Briefe aus dem Gelehrtenleben
Dessau/MZ. - Ein biographischer Aufsatz derProfessorin erschien 1999 in derSchriftenreihe der Moses-Mendelssohn-Gesellschaft. Jetzt hat die Gesamtherausgeberin der Gesammelten Schriften von Moses Mendelssohn der Gesellschaft ein Geschenk gemacht, welches das Leben und die geistige Vielseitigkeitdes Mosche in Dessau, des "Sokrates des 18. Jahrhundert" bestens illustriert. "Einsichten" heißt der gerade in der edition RK, Roland Krawulsky erschienene Band, der ausgewählte Briefe von und an MosesMendelssohn enthält. Herausgegeben wurde er von Eva J. Engel in Zusammenarbeit mit Bernd Ulbrich
und der Moses-Mendelssohn-Gesellschaft. Bevor das druckfrische Buch am Freitag im NH-Hotel zur Eröffnung des diesjährigen Herbstseminars der Gesellschaft vorgestellt wurde, hatte Kulturamtsleiter Gerhard Lambrecht die Herausgeberin gebeten, sich in das Ehrenbuch der Stadt Dessau einzutragen. Zu einem solchen Anlass ertönt Musik: Irina Woronkina spielt Violine und Wolfgang Kind Klavier. Am Tisch sitzen Regula Steiner-Tomic und Ulrich Westermann vom Anhaltischen Theater und lesen eine Auswahl der ausgewählten Briefe. "Meine Lebensumstände sind von so geringer Erheblichkeit, daß ich Ihren Lesern keine sonderliche Unterhaltung davon versprechen kann", schrieb Mendelssohn 1774 an Johann Jakob Spiess. Der, wie Engel sagt, "einzige Versuch einer Autobiographie" ist äußerst knapp, ein beredtes Zeugnis der Bescheidenheit.
Neben Einleitung, Zeittafel und Stammbaum finden sich im Buch Korrespondenzen mit Lavater, der Mendelssohn aufforderte, sich zum Christentum zu bekehren und natürlich mit Lessing. Auch der Nekrolog auf Lessing, der Brief an dessen Bruder Karl Gotthelf ist abgedruckt: "Er schrieb Nathan den Weisen, und starb", heißt es da. "Er konnte nicht höher steigen." Weitere Themen sind: "Über Religion", oder "Als Jude unter Friedrich II".
Mit diesem Buch habe Engel der Gesellschaft etwas in die Hand geben wollen, mit dem diese zeigen könne, "für wen man sich einsetzt". Denn noch immer werde der Einfluss des jüdischen Gelehrten etwa auf die deutsche Literatur des 18. Jahrhunderts nicht umfassend gewürdigt. Exemplarisch seien hier Mendelssohns "Betrachtungen über das Erhabene und Naive in den schönen Wissenschaften" genannt, die Schiller maßgeblich beeinflusst hätten.
1762 erhielt Mendelssohn in Berlin Niederlassungsrecht und Heiratserlaubnis. Im gleichen Jahr schenkte er seiner Braut zum Purimfest ein "Histörchen": Ein Schüler bittet Sokrates, weil er nichts andres besäße, sich selbst ihm schenken zu dürfen. Der Meister rät: "Bemühe dich, so gut zu werden, daß Deine Person das angenehmste Geschenk werden mag." Jetzt ist dieses Buch ein Geschenk.
ISBN 3-934388-22-1; Preis liegt noch nicht vor