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Breakdance-Film lockt rund 300 Besucher in die Brauerei

Von Oliver Schröter 24.06.2007, 18:15

Dessau/MZ. - Auf dem Programm des "Leo-Lichtspiels" stand die Anhaltpremiere von "Here we come" (die MZ berichtete). Ein Dokumentarfilm, der die Breakdance-Szene in der DDR von den frühen Achtzigern bis zur Wende und bis in die Gegenwart hinein skizziert. Das Besondere: Die Szene hat einen maßgeblichen Teil ihrer Wurzeln in Dessau, viele der ostdeutschen Breakdance-Pioniere saßen im Publikum und auch der junge Filmemacher Nico Raschick ist gebürtiger Dessauer.

Eine Heimatpremiere also, denn "Here we Come" läuft seit vergangenem Herbst zwar sehr erfolgreich auf nationalen und internationalen Festivals, bisher aber noch nicht im Kino. So sahen viele Mitwirkende, alte Freunde und Familienmitglieder die Geschichte ihrer Jugendbewegung zum ersten Mal auf der großen Leinwand. In 90 Minuten erzählen Raschick und seine Protagonisten eine Geschichte der DDR aus einem bisher kaum gekannten Blickwinkel. Eine Generation, hineingeboren in die engen Grenzen eines von der Mangelwirtschaft geplagten sozialistischen Landes entdeckt für sich eine Jugendkultur des Klassenfeindes Amerika und lebt diese mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln exzessiv aus. Zahllose Zeitzeugen, bisher ungesehenes Videomaterial aus Archiven und Massen von Fotos hat Nico Raschick für seinen Film aufgespürt, ausgewertet und mit neuen Aufnahmen kunstvoll zu einem emotional dichten und ehrlichen Porträt montiert. Das Publikum belohnte das mit Szenenapplaus und war eindeutig berührt und amüsiert.

In der anschließenden Gesprächsrunde zeigte sich Raschick einmal mehr beeindruckt von der Offenheit der Mitwirkenden: "Ein Grund für den Erfolg des Filmes ist die unpeinliche Art, mit der die Leute ihre sehr persönlichen Geschichten erzählen". Michel, einer der Hauptakteure des Films zeigte sich angesichts des überwältigenden Interesses ernsthaft gerührt: "Ich habe mich den ganzen Tag über versucht vorzubereiten und jetzt fühle ich mich wie vor 25 Jahren", gestand er Moderator William Knoop.

Im Anschluss fanden sich einige der Breakdancer von damals neben denen von heute auf der Tanzfläche des benachbarten Depots wieder.

Sebastian Völker vom Magazin "Leo" war überrascht von der Resonanz: "In Dessau weiß man ja nie genau, wie so etwas ankommt, dass das Interesse letztendlich aber so groß war, ist für uns natürlich eine wichtige Bestätigung". Über dreihundert Menschen hatte "Here we come" ins Kesselhaus gelockt. Wer am Sonnabend nicht dabei sein konnte, muss sich nun bis zum Herbst gedulden. Dann soll der Film auf DVD mit vier Stunden Bonusmaterial erscheinen.