterei dem 1920 entstandenen und in den 30-er Jahren umgebauten Bauwerk Schonung verordnen müssen, hatte zur Sicherheit die Fahrbahn eingeengt und die Höchstgeschwindigkeit reduziert.